Corona-Ausbruch in Österreich: Aus Angst vor Deutschlands Reaktion - Erste Region im Mini-Lockdown
In Österreich wird angesichts steigender Coronavirus-Infektionen über eine Verschärfung der Maßnahmen diskutiert. Die Regierung soll bereits Pläne für einen sogenannten „Shutdown light“ in der Schublade haben.
- Das Coronavirus* ist in Österreich wieder auf dem Vormarsch.
- Ein Fahrplan für einen sogenannten „Shutdown light“ soll bereits vorliegen.
- Dieser News-Ticker ist beendet. Die Fortsetzung ab dem 14. Oktober finden Sie hier.
Update vom 13. Oktober, 13.15 Uhr: Die Europäische Union (EU) hat sich auf eine einheitliche Ampelkarte zur Corona-Lage in Europa geeinigt. Grundlage dafür sind Corona-Daten, die das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in einer Landkarte darstellt. Je nach Infektionsgeschehen werden die Länder entweder grün, orange oder rot markiert. Österreich ist auf dieser Landkarte rot markiert.
Rot gefärbt sind, laut ECDC, jene Länder, bei denen in den vergangenen 14 Tagen die Zahl der Neuinfektionen bei 50 oder mehr liegt bzw. die Rate der positiven Tests bei vier Prozent oder höher liegt. Der 14-Tage-Inzidenz liegt nach ECDC-Angaben in Österreich derzeit bei 143.4. Zum Vergleich: in Deutschland bei 50.6.

Corona-Hotspot in Österreich: Erste Region im Mini-Lockdown
Update vom 13. Oktober, 10.13 Uhr: „Rasant steigende Infektionszahlen“ meldet das Land Salzburg. Hotspot ist demnach im Bezirk Hallein Tennengau und Kuchl. Nach einer Hochzeit ist die Zahl der Corona-Fälle im Bezirk Hallein explodiert, berichtet oe24.at. Mehr als 60.000 Bewohner sind demnach von den verschärften Corona-Maßnahmen betroffen.
Salzburg verfolgt damit drei Ziele. „Das Gesundheitssystem nicht überlasten, einen zweiten, kompletten Lockdown entgegenwirken und eine Reisewarnung Deutschlands gegen Salzburg verhindern“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer in einer Pressemitteilung. Die „Anti-Corona-Maßnahmen“ gelten zunächst bis zum 26. Oktober, 24 Uhr. Im Land Salzburg liegt der 7-Tage-Inzidenz aktuell bei 77,4.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft Regionen als Risikogebiete, wenn es dort in letzten sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gab und ein erhöhtes Infektionsrisiko vorliegt. Danach spricht erfahrungsgemäß das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für die Region aus.
- Die Maßnahmen für den Tennengau im Überblick:
- Komplettes Veranstaltungsverbot (Sport/Musik/Feuerwehrübungen und so weiter)
- Privatpartys außerhalb des Wohnraums sind untersagt, was von der Exekutive umfangreich und rigoros kontrolliert wird.
- An Begräbnissen können maximal 100 Personen teilnehmen.
- Kindergartenfremde Personen (inklusive Eltern) dürfen den Kindergarten nicht betreten, sondern sich von den Kindern vor der Türe verabschieden.
- Turnhallen werden für den außerschulischen Bereich geschlossen
- Sondermaßnahmen für Kuchl:
- Gastronomie ab 17 Uhr geschlossen
- Besuchsverbot für Pflege- und Senioreneinrichtungen (ausgenommen Palliativversorgung)
Neues Dashboard soll Corona-Verlauf in Österreich besser sichtbar machen
In Österreich liegt die Zahl der aktiven Coronavirus-Fälle aktuell bei 13.670, laut dem AGES-Dashboard Covid-19 (Datenstand: 12. Oktober, 14 Uhr). Im Krankenhaus müssen demnach 464 Covid-19-Patienten behandelt werden; 97 auf der Intensivstation. In dem neuen Dashboard werden die neuen Coronainfektionen nach dem Termin der Labordiagnose zugewiesen. Die Daten werden einmal täglich aktualisiert. Das soll die Kurve des Epidemieverlaufs genauer machen. Die Zahl der neu gemeldeten Coronainfektionen soll aber weiterhin vom Innen- und Gesundheitsministerium in der Früh kommuniziert werden.

Österreich – die folgenden Bundesländer gelten laut RKI als Corona-Risikogebiete (13. Oktober 2020)
Bundesland Wien (seit 16. September)
Bundesland Vorarlberg (seit 23. September) mit Ausnahme der Gemeinde Mittelberg / Kleinwalsertal (seit 2. Oktober)
Bundesland Tirol (seit 25. September) mit Ausnahme der Gemeinde Jungholz (seit 2. Oktober)
Erstmeldung vom 12. Oktober 2020: Wien - Weltweit nimmt die Zahl an Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 zu. In vielen Ländern Europas droht angesichts steigender Fallzahlen ein Kontrollverlust - so auch in Österreich. Meldungen über einen geplanten „Shutdown light“, so die Bezeichnung mehrerer Medien, sorgen nun für Schlagzeilen. Kanzler Sebastian Kurz soll bereits verschiedene Verschärfungen der Corona-Maßnahmen in Planung haben. Das berichtet oe24.de.
Corona- „Shutdown light“ in Österreich? Kanzler Kurz will verschärfte Maßnahmen in orangen Bezirken
So sei zum einen eine Verschärfung der Maßnahmen in orangen Bezirken geplant. Die Farbe des jeweiligen Bezirks wird durch die sogenannte Corona-Ampel* ermittelt. Diese erfolgt in Österreich auf Basis der Bewertung durch eine Experten-Kommission. Die Infektionslage wird jede Woche neu bewertet und auf einer Karte farblich dargestellt - in der Regel für jeden Bezirk, entsprechend etwa den deutschen Landkreisen, sowie für das Bundesland Wien. Die Farben reichen von Grün (Risiko: niedrig) über Gelb (mittel) und Orange (hoch) bis Rot (sehr hoch).
Bisher gab es keine einheitlichen Maßnahmen für entsprechende Ampelfärbungen in den Bezirken. Bei Orange-Schaltungen passierte selbst in Bezirken mit Inzidenzen* über 100 oft nichts. Das soll sich nun offenbar ändern. Kanzler Kurz erwägt dem Bericht zufolge „eine zeitlich befristete frühere Sperrstunde – 22 oder 23 Uhr – in Wien, Niederösterreich und wohl auch Oberösterreich. Andere Bezirke hatte diese bereits selbstständig eingeführt.
Orange Corona-Bezirke in Österreich - Verschärfung der Masken-Pflicht?
Auch eine striktere Maskenpflicht sei im Gespräch. So könnte beispielsweise an öffentlichen Plätzen in orangen Bezirken das Tragen eines Mundschutzes verpflichtend werden. Auch die umstrittenen Visiere könnten als Masken-Ersatz gestrichen werden.
Außerdem könnte für Privatfeiern außerhalb der eigenen vier Wände die Zehn-Personen-Regel auf fünf Personen reduziert werden. Auch über beschränkte Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen werde dem Bericht zufolge nachgedacht.
Corona in Österreich: Verschärfung der Maßnahmen in roten Bezirken - Schule per E-Learning
Eine rote Ampelschaltung könnte vor allem für den Schulbetrieb Konsequenzen haben. So sei angedacht, Oberstufenschüler in entsprechenden Bezirken wieder per E-Learning zu unterrichten. Auch eine Verlängerung der Herbstferien auf zwei Wochen sei denkbar.
Außerdem könnte dann eine noch striktere Einschränkung des Nachtlebens folgen, etwa eine weitere Verschärfung der Sperrstunde oder die komplette Schließung von Bars.
Corona in Österreich: Regionaler Shutdown bei 2.500 Neuinfektionen
Und schließlich sei auch das Szenario eine regionalen Shutdowns nicht ausgeschlossen. Dieser solle laut oe24.at für den Fall in Kraft treten, dass täglich mehr als 2.500 Neuinfektionen verzeichnet werden.
Nach einem Treffen von Kanzler Sebastian Kurz mit dem bayerischen Ministerpräsident Markus Söder könnte Deutschland, vor allem Bayern, bei einigen Regelungen als Vorbild gelten. (va) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.