Die Höhle der Löwen (VOX): Digitalwüste Schule? Judith Williams in Rage - „Die Zustände sind desolat“

Da scheinen die Gründer der Schüler-App „wryte“ einen Nerv getroffen zu haben: Bei ihrem Pitch in der aktuellen Folge von „Die Höhle der Löwen“ (VOX) redet sich Investorin Judith Williams regelrecht in Rage. Die Mutter zweier Töchter klagt den Zustand deutscher Schulen im Bereich Digitalisierung an.
Köln - 8,4 Millionen Schülerinnen und Schüler gibt es in Deutschland. Selten dürften sie, aber auch ihre Eltern und Lehrer so gefordert worden sein, wie in den Monaten des Corona-Lockdowns. In dieser Zeit fand der Unterricht hauptsächlich über Video-Chats statt, Aufgaben und Arbeitsblätter wurden per E-Mail versandt und sorgten auf so manchem Rechner für Dokumenten- und Ordner-Chaos.
Da kommt die App „wryte“ der beiden Münchner Gründer Matthias Schadhauser und Philipp Kramer (beide 26) eigentlich genau richtig. Schadhauser ist selbst Nachhilfelehrer und weiß, was die Schüler im Unterrichtsalltag brauchen. Mit „wryte“, welches in der neuen Folge von „Höhle der Löwen“ (VOX) vorgestellt wird, sollen Mitschriften zukünftig auf dem Tablet angefertigt werden.
Höhle der Löwen (VOX): Digitalwüste Schule - Judith Williams redet sich in Rage
Ein zuvor eingerichteter Stundenplan sorgt dafür, dass die App die Uhrzeit beachtet und die Mitschriften dadurch immer korrekt einem Fach zuordnet. Lose Zettel im Schulrucksack und Papierblöcke und Hefte, bei denen keiner mehr durchblickt, sollen mit „wryte“ der Vergangenheit angehören.
Doch der eigentliche Clou der App ist ein anderer: Mit nur einem Klick sollen sich Schüler bei Fragen mit einem Nachhilfelehrer in Verbindung setzen können, der dann ebenfalls Zugriff auf die Mitschrift hat und im Dokument mit dem Schüler kommunizieren und erklären kann. Und tatsächlich scheint das Gründer-Duo einen Nerv getroffen zu haben, denn nachdem Dagmar Wöhrl Deutschland einen „Riesennachholbedarf“ in Sachen Digitalisierung bescheinigt, ereifert sich Judith Williams über das Lernen in Zeiten des Lockdowns.
„Ich finde es eine bodenlose Frechheit, dass man von den Kindern erwartet, mit tausend verschiedenen E-Mails und Kopien, die teilweise schlecht sind, zu lernen“, ärgert sich die Mutter zweier Töchter. „Ich könnte mich in Rage reden, wirklich. Wer denkt an diese Familien? Und da macht die Regierung viel zu wenig.“ Nach ihrer Spitze in Richtung der Bundesregierung nimmt Williams die Schulen direkt ins Visier. (Lesen Sie hier: Wachmacher für Ralf Dümmel und Co. - „Scooper“ will Energydrinks ersetzen)
„Die Zustände sind desolat. Wie die Schüler das überhaupt geschafft haben, ist mir ein Rätsel. Das gehört aufgeräumt!“
Wenngleich sich die Investoren allesamt einig sind, dass sich an deutschen Schulen etwas tun muss: So recht investieren will in die App kein Löwe. Weil die beiden Münchner die Anwendung nicht selbst gebaut haben und das technische Know-How bei einem externen Partner liegt, sieht Nico Rosberg „zu viele Lücken im Gründerteam“. Auch Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel verabschieden sich zeitig aus den Verhandlungen. Was nur noch Nils Glagau und Judith Williams übrig lässt - beide Löwen mit Kindern, die schon oder noch die Schule besuchen.
Video: „Die Höhle der Löwen“-Star Judith Williams über ihre Kinder: „Die müssen nicht ins selbe Business“
So gut sie die Idee findet: Williams hadert mit der Umsetzbarkeit, um „wryte“ als Schüler-App für den Alltag zu etablieren. „Ihr habt euch ein Thema herausgesucht, was für Deutschland eine der größten Herausforderungen darstellt. Ich habe aber ein Problem: Die meisten Lehrer wollen Papier an den normalen Schulen. Die sagen: Wo ist dein Heft?“ Diese Bedenken verstehen die Gründer. „Wenn eine die Schule sagt, ‚Du darfst das nicht nutzen‘, dann hat man Pech gehabt“, gibt Schadhauser zu. (Lesen Sie hier: Vegane Fertigmischung „Early Green“ in „Die Höhle der Löwen“ vorgestellt)
Williams merkt noch mehr an: „Ihr habt keinen Techie im Team und ich weiß nicht, wie das an die Schule angebunden werden soll. Und wenn die Lehrer nicht digital sind, werden die Schüler niemals digital sein. Dann könnt ihr mit eurer App machen, was ihr wollt: Es wird nicht funktionieren.“ Da auch Glagau ein Investment verneint, bleibt den Münchnern ein Investment - sie wollten 300.000 Euro für 10 Prozent der Anteile - verwehrt.
Nicht nur „wryte“ wollte in der „Höhle der Löwen“ mit einer App punkten - auch die 25-jährige Viktoria Noack hatte eine Idee, die sie mit den Investoren auf Deutschlands Smartphones bringen wollte. Mit der App „HealthMe“ können Allergiker beim Einkauf Produkte auf ihre Inhaltsstoffe prüfen.