Corona-Standpauke: NRW-Minister schimpft auf Pressekonferenz - und droht Egoisten

Corona versetzt Nordrhein-Westfalen derzeit in einen Ausnahmezustand. Doch manche sind sich über den Ernst der Lage nicht bewusst. Ihnen droht nun ein Minister.
- Nordrhein-Westfalen ist deutschlandweit aktuell am stärksten von der Coronavirus*-Krise betroffen.
- Im Kampf gegen die Virus-Ausbreitung* hat NRW-Familienminister Joachim Stamp sich mit eindringlichen Forderungen an die Bevölkerung gewandt.
- Egoisten droht er deutlich und kündigt bei Nichtbeachtung der aktuellen Maßnahmen drastischere Einschränkungen an.
Düsseldorf - Eine scharfe Drohung an Egoisten, eindringliche Appelle an die ältere Bevölkerung und ein gehöriger Rüffel für „Corona-Party-Teilnehmer“ - Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) hat bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf zur aktuellen Coronavirus-Lage* in NRW ernste Töne angeschlagen und einigen Bürgern eine regelrechte Corona-Standpauke gehalten.
Grund dazu hat er allemal, denn NRW ist deutschlandweit am meisten von der Coronavirus-Ausbreitung betroffen. So gibt es laut Berichten der Rheinischen Post in dem Bundesland derzeit insgesamt 3838 bestätigte CoVid-19-Infektionen. Außerdem sind den Angaben des örtlichen Gesundheitsministeriums zufolge 12 Personen infolge der neuartigen Lungenerkrankung verstorben (Stand 18. März, 15.30 Uhr).
Coronavirus in NRW: Es gehe nicht nur um die eigene Person, betont Familienminister Stamp
Angesichts dieser schockierenden Zahlen holte Stamp am Mittwoch sozusagen zu einem Rundumschlag in Sachen Coronavirus-Mahnung und -Warnung aus. Als erstes wandte er sich an die ältere Bevölkerung. „Ich appelliere ganz besonders an die älteren Menschen bei uns im Land, weil ich bei manchen den Eindruck habe, dass sie sich der Situation noch nicht vollständig bewusst geworden sind“, kritisierte der Familienminister. Ältere Menschen sollten derzeit alle Kontakte mit anderen Menschen unterlassen. Denn sie seien die Gruppe, die hauptsächlich von dem Virus gefährdet ist. Er forderte gleichzeitig von anderen Menschen, Verantwortung für die Älteren zu übernehmen und beispielsweise Einkäufe für sie zu erledigen.
Viele ältere Menschen würden zwar sagen, dass sie ihr Leben doch gelebt hätten. Doch auch diese Einstellung toleriert Stamp nicht. „Es geht hier nicht nur um die eigene Person, sondern es geht darum, dass wir Vorsorge treffen müssen, dass unser Gesundheitssystem eben nicht durch eine hohe Fallzahl in die Situation wie in Italien kommt, wo dann eben nicht mehr genügend Beatmungsgeräte vorhanden sind und Menschen sterben müssen, weil vorher nicht genug Rücksicht genommen wurde“, betonte er.
Coronavirus in NRW: Stamp bezeichnet „Corona-Partys“ als unverantwortlich
Alle hätten nun die Verantwortung, jede Form von Sozialkontakten zu unterlassen, die nicht zwingend notwendig seien. Anschließend geht Stamp darauf ein, dass in ganz NRW mittlerweile alle Spiel- und Bolzplätze gesperrt wurden. „Es kann nicht sein, dass man sich jetzt über diese Anordnung hinwegsetzt“, drohte der Minister. Weiter dürfe es auch nicht dazuführen, dass man sich jetzt beispielsweise auf den Rheinwiesen oder in Parks in Gruppen zusammensetzt, „am besten noch mit der Kiste Bier und sich dann die Bierflaschen teilt“. Es sei aktuell nicht möglich, zu akzeptieren, dass es Veranstaltungen wie „Corona-Partys“* gebe. „Das ist unverantwortlich“, schimpfte er.
Lesen Sie dazu: Um das Coronavirus einzudämmen, sollen Sozialkontakte vermieden werden. Einige Jugendliche am Mammendorfer See feierten nun aber eine sogenannte Corona-Party - und nicht nur das.
„Wir müssen jetzt sehen, dass die sozialen Kontakte unterbunden werden.“ An die frische Luft solle man nur alleine oder mit den eigenen Kindern gehen. „Aber bitte nicht in Menschengruppen zusammensetzen, sonst werden wir die Ketten der Infektion nicht beenden können.“ Stamp sage auch in aller Deutlichkeit, dass „wenn es nicht ein anderes Verhalten gibt, dann wird es automatisch auch zu drastischeren Maßnahmen* kommen“. Ob er damit Ausgangssperren meint, konkretisierte der Minister nicht. Stattdessen betonte er, dass man es jetzt vermeiden müsse, sich in den Läden bei Hamsterkäufen, die sowieso unangemessen seien, in Schlangen zu stellen. Er forderte außerdem einen rücksichtsvollen Umgang mit dem Personal in Supermärkten.
Coronavirus in NRW: Stamp richtet Appell an alle, ihr Ego zurückzunehmen und diszipliniert zu sein
„Wir müssen jetzt alles tun, um die Infektionsketten zu unterbrechen*“, forderte Stamp. „Das ist das Gebot der Stunde.“ Wenn die Menschen jetzt nicht diszipliniert und dazu bereit seien, ihre eigenen Egos zurückzunehmen, dann werde es nicht gelingen, die Infektionsketten zu unterbrechen und die Situation werde sich verschlimmern, prognostizierte der Familienminister. „Deswegen der Appell an alle: Ego zurücknehmen, Disziplin und dann haben wir eine gute Chance, dass wir auch in absehbarer Zeit wieder zum Normalzustand zurückkommen.“
Nun bleibt abzuwarten, ob Stamps Corona-Standpauke die Menschen, die den Ernst der Lage noch nicht begriffen haben, auch wirklich erreicht. Wünschenswert wäre es.
Alle aktuellen Entwicklungen der Coronavirus-Krise in NRW lesen Sie in unserem aktuellen News-Ticker. Welche Symptome bei einer Coronavirus-Infektion* auftreten können, lesen Sie ebenfalls bei Merkur.de*.
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