Facebook und Fake News: Bevorzugte der Social-Media-Gigant prominente Impfgegner:innen?

Nachdem wiederholt Kritik an Facebook und seinem Umgang mit Falschmeldungen laut wurde, nimmt nun auch die Justiz den Tech-Konzern ins Visier.
Hartford / Menlo Park - Der Technologie-Riese Facebook sieht sich mit einer Menge Fragen von mehreren hochrangigen Staatsanwält:innen aus 14 Staaten der USA* konfrontiert. Im Fokus stehen dabei der Umgang des Internet-Konzerns mit Falschmeldungen* im Allgemeinen und Falschmeldungen im Bezug auf Corona*-Vakzine im Besonderen, nachdem Medienberichte Facebook vorgeworfen hatten, bei prominenten Impfgegnern gerne mal ein Auge zuzudrücken.
Demnach soll das Facebook-eigene System „Cross Check“ Ausnahmen für prominente Facebook-Nutzer ermöglicht haben, die trotz strenger Faktenchecks in der Lage waren, weiterhin widerlegte Informationen, etwa über die Corona-Impfstoffe, zu verbreiten. Im Fokus steht dabei eine Gruppe an Online-Influencern, die in den USA als „Disinformation Dozen“ (etwa: Desinformations-Dutzend) bezeichnet werden und für fast zwei Drittel aller Falschinformationen über Corona-Impfstoffe* verantwortlich sind - einfach weil ihre Inhalte Abertausende Male geteilt werden.
Nach Vorwürfen von Whistleblowerin: Facebook wird wegen Inhaltskontrollen kritisiert
In einem offenen Brief an Facebook wollen die Generalstaatsanwälte von Staaten wie Kalifornien, Illinois, Minnesota und Pennsylvania nun wissen, ob prominente Impfgegner bei dem Online-Netzwerk von einer Vorzugsbehandlung profitiert hätten, wie einige Medienberichte nahelegen. Auch die Staatsanwälte verweisen auf Fälle, in denen Beiträge von Impfgegnern auf der Plattform geblieben seien - und wollen auch wissen, ob dabei finanzielle Überlegungen eine Rolle gespielt hätten.
Facebook hingegen betonte stets, dass das Online-Netzwerk konsequent gegen Falschinformationen über Corona-Impfstoffe vorgehe. Seit den Beschuldigungen der Whistleblowerin Frances Haugen, die Facebook einen eher laxen Umgang mit Falschinformationen in seinem Netzwerk vorwarf, werden allerdings mehr und mehr Fälle sichtbar, in denen das Facebook-System „Cross Check“ offenbar versagt habe.
Politik und Justiz fordern Facebook zu schärferer Prüfung von Inhalten auf
Das Ziel des Systems sei es, Fehler beim Entfernen von Inhalten zu vermeiden. Dabei werden solche Entscheidungen in einigen Fällen einer zweiten Prüfung unterzogen - zum Beispiel, um zusätzlichen Kontext oder andere Faktoren wie Nachrichtenwert zu berücksichtigen. Dadurch scheinen Medienberichten zufolge einige Falschmeldungen trotz strenger Kontrollen auf der Plattform zu verbleiben.
Auch von höchster Stelle in den USA wurde Facebook in den vergangenen Monaten wegen dieser Causa kritisiert. US-Präsident Joe Biden* sagte in einem Interview im Juli die Desinformationskampagnen auf Plattformen wie Facebook „töten Menschen“*. (ska/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA