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Corona-Krise: China soll Warnung vor Covid-19 sechs Tage verzögert haben

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Von: Tim Vincent Dicke, Daniel Dillmann

In einer investigativen CNN-Reportage werden harte Vorwürfe gegen China erhoben. Und gegen Donald Trump.

Update vom Dienstag, 26.05.2020, 15.30 Uhr: Xi Jinping, Präsident der Volksrepublik China, soll sich mit seiner Warnung an die Welt vor Covid-19 ganze sechs Tage lang Zeit gelassen haben. Das geht aus einer investigativen TV-Reportage des US-Nachrichtensenders CNN hervor.

Coronavirus in China: Ärzte aus Wuhan warnten im Dezember davor

Bereits Ende Dezember 2019 sollen Ärzte aus der Region Wuhan intern vor dem Coronavirus gewarnt haben. Doch erst am 14. Januar 2020, nachdem das Virus bereits in Thailand festgestellt wurde, bestätigte die chinesische  Regierung, dass es sich um einen Erreger handelt, der zu einer Pandemie führen kann.

Doch „es sollte noch einmal sechs Tage dauern, bis Chinas Präsident Xi Jinping die Welt warnte, dass China ein sehr großes Problem hat“, heißt es in dem Report. Einig sind sich die Reporter: China hat versucht, den Corona-Ausbruch zu vertuschen.

Corona-Krise: US-Präsident Donald Trump lobt China zunächst

Wer nun glaubt, US-Präsident Donald Trump hat mit all seiner Kritik an China in der Corona-Krise Recht gehabt, für den arbeitet der Report eine weitere Chronologie auf: Als das Coronavirus die USA erreichte und der erste Fall in Washington am 21. Januar publik wurde, da twitterte Trump drei Tage später ein Loblied auf Präsident Xi. „China hat sehr gute Arbeit geleistet, um das Coronavirus einzudämmen“, schrieb Trump und endete mit „Ich möchte mich bei Präsident Xi bedanken!“.

Corona-Pandemie: Unbelegte Vorwürfe gegen China

Update vom Freitag, 15.05.2020, 06.35 Uhr: In Washington vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem nicht Vorwürfe gegen China im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie geäußert werden. Jetzt legte Peter Navarro noch einmal kräftig nach. Navarro ist Handelsberater von Donald Trump.

China habe das Virus im November „wahrscheinlich in diesem Waffenlabor in Wuhan“ erschaffen, sagte Navarro dem Sender Fox News ohne auch nur die geringste Spur eines Beweises. Anschließend habe das Land das Virus „zwei Monate lang hinter dem Schutzschild der Weltgesundheitsorganisation versteckt“, Schutzausrüstung aus aller Welt „gehortet“, Menschen getötet und schließlich Profit aus der Krise geschlagen. „Jetzt versuchen Hacker der chinesischen Regierung, Informationen über die Impfung zu stehlen, damit sie sie zuerst herstellen können.“

Corona-Ursprung: Vorwürfe aus den USA gegen China belasten Beziehungen

Update vom Montag, 11.05.2020, 11.15 Uhr: Wo stammt der Corona-Erreger Sars-Cov-2 ursprünglich her? Aus China, so viel ist klar. Die Frage ist vielmehr, ob es einen natürlichen Ursprung hat oder vielleicht aus einem Virus-Labor in Wuhan stammt? 

Befeuert wurde diese zweite Theorie vor allem von den USA. US-Außenminister Mike Pompeo hat einmal sogar davon gesprochen, dass „überwältigende Beweise“ dafür gebe. Auch US-Präsident Donald Trump schlägt immer wieder in dieselbe Kerbe.

Doch diese Theorie existiert vor allem in den Köpfen und Trump und Pompeo. Zuletzt hatte die Coronavirus-Task Force des Weißen Hauses erklärt, dass das Virus höchstwahrscheinlich aus der Wildnis stamme und auf natürliche Weise vom Tier auf den Menschen übertragen worden sei, möglicherweise auf einem öffentlichen Markt.

Theorie vom Corona-Laborunfall in Wuhan könnte sich als Bumerang erweisen  

Das US-Außenministerium ist von Pompeos Anschuldigungen jedenfalls wenig begeistert. Wie „The Daily Beast“ vermeldete, belasten Pompeos Aussagen inzwischen sogar die diplomatischen Beziehungen zwischen dem US-Außenministerium und seinen Verbündeten. Ein Mitarbeiter erklärte gegenüber der Website, dass sich ihre Kollegen in Europa und Australien zuletzt äußerst frustriert gezeigt hätten. Pompeos Aussagen widersprächen nicht nur ihren  nachrichtendienstlichen Einschätzungen, sondern würden es den Ländern auch schwer machen, China dazu zu bringen, eine unabhängige Untersuchung zuzulassen. 

Die Furcht ist offenbar groß, dass hier eine ähnliche Blamage droht wie beim Irak-Krieg. Damals war eine Kommission zu dem Schluss gekommen, dass die US-Geheimdienste in fast allen Urteilen über die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak falsch gelegen hatten.  

„Wir wollen nicht in eine Situation geraten, in der wir all diese Dinge behaupten und dann später wieder dementieren müssen“, zitiert „The Daily Beast“ einen hochrangigen Beamten. „Das wird uns am Ende nur schwächen.“

Geheimdienste widersprechen Trump: Laborunfall in Wuhan „höchst unwahrscheinlich“

Update vom 05.05., 15.05 Uhr: Westliche Geheimdienste halten die Theorie von einem Laborunfall als Ursprung der Corona-Pandemie  für „höchst unwahrscheinlich“. Der US-Nachrichtensender CNN zitierte  drei Quellen, die anhand der Erkenntnisse der „Five Eyes“ genannten Geheimdienstallianz der USA mit Großbritannien, Australien, Kanada und Neuseeland entsprechenden Verdächtigungen von US-Präsident Donald Trump und zuletzt US-Außenminister Mike Pompeo über das neue Virus Sars-CoV-2 widersprachen. 

„Es ist höchst wahrscheinlich, dass es auf natürliche Weise aufgetreten und die Infektionen von Menschen durch natürliche Interaktion zwischen Mensch und Tier erfolgt ist“, zitierte der Sender einen Diplomaten.

Der prominente US-Regierungsberater und Immunologe Anthony Fauci glaubt auch nicht, dass das Virus künstlich erzeugt wurde. „Viele sehr qualifizierte Biologen haben gesagt, dass alles über die schrittweise Evolution mit der Zeit stark darauf hindeutet, dass es in der Natur entstanden ist und die Artengrenze überwunden hat“, sagte Fauci dem Magazin „National Geographic“. Er hält auch nicht viel von der Theorie, dass das Virus aus dem Labor entwichen sein und auf diese Weise seinen Weg zum Menschen gefunden haben könnte.

Donald Trump verschärft Kritik an China wegen Corona

Update vom 04.05.2020, 14.25 Uhr: US-Präsident Donald Trump verstärkt seine Kritik an China. Trump beschuldigte die chinesische Regierung, einen „schrecklichen Fehler“ im Umgang mit dem Coronavirus gemacht und dann eine Vertuschung inszeniert zu haben, die es dem Krankheitserreger ermöglichte, sich auf der ganzen Welt auszubreiten.

„Meiner Meinung nach haben sie einen Fehler gemacht. Sie versuchten es zu vertuschen, sie versuchten es zu löschen. Es ist wie ein Feuer“, sagte Trump am Sonntagabend während auf Fox News. „Wir werden einen genauen Bericht vorlegen, was genau unserer Meinung nach passiert ist", sagte Trump, „ich denke, wir werden sehr schlüssig sein“, so der US-Präsident

Corona-Ursprung: Für US-Außenminister ist Virusherkunft aus Labor erwiesen

Update von 18.45 Uhr: US-Außenminister Mike Pompeo hat China in der Debatte über den Ursprung der Coronavirus-Pandemie erneut scharf attackiert. Es gebe „überwältigende Beweise“ dafür, dass der neuartige Erreger aus einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan stamme, sagte Pompeo dem TV-Sender ABC. Die Herkunft des Virus sei damit für ihn erwiesen. Zum Vorwurf, das Virus sei absichtlich freigesetzt worden, äußerte sich der frühere CIA-Direktor nicht.

Bereits in der Vergangenheit sei die Welt durch Viren aus chinesischen Laboren in Gefahr gebracht worden, sagte Pompeo. China sei bekannt dafür, „die Welt zu infizieren und minderwertige Labore zu betreiben“. Der US-Außenminister warf Peking mit Blick auf die Corona-Krise eine „kommunistische Desinformationskampagne“ vor. China blockiere außerdem weiterhin die Beteiligung von Experten aus westlichen Ländern an den Untersuchungen zur Entstehung des Coronavirus.

Erstmeldung vom Sonntag, 03.05.2020, 12.34 Uhr: Hat das Coronavirus einen natürlichen Ursprung oder stammt es aus einem Virus-Labor in Wuhan? Und hat China die internationale Gemeinschaft beim Corona-Ausbruch belogen? Die Regierung in Peking gerät im weltweiten Verlauf der Pandemie zunehmend unter Druck.

Corona-Ausbruch in China: Geheimdienste sprechen von Vertuschung und weisen auf Labor-Forschung hin

In einem neuen Geheimdienstpapier wird China für den Umgang mit der Corona-Pandemie* scharf kritisiert. Das Dokument der „Five Eyes“ genannten Geheimdienstallianz der USA, Großbritanniens, Australiens, Kanadas und Neuseelands fasst die Vorwürfe und Verdächtigungen zusammen, wie die australische Zeitung „Daily Telegraph“ am Wochenende berichtete. Das Papier aus der westlichen Welt dokumentiert die Vertuschung chinesischer Behörden und weist auf riskante Forschungsarbeiten in einem Labor in Wuhan hin, wo das neue Coronavirus im Dezember erstmals aufgetaucht war.

