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Corona in Österreich: Nächste Knallhart-Regel? „Sperrzone“ Tirol will Skisaison retten - Kanzler Kurz heftig attackiert

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Von: Patrick Mayer

Die Corona-Isolation Tirols polarisiert Österreich in der Coronavirus-Pandemie. Kanzler Sebastian Kurz wird mit scharfen Angriffen konfrontiert. Der News-Ticker.

Update vom 10. Februar, 19.20 Uhr: Der Streit zwischen Tirol und der Bundesregierung in Wien wegen der (mindestens) zehntägigen Isolation des westlichen Bundeslandes nimmt immer krassere Formen an.

Franz Hörl, Seilbahnen-Chef und Widersacher von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), legt nun noch einmal nach. Der Hintergrund: Aktuell steht auf Betreiben der Bundesregierung im Raum, dass man in Tirol in den Skigebieten nur noch mit negativem Corona-Test in einen Lift und/oder eine Gondel kommt. Wie die Kronen Zeitung berichtet, prüft aber der Verfassungsdienst des Landes, ob es verfassungsrechtliche Einwände gegen diese Maßnahme gibt.

„Wir glauben, dass es eine Ungleichbehandlung wäre. Bei anderen Verkehrsmitteln wie U-Bahnen oder öffentlichen Bussen braucht es auch keine negativen Tests der Benutzer“, erklärte Hörl. Steht jetzt sogar die Skisaison auf der Kippe? Darüber spekuliert die Kronen Zeitung. Ausgang? Aktuell ungewiss.

Hörl zumindest ist weiter im Angriffsmodus. Anfang der Woche hatte der mächtige Wirtschaftsvertreter die angekündigte Reisewarnung für Tirol als „Rülpser aus Wien“ bezeichnet.

Beliebte Ski-Destination: St. Anton am Arlberg in Tirol.
Beliebte Ski-Destination: St. Anton am Arlberg in Tirol. © IMAGO / Eibner Europa

Coronavirus-Pandemie in Österreich: Corona-Party in Mutations-Hotspot sorgt für Polizeieinsatz

Update vom 10. Februar, 18.30 Uhr: Die Polizei in Tirol muss wegen einer Corona-Party anrücken, und das ausgerechnet in einem Hotspot der Coronavirus-Mutationen*.

Konkret: Wie das Nachrichtenportal oe24.at berichtet, lösten Beamte in der Nacht auf Mittwoch eine Feier von neun Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren in der kleinen Gemeinde Gerlos im Zillertal (Bezirk Schwaz) auf.

Demnach feierten die Teenager auf dem Balkon eines derzeit leerstehenden Hotels, das im Besitz der Familie eines der Jugendlichen sei. Laut Polizei hätten sich mehrere der Teenager versucht, sich in Appartments der Hotels zu verstecken - sich dann aber doch kooperativ gezeigt.

Die Mehrzahl der Infektionen mit der hochansteckenden Südafrika-Variante des Coronavirus waren ausgerechnet im Bezirk Schwaz festgestellt worden.

Coronavirus-Pandemie in Österreich: Tirol wird im Internet als „Virol“ verspottet

Update vom 10. Februar, 11.41 Uhr: Tirol oder auch „Virol“, wie das Netz spottet, gelten ab diesen Freitag strikte Corona-Regeln. Zehn Tage lang wird das Bundesland zur Testpflichtzone. Wer Tirol verlassen will, muss einen negativen Corona-Test vorweisen. Tirol wird damit zur Sperrzone. Auslöser: Die Südafrika-Mutante des Coronavirus ist in Tirol vermehrt aufgetreten.

Eine „Riesen Sauerei“ sind die Corona-Maßnahmen für Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger. Es sei fachlich nicht zu begründen, sagt Abwerzger im Live-Interview mit oe24.at. Bei der deftigen Kritik bleibt es nicht. Tirol hat Spitzenwerte. Trotzdem werde eine Käseglocke über das Land gestülpt, beschwert sich der FPÖ-Chef.

Den Einwand, dass allein 400 Verdachtsfälle und 293 Infektionen der südafrikanischen Mutation in Tirol nachgewiesen wurden, lässt Abwerzger als Begründung für diese Corona-Maßnahmen nicht gelten. Für Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) fordert er ein Einreiseverbot.

„Der Bundeskanzler verhängt eine Reisewarnung für ein eigenes Bundesland - der muss gar nicht mehr nach Tirol kommen, den wollen wir hier gar nicht mehr sehen!“, wetterte der FPÖ-Chef weiter.

Corona-Hammer von Kanzler Kurz bezeichnet ÖVP-Politiker als „Rülpser aus Wien“

Update vom 9. Februar, 21.45 Uhr: Als „Rülpser aus Wien“, bezeichnete ÖVP-Landesvorstandsmitglied Franz Hörl die Reisewarnung für Tirol gegenüber dem österreichischen Sender ORF. „Die Deutschen und die Holländer sind ja viel wichtiger für uns, betonte er in der Sendung „Tirol heute“ . Entscheidender seien für die Tiroler:innen demnach Reisewarnungen ihrer Hauptmärkte. Ein Ausschnitt des Interviews wurde auf Twitter verbreitet.

Sebastian Kurz macht Druck: Corona-Mutanten-Testpflicht in Tirol - Er reagiert auch auf Kritik aus Bayern

Update vom 9. Februar, 15.10 Uhr: Kanzler Sebastian Kurz macht nochmal Druck, sich an die Corona-Mutanten-Testpflicht in Tirol zu halten, indem er vor wirtschaftlichen Konsequenzen einer Ausbreitung der Mutation warnt.

„Wenn ich auf den Sommer blicke, ist es ganz entscheidend, dass wir gegen diese Mutante ankämpfen und in Tirol diese Variante besiegen“, sagte der ÖVP-Politiker und meinte weiter: „Wenn diese Variante sich ausbreitet, ist der Tourismus gelähmt, weil Menschen auch dann, wenn sie geimpft sind, nicht in dieses Bundesland reisen dürfen.“

Gegen Ende der Pressekonferenz wird Kurz auf Kritik aus Bayern angesprochen, man habe in Tirol zu lange gewartet. Dem österreichischen Regierungschef unterläuft ein Faux-pas. „Ich habe, glaube ich, in der letzten Woche einmal mit dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer telefoniert“, sagt er.

Bundeskanzler Österreich: Sebastian Kurz von der ÖVP.
Budneskanzler Österreichs: Sebastian Kurz von der ÖVP. © IMAGO / Eibner Europa

Seit März 2018 ist in Bayern jedoch Markus Söder (beide CSU) Ministerpräsident, nicht mehr Seehofer, der ins Bundesinnenministerium nach Berlin gewechselt ist. Bei dem Druck und der Nachrichtenlage sicher ein Versehen von Kurz - das war es mit der Pressekonferenz zum Sonderfall Tirol aus Wien.

Corona-Mutationen in Österreich: Testpflicht für Reisen aus Tirol - „Bis zu 1450 Euro Strafe“

Update vom 9. Februar, 15 Uhr: Bundesinnenminister Karl Nehammer von der ÖVP übernimmt.

„Wir sind der Partner Tirols. Jetzt geht es darum, diese schwierige Situation gemeinsam zu meistern“, sagt Nehammer und erklärt, dass die Testpflicht für Landesstraßen, Eisenbahnrouten und den Flughafen in Innsbruck gelte. Wer sich nicht an die Testpflicht auf die Corona-Varianten halte, müsse mit „bis zu 1450 Euro Strafe“ rechnen.

Da die Tiroler Polizei wegen des Umfangs des Einsatzes an ihre Grenzen stoße, werde diese durch die Landespolizeidirektionen Salzburg und Vorarlberg unterstützt. Notfalls fordert Nehammer bei den Kontrollen auch ein „Durchgreifen“.

Wegen der Corona-Mutationen im Fokus: die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck.
imago0111952107h.jpg © Eibner-Pressefoto/EXPA/Spiess via www.imago-images.de

Coronavirus-Pandemie in Österreich: Tirol wird zum Corona-Sperrgebiet - „Fragezeichen hinter Impfungen“

Update vom 9. Februar, 14.50 Uhr: Auch Gesundheitsminister Rudolf „Rudi“ Anschober (Die Grünen) spricht auf der Pressekonferenz in Wien zu den Maßnahmen in Tirol.

„Das ist keine lex Österreich. Wir sind alle miteinander betroffen, gerade etliche Nachbarländer“, meint er, wohl auch mit Blick auf Bayern. Anschober weiter: „Würde das südafrikanische Virus sich in der Gesellschaft durchsetzen, hätten wir ein großes Fragezeichen hinter den Impfungen.“

Südafrikanische Corona-Mutation in Österreich: 400 Verdachtsfälle in Tirol

Update vom 9. Februar, 14.45 Uhr: Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bekräftigt bei der Pressekonferenz in Wien, den emotionalen Umgang mit Tirol auf eine sachliche Ebene zu bringen. Und der junge Regierungschef schildert das bislang bekannte Mutations-Infektionsgeschehen.

So gebe es 400 Verdachtsfälle der südafrikanischen Corona-Variante in Tirol, 120 davon seien aktiv, 293 insgesamt lückenlos bestätigt. „Die Masse davon im Bezirk Schwaz“, erzählt Kurz: „Es kann für uns in Österreich nur das Ziel geben, die Ausbreitung aus Tirol auf andere Teile Österreichs zu verhindern oder zumindest zu vermindern.“

Der Bezirk Schwaz liegt direkt an der deutschen Grenze zu den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach.

Corona-Hammer aus Österreich! Kanzler Sebastian Kurz erklärt Tirol zum Mutations-Sperrgebiet

Update vom 9. Februar, 14.35 Uhr: Der nächste Corona-Hammer aus Österreich! Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat an diesem Dienstagnachmittag weite Teile des Bundeslandes Tirol zum Covid-19-Sperrgebiet erklärt.

„Zu Reisen aus und nach Tirol wird abgeraten“, sagte Kurz in einer Pressekonferenz in Wien und erklärte: „Fahrten aus Tirol werden künftig nur noch mit einem Corona-Test möglich sein. Dieser Test darf nicht älter als 48 Stunden sein.“ Das gelte nicht für Osttirol, weil dort kein Hotspot der Mutationen sei.

„Es ist in den letzten Wochen definitiv schwieriger und diffuser geworden“, meinte Kurz weiter und erzählte: „In den meisten Teilen Österreichs setzt sich mehr und mehr die britische Mutation durch, und in Tirol die südafrikanische Variante. Es gab die letzten Tage eine sehr emotionale Debatte.“

Während die britische Mutation von der Impfung komplett abgedeckt zu sein scheine, habe AstraZeneca dagegen eine geringere Wirkung, erklärte der Bundeskanzler und warnte: „50 Prozent des Impfstoffes, den wir bis Sommer bestellt haben, kommt von AstraZeneca. Wir müssen alles dafür tun, um die Ausbreitung zu verhindern. Wenn sich eine Mutation wie die südafrikanische ausbreitet, kostet das viele Menschen ihr Leben und es wird den Weg zurück zur Normalität um Monate verzögern.“

Das Bundesheer soll laut Kurz die „massiven Testungen“ in Tirol unterstützen.

Corona-Mutationen in Österreich: Macht Bayern die Grenzen zu Tirol dicht? Hotspot Schwaz

Update vom 9. Februar, 14.15 Uhr: Macht Bayern die Grenze zu Tirol dicht? Verschärft Österreich die Ausreisebestimmungen für sein eigenes Bundesland? Die Bilder aus der Region in den Alpen sind widersprüchlich.

Während am Montag auch zwischen Kufstein, Innsbruck und Reutte weitreichende Lockerungen der Covid-19-Beschränkungen in Kraft getreten sind, prüfen die unmittelbaren Nachbarn, wie das westliche Bundesland mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern wegen des Ausbruchs der südafrikanischen Corona-Variante isoliert werden kann.

Besonders eine Region macht Sorgen. Die Rede ist vom Bezirk Schwaz, der im Norden an die bayerischen Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach angrenzt. Seit Tagen werden in dem Bezirk Testungen durchgeführt, die weitere positive Fälle bestätigten - am Wochenende war von sieben weiteren Fälle die Rede.

Es gibt aber auch scharfe Vorwürfe, dass sich Tirol die Infektionszahlen schönrechne. Laut Nachrichtenportal oe24.at verwies der Tiroler Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser noch am Sonntagabend darauf, dass es „nur acht aktive“ Fälle der Mutation gebe. Der Virologe Andreas Bergthaler sprach für Tirol dagegen von „mindestens 293 bestätigten Fällen“.

