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Coronavirus bei Babys: Säuglinge waren infiziert - Deutsche Forscher finden Viren in Muttermilch

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Von: Andreas Schmid

Das Coronavirus könnte womöglich über die Muttermilch übertragen werden. Dies lässt eine Studie von deutschen Forschern vermuten. Zwei Mütter und ihre Kinder waren infiziert.

Ulm  - Wie wird das Coronavirus übertragen? Neben den bisher bekannten Informationen zur Ansteckungsgefahr* könnte es nun eine weitere Übertragungsmöglichkeit geben - Muttermilch

Coronavirus bei Babys: Säuglinge waren infiziert - Deutsche Forscher finden Viren in Muttermilch

Denn in der Muttermilch einer mit dem Coronavirus infizierten Frau haben Virologen der Uni Ulm das Erbgut der Viren nachgewiesen. Das Baby der Frau ist ebenfalls an Covid-19 erkrankt*. Hat sich der Säugling über die Muttermilch infiziert? Dieses Szenario scheint denkbar, nach jetzigen Stand aber noch nicht endgültig klar. Die Forschung steht noch am Anfang. 

Die Virologen hatten die Muttermilch von zwei Frauen auf Erbgut (RNA) des Coronavirus untersucht. Die beiden werdenden Mütter teilten sich nach der Entbindung im Krankenhaus mit ihren Neugeborenen ein Zimmer. Als eine der Frauen Krankheitssymptome* entwickelte, wurden sie und ihr Neugeborenes positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Die beiden wurden isoliert, doch wenig später bemerkte auch die Zimmernachbarin Symptome. Auch sie wurde - ebenso wie ihr Kind - positiv getestet.

Coronavirus: Nach Covid-19-Infektion - Mutter und Kind wohl auf

In den Muttermilch-Proben der zuerst erkrankten Frau fanden die Wissenschaftler keine Hinweise auf das neue Coronavirus. Das Ergebnis in den Proben der zweiten Mutter war dagegen vier Mal positiv. Woran das liegt, sei derzeit noch nicht klar, sagte Jan Münch, einer der Forscher, im Fachjournal „The Lancet“. Nach 14 Tagen sei schließlich kein Virus mehr in der Muttermilch nachweisbar gewesen und die Mutter sowie ihr Kind erholten sich von Covid-19.

Coronavirus: „Unsere Studie zeigt, dass es in der Muttermilch nachweisbar sein kann“

Die später erkrankte Mutter hatte beim Umgang mit ihrem Kind einen Mund-Nasen-Schutz* getragen sowie Hände und Brüste desinfiziert. Zudem sterilisierte sie regelmäßig die Utensilien für das Stillen. Es bleibe unklar, ob sich das Baby tatsächlich beim Stillen infizierte, betonen die Forscher. „Unsere Studie zeigt, dass Sars-CoV-2 bei stillenden Frauen mit akuter Infektion in der Muttermilch nachweisbar sein kann. Aber wir wissen noch nicht, wie oft dies der Fall ist, ob die Viren in der Milch auch infektiös sind und durch das Stillen auf den Säugling übertragen werden können.“ 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bisher keinen Nachweis des Coronavirus in Muttermilch verzeichnet. „Es gibt keinen Grund, das Stillen zu vermeiden oder zu beenden“, heißt es dazu in den Empfehlungen auf der Homepage der Organisation.

as/dpa

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