Es erwähnt nach Angaben der Zeitung aber auch ihre Differenzen über den Labor-Verdacht, dass das Virus wirklich aus dem Institut für Virologie in Wuhan stammen könnte. US-Präsident Donald Trump* hatte Spekulationen darüber angefacht. Wissenschaftler halten es jedoch wahrscheinlicher, dass Sars-CoV-2 von Fledermäusen über ein anderes Tier und durch den Wildtierhandel in China auf den Menschen übertragen wurde.

In Wuhan brach das Coronavirus aus. Monatelang mussten die Menschen mit einem strengen Lockdown leben, nun wurden die Regeln etwas gelockert.
In Wuhan brach das Coronavirus aus. Monatelang mussten die Menschen mit einem strengen Lockdown leben, nun wurden die Regeln etwas gelockert. © picture alliance/Xiao Yijiu/XinHua/dpa

Geheimdienste zu Coronavirus-Ursprung in China: Gefährliche Forschungen im Labor in Wuhan

In dem Papier wird auf gefährliche Forschungsarbeiten in dem Labor in Wuhan mit Viren von Fledermäusen verwiesen, die allerdings auch in Zusammenarbeit mit amerikanischen und australischen Wissenschaftlern erfolgt waren.

Zudem hält das Geheimdienstpapier fest, wie Chinas Behörden frühzeitige Warnungen seiner Mediziner unterdrückte, das wahre Ausmaß des Ausbruchs herunterspielte und Informationen zensierte. So wurde der Arzt Li Wenliang, der frühzeitig in einer Online-Diskussionsgruppe von Medizinern vor einer Wiederkehr des Sars-Virus* in Wuhan gewarnt hatte, von der Polizei festgenommen. Später steckte er sich selber dem Virus an und starb an der Lungenkrankheit Covid-19. Die Vertuschung wird in dem Dossier als „Anschlag auf die internationale Transparenz“ beschrieben.

Nach dem Corona-Ausbruch: WHO übernahm Darstellung der Regierung Chinas

Insbesondere wird beklagt, dass China noch bis zum 20. Januar bestritten hatte, dass es bei dem Coronavirus eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung gebe. Dafür habe es aber schon seit Anfang Dezember Hinweise gegeben, heißt es in dem Papier. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) übernahm die offizielle Darstellung der chinesischen Behörden. Noch am 14. Januar verkündete sie auf Twitter, dass es keine Hinweise gebe, das Virus könne von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Auch wird China in dem Papier vorgeworfen, Virusproben vernichtet zu haben und Veröffentlichungen von Wissenschaftlern über das Virus streng zu kontrollieren. Chinas Behörden hätten sich auch geweigert, Lebendproben internationalen Forschern zur Verfügung zu stellen.

Coronavirus-Ausbruch in China: Donald Trump vermutet Ursprung in Labor in Wuhan

US-Präsident Donald Trump sprach bereits am Donnerstag (30.04.2020) davon, dass er Hinweise habe, dass Coronavirus Sars-CoV-2 stamme aus einem chinesischen Forschungslabor in Wuhan. Auf die Frage eines Journalisten, ob er Informationen gesehen habe, die ihm ein „hohes Maß an Zuversicht“ in dieser Hinsicht gäben, sagte Trump im Weißen Haus: „Ja, habe ich.“ Aus diesem Grund soll aut mererer US-Medien die Trump-Administration bereits Sanktionen gegen China vorbereiten lassen.

Im Fokus des US-Präsidenten: ebenfalls das Institut für Virologie in der chinesischen Stadt Wuhan. Der Leiter des Labors, Yuan Zhiming, hatte entsprechende Vorwürfe bereits vor mehreren Tagen kategorisch zurückgewiesen. Trump kritisierte die Führung in China, der er vorwarf, das Virus nicht in dem Land eingedämmt zu haben.

Bundesaußenminister Heiko Maas hat derweil China aufgerufen, sich umfänglich an der Aufklärung des Coronavirus-Ursprungs zu beteiligen. „Die ganze Welt hat ein Interesse, dass der genaue Ursprung des Virus geklärt wird“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Fundierte Antworten darauf muss aber die Wissenschaft geben, nicht die Politik. China kann hier unter Beweis stellen, wie transparent es mit dem Virus tatsächlich umgehen will.“

Von Tim Vincent Dicke (mit dpa)

Donald Trumps Sohn Eric beschuldigt den politischen Gegner, einen riesigen Schwindel zu inszenieren.

Das Institut für Virologie in Wuhan steht auch in Frankreich in einer Kontroverse - dabei sollte es einst zur Kooperation zwischen China und Frankreich dienen

US-Präsident Trump will wieder regelmäßige Pressekonferenzen zum Stand der Corona-Krise in den USA abhalten. Doch davon weiß sein Pandemie-Berater Fauci nur vom Hörensagen.

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