Corona-Mutationen in Österreich: Gesundheitsminister Anschober prüft „Raustest“-Pflicht für Tirol

Update vom 9. Februar, 14 Uhr: Streitpunkt Tirol: Österreichs Gesundheitsminister Rudolf „Rudi“ Anschober (Die Grünen) prüft nun eine Art „Raustest“-Pflicht aus Tiroler Regionen ins Bundesgebiet. Das berichtet das Nachrichtenportal oe24.at.

So würden an diesem Dienstag Juristen im Auftrag der Bundesregierung aus Wien darüber beraten, was denn nun rechtlich zulässig sei. Zum Beispiel die Möglichkeit, dass Tirolerinnen und Tiroler für die Ausreise aus einem Risikogebiet mit Verbreitung der südafrikanischen Corona-Mutation B.1.351 negative Tests vorweisen müssen.

Derweil wird sich in der ohnehin komplizierten Gemengelage die Verantwortung für das nächste politische Desaster in der Corona-Krise munter hin- und hergeschoben. So soll Anschober den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) dafür kritisieren, dass dieser nicht die Voraussetzungen für lückenlose Testungen in den von der Mutante besonders betroffenen Gebieten geschaffen habe. Das Ringen um Tirol - es geht erbittert weiter.

Coronavirus in Österreich: Südafrikanische Corona-Variante B.1.351 macht weiter Sorgen

Erstmeldung vom 9. Februar: München/Wien/Innsbruck - Es ist in der Coronavirus-Pandemie der Streitpunkt in Österreich: Die Reisewarnung für Tirol wegen der Ausbreitung der südafrikanischen Corona-Variante B.1.351.

Von Abschottung und Isolation ist die Rede, gegen die sich die Landesregierung in Innsbruck vergeblich gewehrt hatte.

Coronavirus-Pandemie in Österreich: Reisewarnung für Tirol wegen Mutationen

Der Tiroler Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl ging noch weiter und meinte im Gespräch mit dem ORF zur Reisewarnung für sein Bundesland: „Wenn Wien an Rülpser tut.“ Freundliche Grüße also in Richtung Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf „Rudi“ Anschober (Grüne) und deren Bundesregierung, die hart mit dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gerungen hatten.

Schließlich sind am Montag (8. Februar), also am selben Tag der Reisewarnung in der gesamten Alpenrepublik weitreichende Lockerungen in Kraft getreten. So durften etwa der Handel und Friseure wieder öffnen, an Schulen wurde Wechselunterricht eingeführt. Markant: Die Reisewarnung gilt nur innerhalb Österreichs.

Aber: Aus Sorge vor den Corona-Mutationen* könnte Tirol tatsächlich weiter isoliert werden. So brachte die CSU an diesem Dienstag (9. Februar) nachdrücklich eine mögliche Grenzschließung Bayerns* zu seinem österreichischen Nachbarn ins Gespräch.

Coronavirus-Pandemie in Österreich: Schließt Bayern wegen der Mutationen die Grenzen zu Tirol?

„Wir werden nicht zulassen, dass sich diese Welle über die Grenze zu uns nach Deutschland breit macht“, sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume* RTL und n-tv: „Deswegen ist es gut und wichtig, dass auch die Grenzkontrollen jetzt wieder intensiviert werden.“ Darüber hinaus müsse aber „auch Grenzschließung eine Möglichkeit sein“, wenn auch nur als „Ultima Ratio“.

Die Lockerungen in Österreich hält derweil auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach für „sehr gefährlich auch für Deutschland“. Man müsse mit aller Macht die südafrikanische Variante fernhalten, weil die aktuellen Impfungen nur wenig helfen würden. „Ich habe größte Sorge, dass wir in eine schwer beherrschbare Situation reinkommen“, so Lauterbach zu Merkur.de. Grenzkontrollen seien zwingend notwendig, und im Bedarfsfall müsse auf Schließungen zurückgegriffen werden.

Verfolgen Sie alle Entwicklungen zur Corona-Pandemie in Österreich hier im News-Ticker. (pm) *Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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