WHO warnt vor Hustensaft: Er kann lebensgefährlich für Kinder sein

In mehreren Ländern sind verunreinigte Hustensäften im Umlauf. Diese führten bereits zu Todesfällen bei Kindern. Die WHO warnt.
Update vom Dienstag, 24. Januar, 13.50 Uhr: Nachdem lebensgefährliche Hustensäfte für Kinder in sieben Ländern aufgetaucht sind, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) alle Länder aufgerufen, stärkere Prüfungen durchzuführen. Gefälschte Medikamente oder solche, die die Sicherheitsstandards nicht erfüllen, müssten identifiziert und aus dem Verkehr gezogen werden, mahnte die WHO in Genf am Montag (23. Januar). Ob es sich um gefälschte Medikamente oder bei der Produktion versehentlich kontaminierte Säfte handelt, sei bislang unklar, sagte eine WHO-Sprecherin am Dienstag in Genf.
In den vergangenen Monaten seien mindestens 300 Kleinkinder in drei Ländern nach der Einnahme von Hustensäften gestorben, die ohne Rezept gekauft werden können. Sie enthielten giftige Stoffe wie industrielle Lösungsmittel oder Frostschutzmittel, die schon in kleinen Mengen tödlich sein könnten. Um welche Länder es sich handelte, teilte die WHO zunächst nicht mit. Die Organisation hatte bereits Warnungen zu Vorfällen in Gambia, Indonesien und Usbekistan herausgegeben.
Mindestens 18 Kinder sterben nach Einnahme von Hustensaft in Usbekistan
Erstmeldung vom Freitag, 30. Dezember: Usbekistan – Nachdem sie Hustensaft eingenommen hatten, sind mindestens 18 Kinder in Usbekistan plötzlich gestorben. Das dortige Gesundheitsministerium erklärte in einer Pressemitteilung, dass es nach ersten Meldungen eine Ortsbegehung inklusive Durchsuchung in der Stadt Samarkand durchgeführt habe. Dabei seien Hustensirup-Proben mitgenommen worden. Das Ministerium stehe im Zusammenhang mit dem Sirup Dok1 Max der Pharmafirma Marion Biotech mit den usbekischen Behörden in Kontakt.
Die örtliche Arzneimittelbehörde hätte zudem eine Inspektion der Produktionsstätte im Bundesstaat Uttar Pradesh in Indien durchgeführt und Hustensirupproben mitgenommen, die an ein Labor zur Auswertung gesendet würden. Die usbekische Staatsanwaltschaft habe ein Verfahren wegen des Vertriebs von gepanschten Medikamenten eingeleitet, teilte die Nachrichtenagentur Fergana am Donnerstag (29. Dezember) mit.
Zuvor hatte bereits eine Sprecherin des usbekischen Geheimdienstes erklärt, die Tatverdächtigen säßen in Untersuchungshaft. Ermittelt werde gegen Verantwortliche bei der Firma Quramax Medical, die den Hustensaft importiert hat, sowie bei der GmbH „Wissenschaftliches Zentrum für die Standardisierung von Medikamenten“ in Usbekistan. Über die Anzahl der Verhafteten machte die Sprecherin keine Angaben, meldet die Nachrichtenagentur AFP.
Hustensaft offenbar verunreinigt: Mindestens 18 Kinder sterben
Für Nachfragen der Deutschen Presse-Agentur war Marion Biotech am Donnerstag nicht erreichbar. Der indischen Nachrichtenagentur ANI sagte ein Firmenmitarbeiter, dass die Produktion des Sirups inzwischen gestoppt worden sei. Die Firmenwebsite war zuletzt offline. Auf einer archivierten Version der Website steht, dass die Produkte der Firma in Indien, Russland und Ex-Sowjet-Republiken, Südostasien, Afrika und Lateinamerika vertrieben würden.
Laut dem usbekischen Gesundheitsministerium sei der Hustensaft mit der giftigen Chemikalie Ethylenglykol verunreinigt, die etwa in Frostschutzmitteln enthalten ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte im Oktober vor mehreren Hustensäften aus Indien gewarnt, die „inakzeptable Mengen“ von Ethylenglykol und Diethylenglykol enthielten.
Indien ist als Apotheke der Welt bekannt und stellt viele Medikamente kostengünstig besonders für ärmere Länder her. Die vom indischen Pharmaunternehmen Maiden Pharmaceuticals hergestellten Medikamente wurden mit dem Tod von fast 70 Kindern in Gambia in Verbindung gebracht. Die Kinder waren an akutem Nierenversagen gestorben, meldet die Nachrichtenagentur AFP. Die Behörden in Indien hatte nach der WHO-Warnung Ermittlungen gegen Maiden Pharmaceuticals eingeleitet. Eine Untersuchung habe demnach ergeben, dass die beanstandeten Medikamente den „Qualitätsstandards“ entsprachen, hieß es danach. (slo/dpa/AFP)