Corona-Demo: Polizeichef schlägt Querdenker mit eigenen Waffen
In Worms versammeln sich Querdenker zu einem illegalen Gottesdienst – und erfahren von einem einschreitenden Polizisten eine Lektion in christlicher Nächstenliebe.
Worms – Am vergangenen Sonntag, dem 18. April, versammelten sich in Worms zahlreiche Menschen zum Protest gegen die Corona-Maßnahmen. Darunter auch eine Gruppe von Christen, die auf der Straße einen nicht genehmigten Gottesdienst veranstalteten.
Schließlich jährte sich der 500. Jahrestag des Wormser Reichstags, auf dem Martin Luther seine Thesen verteidigt hatte. Der Gotttesdienst im Freien mutierte immer mehr zu einer Anti-Corona-Demo. Doch ein Polizist wusste, wie er mit der Situation umzugehen hat.
Stadt: | Worms |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz |
Fläche: | 108,73 km2 |
Bevölkerung: | 83.330 (Stand: 2019) |
Polizist appelliert an das christliche Gebot der Nächstenliebe
Hätte Luther gewollt, dass eine ganze Schar an Christen in Zeiten der Corona-Pandemie Seite an Seite stehen und ihm gedenken – ohne Masken, ohne Abstand? Geht es nach dem 42-jährigen Polizisten Thomas Lebkücher ist die Antwort auf die Frage klar. Gemeinsam mit seinen Polizeikollegen der Stadt Worms schritt er ein und überzeugte dabei mit Worten aus der Bibel.
Gerade als „gläubiger Christenmensch“ müsse man sich „an die Regeln des Gebotes halten“. Welches Gebot der bemühte Polizist meinte, liegt auf der Hand: Thomas Lebkücher appellierte an das christliche Gebot der Nächstenliebe und stoß damit vor allem im Internet auf Gegenliebe.
Dass die Einhaltung der Corona-Regeln aktuell wichtiger denn je ist, zeigt nun unter anderem die kürzlich beschlossene Corona-Notbremse des Bundestages*. Auch in Bremen* und Niedersachsen* muss man sich jetzt auf neue Maßnahmen einstellen.

Video: Erst mit Worten aus der Bibel konnte Thomas Lebkücher die Querdenker überzeugen
Im Vorfeld sagte das Verwaltungsgericht Mainz die Veranstaltung bereits ab. Doch dies hielt den Luther-Anhänger allerdings nicht davon ab, sich dennoch zu versammeln. Dass es dauern sollte, bis sich die Polizisten auf dem Lutzerplatz durchsetzen konnten, wird den Polizisten schnell klar. Doch als Thomas Lebkücher das Wort ergriff, ließ er die gläubigen Demonstrationen verwundert zurück.
Das ist das fundamentale Gebot und wenn wir uns alle daran halten, haben wir kein Problem. Jesus würde sagen: Seht zu, dass Ihr keinem anderen schadet.
Mit Zitaten aus dem Grundgesetzbuch versuchte er die demonstrierende Meute zu beruhigen. Für sich gewinnen konnte er sie aber erst mit Worten aus der Bibel. Wie das virale Twitter-Video belegt, fiel es ihm zunächst schwer das Vertrauen der Querdenker zu gewinnen.
Die Warnung, dass solche Versammlungen oft Auslöser für steigende Corona-Infektionen sind, konnte die Menschenmenge nicht überzeugen. Im Gegenteil: Aufgebracht ließen sich die Beteiligten für eine künftige Beschwerde sogar den Namen des zuständigen Polizisten geben.
Nächstenliebe-Brandrede begeistert das Internet – Auch Böhmermann teilt Twitter-Video
In der hitzigen Diskussion auf dem Lutzerplatz entpuppte sich der vermeintliche Open-Air-Gottesdienst immer mehr als eine Anti-Corona-Demo. „Was würde Jesus heute sagen? Ziehen Sie die Maske an und gehen Sie sich impfen oder beten Sie und glauben Sie an Gott“? Ein maskenloser Demonstrant, der in Hamburg aufgrund der Corona-Maskenpflicht mit Mega-Strafen* zu rechnen hätte, versuchte mit religiösen Argumenten, die quälende Diskussion im Keim zu ersticken.
Doch was er nicht wusste: Lebkücher scheint selbst mit der Bibel vertraut zu sein. Im Internet bekam der Polizei-Einsatz viel Zusprach. Auch Bremens ZDF-Moderator Jan Böhmermann, der kürzlich zeigte, wie die Luca-App nicht genutzt werden sollte*, verbreitete auf Social Media das Twitter-Video.
Ob man nun gläubig ist oder nicht, ist Nächstenliebe „das fundamentale Gebot und wenn wir uns alle daran halten, haben wir kein Problem“ – und in Zeiten der Corona-Pandemie ist es aktueller den je. *nordbuzz.de, kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.