Das Bundesheer soll laut Kurz die „massiven Testungen“ in Tirol unterstützen.
Update vom 9. Februar, 14.15 Uhr: Macht Bayern die Grenze zu Tirol dicht? Verschärft Österreich die Ausreisebestimmungen für sein eigenes Bundesland? Die Bilder aus der Region in den Alpen sind widersprüchlich.
Während am Montag auch zwischen Kufstein, Innsbruck und Reutte weitreichende Lockerungen der Covid-19-Beschränkungen in Kraft getreten sind, prüfen die unmittelbaren Nachbarn, wie das westliche Bundesland mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern wegen des Ausbruchs der südafrikanischen Corona-Variante isoliert werden kann.
Besonders eine Region macht Sorgen. Die Rede ist vom Bezirk Schwaz, der im Norden an die bayerischen Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach angrenzt. Seit Tagen werden in dem Bezirk Testungen durchgeführt, die weitere positive Fälle bestätigten - am Wochenende war von sieben weiteren Fälle die Rede.
Es gibt aber auch scharfe Vorwürfe, dass sich Tirol die Infektionszahlen schönrechne. Laut Nachrichtenportal oe24.at verwies der Tiroler Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser noch am Sonntagabend darauf, dass es „nur acht aktive“ Fälle der Mutation gebe. Der Virologe Andreas Bergthaler sprach für Tirol dagegen von „mindestens 293 bestätigten Fällen“.
Update vom 9. Februar, 14 Uhr: Streitpunkt Tirol: Österreichs Gesundheitsminister Rudolf „Rudi“ Anschober (Die Grünen) prüft nun eine Art „Raustest“-Pflicht aus Tiroler Regionen ins Bundesgebiet. Das berichtet das Nachrichtenportal oe24.at.
So würden an diesem Dienstag Juristen im Auftrag der Bundesregierung aus Wien darüber beraten, was denn nun rechtlich zulässig sei. Zum Beispiel die Möglichkeit, dass Tirolerinnen und Tiroler für die Ausreise aus einem Risikogebiet mit Verbreitung der südafrikanischen Corona-Mutation B.1.351 negative Tests vorweisen müssen.
Derweil wird sich in der ohnehin komplizierten Gemengelage die Verantwortung für das nächste politische Desaster in der Corona-Krise munter hin- und hergeschoben. So soll Anschober den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) dafür kritisieren, dass dieser nicht die Voraussetzungen für lückenlose Testungen in den von der Mutante besonders betroffenen Gebieten geschaffen habe. Das Ringen um Tirol - es geht erbittert weiter.
Erstmeldung vom 9. Februar: München/Wien/Innsbruck - Es ist in der Coronavirus-Pandemie der Streitpunkt in Österreich: Die Reisewarnung für Tirol wegen der Ausbreitung der südafrikanischen Corona-Variante B.1.351.
Von Abschottung und Isolation ist die Rede, gegen die sich die Landesregierung in Innsbruck vergeblich gewehrt hatte.
Der Tiroler Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl ging noch weiter und meinte im Gespräch mit dem ORF zur Reisewarnung für sein Bundesland: „Wenn Wien an Rülpser tut.“ Freundliche Grüße also in Richtung Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf „Rudi“ Anschober (Grüne) und deren Bundesregierung, die hart mit dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gerungen hatten.
Schließlich sind am Montag (8. Februar), also am selben Tag der Reisewarnung in der gesamten Alpenrepublik weitreichende Lockerungen in Kraft getreten. So durften etwa der Handel und Friseure wieder öffnen, an Schulen wurde Wechselunterricht eingeführt. Markant: Die Reisewarnung gilt nur innerhalb Österreichs.
Aber: Aus Sorge vor den Corona-Mutationen* könnte Tirol tatsächlich weiter isoliert werden. So brachte die CSU an diesem Dienstag (9. Februar) nachdrücklich eine mögliche Grenzschließung Bayerns* zu seinem österreichischen Nachbarn ins Gespräch.
„Wir werden nicht zulassen, dass sich diese Welle über die Grenze zu uns nach Deutschland breit macht“, sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume* RTL und n-tv: „Deswegen ist es gut und wichtig, dass auch die Grenzkontrollen jetzt wieder intensiviert werden.“ Darüber hinaus müsse aber „auch Grenzschließung eine Möglichkeit sein“, wenn auch nur als „Ultima Ratio“.
Die Lockerungen in Österreich hält derweil auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach für „sehr gefährlich auch für Deutschland“. Man müsse mit aller Macht die südafrikanische Variante fernhalten, weil die aktuellen Impfungen nur wenig helfen würden. „Ich habe größte Sorge, dass wir in eine schwer beherrschbare Situation reinkommen“, so Lauterbach zu Merkur.de. Grenzkontrollen seien zwingend notwendig, und im Bedarfsfall müsse auf Schließungen zurückgegriffen werden.
Verfolgen Sie alle Entwicklungen zur Corona-Pandemie in Österreich hier im News-Ticker. (pm) *Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks