„Aus meiner Sicht war das ein toller Start“, sagte Maurers Kollege Alexander Gerst, der 2018 als zuvor letzter Deutscher auf der ISS war, der Deutschen Presse-Agentur in Cape Canaveral. Auch Nasa-Manager Steve Stich sprach von einem „perfekten Start“. Einige durchziehende Regenschauer hatten zuletzt noch Sorge bereitet, verzogen sich dann aber rechtzeitig.
Es handelt sich um den dritten Astronauten-Transport zur ISS mit einem Raumschiff von SpaceX, zuvor hatte es schon einen erfolgreichen bemannten Test mit einem „Crew Dragon“ gegeben.
Nach rund 22 Flugstunden sollten Maurer und seine Nasa-Kollegen Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron - die sogenannte „Crew-3“ - am Freitag an der ISS andocken. Als Maskottchen nahmen sie eine Stoff-Schildkröte mit an Bord ihres „Crew Dragon“, die kurz nach dem Start zu schweben begann und so den Beginn der Schwerelosigkeit anzeigte. Chari und Barron gehören einer Astronauten-Auswahlgruppe der Nasa an, die liebevoll als „Schildkröten“ bekannt ist.
Maurer ist der erste Deutsche, der in einem „Crew Dragon“ der privaten Raumfahrtbehörde SpaceX von Elon Musk geflogen ist. Der Astronaut soll auf der ISS in rund 400 Kilometern Höhe etwa sechs Monate lang zahlreiche Experimente durchführen. Desweiteren soll er wohl auch einen Außeneinsatz absolvieren. Maurer ist mit 51 Jahren der älteste deutsche Raumfahrer bei einem Erstflug. Der Mann mit einem Doktortitel in Materialwissenschaft ließ nach seiner Bewerbung bei der Esa mehr als 8000 Kandidaten hinter sich und trainierte jahrelang für die Reise in die Schwerelosigkeit.
Wenige Stunden vor dem Start verabschiedete sich Maurer via Kurznachrichtendienst Twitter vorübergehend von der Erde. „Unser Drache hat lange genug gewartet“, schrieb der Astronaut. „Die nächsten Updates kommen aus dem Orbit!“
Update vom 10. November, 21.26 Uhr: Der deutsche Astronaut Matthias Maurer soll in der Nacht zum Donnerstag (03.03 Uhr MEZ, Mittwoch 21.03 Uhr Ortszeit) vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida zur internationalen Raumstation ISS starten. Der 51-Jährige fliegt gemeinsam mit drei Astronauten der US-Raumfahrtbehörde Nasa an Bord einer SpaceX-Raumkapsel ins All, die nach einem etwa 22-stündigen Flug an die ISS andocken soll. Der Start wurde mehrmals verschoben.
Maurer soll als Astronaut der Europäischen Weltraumagentur ESA für seine erste Weltraummission „Cosmic Kiss“ ein halbes Jahr lang auf der ISS bleiben und dort mehr als hundert wissenschaftliche Experimente betreuen, von denen 36 in Deutschland entwickelt wurden. Er ist der zweite Deutsche im europäischen Astronautenkorps nach Alexander Gerst und der zwölfte Deutsche im All insgesamt. Er soll im April 2022 von seiner Mission auf die Erde zurückkehren.
Update vom 10. November, 16.46 Uhr: Nach zahlreichen Verschiebungen hat sich die US-Raumfahrtbehörde Nasa optimistisch hinsichtlich eines Starts des deutschen Astronauten Matthias Maurer zur Internationalen Raumstation ISS am Donnerstag gezeigt. Das Wetter sehe gut aus, sagte Nasa-Manager Steve Stich am Dienstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. „Die Crew ist gesund und aufgeregt und bereit für den Start“, ergänzte sein Kollege Joel Montalbano.
Erstmeldung vom 10. November 2021:
Cape Canaveral - Erst war das Wetter schlecht, dann gab es ein „kleineres medizinisches Problem“ bei einem der Crew-Mitglieder und schließlich wurde die Rückkehr einer anderen Crew vorgezogen: Rund zehn Tage lang musste sich der deutsche Astronaut Matthias Maurer gedulden und in Quarantäne am Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ausharren - am Donnerstagmorgen (11. November) aber soll er nach vielen Verschiebungen endlich zur Internationalen Raumstation ISS starten und zum zwölften Deutschen im All werden.
Gemeinsam mit seinen Nasa-Kollegen Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron - der sogenannten „Crew-3“ - soll der 51-jährige Saarländer mit einem „Crew Dragon“ der privaten Raumfahrtfirma SpaceX von Elon Musk von Cape Canaveral abheben und zur ISS fliegen. Erstmals seit dem Flug von Alexander Gerst 2018 wäre damit wieder ein Deutscher im All. Maurer wäre der vierte Deutsche auf der ISS - und der erste, der mit einem „Crew Dragon“ dorthin geflogen ist.
ISS-Vorgänger Gerst drückt ihm vor Ort in Cape Canaveral die Daumen. „Wenn ein Freund und Kollege fliegt, das ist toll, man sieht das dann mal von einer anderen Seite. Matthias hat mich während meiner Missionen immer unterstützt und jetzt bin ich hier und kann ihm so ein bisschen helfen.“
Die vier Astronauten hätten die Startverschiebungen professionell aufgenommen und seien nach wie vor hochkonzentriert, hieß es immer wieder vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Für die Planer der Experimente auf der ISS seien die vielen Verschiebungen aber eine große Herausforderung, sagte Volker Schmid, der bei der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR für die Mission zuständig ist. „Man wird etwas umplanen müssen - aber es wird versucht, alles, was vorgesehen war, in der Mission unterzubringen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Cape Canaveral. Einige Dinge würden gegebenenfalls auf die nächste Mission verschoben. „In zwei bis drei Wochen lässt sich das alles besser überblicken“, kündigte Schmid an.
Dass bis zur Ankunft der Maurer-Crew kurzzeitig nur eine dreiköpfige Besatzung auf der ISS Dienst tue, wirke sich ebenfalls aus. „Mit einer Drei-Personen-Besatzung lässt sich natürlich insgesamt weniger Wissenschaft machen. Denn etwa zwei Mitglieder benötigt man für das sogenannte Station-Keeping“, betonte Schmid. „Da ist dann für ein paar Tage vorher und nachher weniger Wissenschaft eingeplant.“ Die aktuelle Crew werde aber versuchen, die Vorhaben abzuarbeiten.
In einer Zeit, in der oft über Weltraumtourismus gesprochen werde, würden die Verschiebungen auch zeigen, dass Raumfahrt von vielen Parametern wie Wetter, Technik und Gesundheit abhängig und noch komplexer sei als zum Beispiel Luftfahrt. „Es ist absolut richtig, auf Sicherheit zu setzen. Nachlässigkeit kann fatale Folgen haben.“
Ursprünglich sollte die „Falcon-9“-Trägerrakete mit dem „Crew-Dragon“-Raumschiff bereits Ende Oktober abheben. Dann aber hieß es warten. Für manche Raumfahrer fühlt sich das an wie eine halbe Ewigkeit - andere haben mehr Geduld. Der Wissenschaftler Matthias Sutter riet der Crew um Maurer, sich in der Zwischenzeit auf eine andere Tätigkeit zu konzentrieren. „Ich bin sicher, dass alle vier nicht zum ersten Mal in ihrem Leben auf etwas warten müssen“, sagte der Verhaltensforscher und Buchautor („Die Entdeckung der Geduld“).
Jeder habe eine gewisse Routine, wie er mit Verzögerungen umgehe. „Ähnlich wie Skirennfahrer am Start, wenn es eine Unterbrechung gibt. Manche verkriechen sich in eine Ecke, andere plaudern mit ihren Serviceleuten, bis es weiter geht“, sagte der Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn.
Auf der ISS soll Maurer in rund 400 Kilometern Höhe etwa sechs Monate lang zahlreiche Experimente durchführen und auch einen Außeneinsatz absolvieren. „Bei zwischen 100 und 150 Experimenten, die wir dann durchführen, da ist schon eine gewisse Erwartungshaltung da“, sagte der Astronaut. „Ich werde mein Bestes geben, dass da auch wirklich dann die besten Ergebnisse rauskommen.“ Maurer habe ein „reiches Pensum an Experimenten und Arbeit“, sagte der Chef der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), der Österreicher Josef Aschbacher. „Sein Tag wird gefüllt sein und seine sechs Monate werden ziemlich schnell vergehen, aber es ist eine ganz tolle Mission.“
Mit 51 Jahren ist Maurer der älteste deutsche Raumfahrer bei einem Erstflug. Der Mann mit einem Doktortitel in Materialwissenschaft ließ nach seiner Bewerbung bei der europäischen Raumfahrtagentur Esa mehr als 8000 Kandidaten hinter sich und trainierte jahrelang für die Reise in die Schwerelosigkeit.
Auf den Flug nimmt Maurer auch die Grüße prominenter Musiker mit. „Die Toten Hosen wünschen Matthias Maurer viel Glück auf seinem Trip!“, teilte die Düsseldorfer Band der Deutschen Presse-Agentur mit. Hintergrund ist die Musikauswahl des Astronauten: Maurer hatte angekündigt, auf dem Weg zur Rakete unter anderem das Lied „Tage wie diese“ von den Toten Hosen zu hören.
Bis zum Start bleibt dem Astronauten die Vorfreude. „Ich träume schon sehr lange davon, oben anzukommen und einfach den Blick auf unseren wunderschönen Planeten zu genießen“, sagte der Astronaut. „Das erste, was ich in einem freien Moment machen möchte, ist in unser Weltraumfenster zu schweben und dort eine komplette Runde um die Welt, das sind 90 Minuten, einfach nur in mich aufzusaugen und das einfach zu spüren, was es bedeutet, außerhalb unseres Planeten zu schweben und unseren Planeten da vor dem Schwarz des Universums hängen zu sehen.“ (dpa)