Fall aus Japan zeigt: Coronavirus kann Hirnhautentzündung auslösen
Die Corona-Krise hält die Welt in Atem. Ein Fall aus Japan zeigt: Das Coronavirus kann auch lebensbedrohliche Hirnhautentzündungen auslösen.
- Weltweit wütet das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2*
- Ein Fall aus Japan bringt neue Erkenntnisse über die Corona-Krise
- Das Coronavirus kann auch Hirnhautentzündungen auslösen
Er soll später ungewollt den Beweis liefern. Ein 24-jähriger Mann aus Japan leidet plötzlich an Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber. Das ganze Programm eben. Innerhalb von acht Tagen sucht er zweimal einen Arzt auf. Sind es Symptome des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2*?
Der Mediziner vermutet eine Grippe* und verordnet dem Mann ein Influenzamedikament sowie fiebersenkende Medikamente. Am neunten Tag wird der 24-Jährige von seiner Familie bewusstlos aufgefunden.
Japaner liefert den Beweis: Corona kann Hirnhautentzündung auslösen
Der Japaner wird umgehend in ein Krankenhaus gebracht. Während dem Transport erleidet der Mann mehrere epileptische Anfälle. Er muss intubiert und beatmet werden - ein Schreckensszenario. Später folgt die Diagnose: eine ausgeprägte Nackensteifigkeit - ein Hauptsymptom der Hirnhautentzündung. Noch später finden sich Hinweise auf eine Lungenentzündung. Der Nasen-Rachen-Abstrich auf das Coronavirus ist negativ, im Nervenwasser wird es jedoch nachgewiesen.
Dieser Fall bestätigt, was vorher bereits vermutet wurde. Das Coronavirus kann eine Hirnhautentzündung auslösen. Der Fallbericht des Japaners wurde in der Fachzeitschrift „International Journal of Infectious Diseases“ veröffentlicht. Auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) berichtet in einer aktuellen Mitteilung von dem Fall.
Forscher entdecken neurologische Symptome bei Corona-Infizierten - Hirnhautentzündung?
Neben den bekannten Symptomen der Covid-19-Erkrankung wie trockener Husten und Fieber entdeckten Forscher auch neurologische Beschwerden wie Geschmacks- und Riechstörungen. So verweist „heilpraxisnet.de“ auf Forschungsberichte, aus denen hervorgehe, dass bei rund jeder dritten Corona-Infektion neurologische Symptome auftreten würden. Zudem wurde bei jedem fünften untersuchten Covid-19-Todesfall eine schwere neurologische Komplikation festgestellt.
Das renommierte Fachjournal „The BMj“ und der medizinische Preprint-Server „medRxiv“ veröffentlichten diese Studienergebnisse. Auch die DGN erklärt in der Mitteilung, dass Sars-CoV-2 wie die bereits bekannten Coronaviren Sars und Mers* in das zentrale Nervensystem bzw. in das Gehirn eindringen können. Der Fall des 24-jährigen Japaners lieferte nur noch den fälligen Beweis.

Coronavirus kann Hirnhautentzündung auslösen - Corona-RNA im Nervenwasser
„Wie nach den Erfahrungen bei Sars und Mers zu erwarten war, zeigt diese Kasuistik eindrucksvoll, dass das Nervensystem bei Covid-19-Erkrankungen befallen sein kann, und zwar auch bei sehr jungen Patienten“, erklärt Prof. Peter Berlit, der Generalsekretär der DGN. Heißt übersetzt: Ja, das Coronavirus kann eine Hirnhautentzündung auslösen.
Virusinfektionen sind als Auslöser einer Hirnhautentzündung keine Seltenheit. Schon 2018 hatte die DGN dazu eine Leitlinie veröffentlicht. Auch beim 24-jährigen Mann aus Japan wurde Corona-RNA im Nervenwasser nachgewiesen.
Corona breitet sich über neuralen Infektionsweg aus
„Das Besondere an diesem Fall ist, dass der Virusnachweis im Nervenwasser positiv war, aber nicht im Nasenrachenabstrich. Das weist darauf hin, dass das neuartige Coronavirus sich hier offensichtlich über den neuralen Infektionsweg ausgebreitet hat“, betont Berlit. Bei anderen Coronaviren konnte der neurale Infektionsweg bei Tieren bereits nachgewiesen werden. Dabei werden die Viren von Neuron zu Neuron über die Synapsen weitergegeben.
Ähnlich scheint es sich bei dem Menschen zu verhalten. Auch eine italienische Neurologin aus Mailand berichtet in dem Fachmagazin „Neurology“, dass einige Corona-Infizierte neurologische Symptome aufwiesen. Ihre Empfehlung: Jeder Patient, der neurologische Symptome wie Kopfschmerzen oder Übelkeit zeigt, soll routinemäßig auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 getestet werden*.
Fall aus Japan zeigt: Corona kann Hirnhautentzündung auslösen
Diese Einschätzung teilt auch Berlit von der DNG: „Durch die neue Datenlage verdichten sich die Hinweise, dass Covid-19 kein rein pneumologisches Krankheitsbild ist.“ Daher: „Auch bei neurologischen Leitsymptomen muss an den neuartigen Erreger gedacht werden.“ Ein 24-jähriger Mann aus Japan hat dafür den ungewollten Beweis geliefert.
Von Nico Scheck
Der Ebola-Wirkstoff Remdesivir könnte gegen die vom Coronavirus Sars-CoV-2 ausgelöste Krankheit Covid-19 helfen. Außerdem gilt in Hessen eine Corona-Maskenpflicht.
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