Ist „Nigeriakuchen“ rassistisch? – Bäckerei aus Kreis Kassel weist Vorwürfe zurück

Ein kleines Stück Puddingkuchen mit Schokoladenüberzug der Bäckerei Apel sorgt im Kreis Kassel für Aufregung – der „Nigeriakuchen“.
Lohfelden – Der Name „Nigeriakuchen“ stößt bei einer Frau, die in Berlin wohnt, aber aus Lohfelden im Kreis Kassel stammt, auf Unverständnis. Als sie kürzlich in der Bäckerei in Lohfelden einkaufte, sah sie durch Zufall diesen Kuchen.
„Nigeriakuchen“: Kontroverse um Kuchen in Kassel
Sie habe daraufhin die Verkäuferin gefragt, welche Zutat aus Nigeria komme. Darauf habe diese keine Antwort gehabt. Die Frau unterstellt der Bäckerei Rassismus, setzt den dunklen Schokoladenüberzug mit dunkler Hautfarbe in Verbindung. „Ich bin darüber entsetzt, dass ganz bewusst auf mehr oder weniger subtile Art Rassismus offen hinter der Ladentheke einen Platz findet“, sagt die 65-Jährige.
Die Bäckerei Apel weist die Rassismus-Vorwürfe zurück, berichtet hna.de. Da Nigeria ein Anbauland für Kakaobohnen ist, heiße der Kuchen „Nigeriakuchen“. „Eine Verbindung des Namens zur Hautfarbe der überwiegenden Bevölkerung in Nigeria zu suchen und hier Rassismus anzunehmen, lehnen wir strikt ab“, heißt es auf Anfrage. „Hier arbeiten Menschen aus neun verschiedenen Ländern mit unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Religion und sehr verschiedenen Prägungen Tag für Tag gut miteinander.“
Außerdem weist die Bäckerei in Kassel darauf hin, dass der Kuchen bereits seit Jahrzehnten nach dem afrikanischen Land benannt ist und auch in anderen Bäckereien verkauft werde. Die Bäckerei, die ihren Sitz in Niestetal hat und über 40 Filialen im Landkreis betreibt, stellt gegenüber der HNA klar, dass sie den Kuchen nicht umbenennen werde: „Unser ,Nigeriakuchen‘ soll auch in Zukunft an Kakao als wertvolle Zutat erinnern und das Produkt von unseren Kunden im Tresen wiedererkannt werden.“
Damit ist die Kritikerin nicht einverstanden. Sie fordert eine Umbenennung des Kuchens durch der Bäckerei in Kassel: „Rassismus ist gefährlich, weil er klein anfängt.“ Sie selbst habe private Kontakte und Verbindungen in den 213-Millionen-Einwohner-Staat am Golf von Guinea.
Kundin fordert Umbenennung des Kuchens durch Bäckerei Apel
Der Name „Nigeriakuchen“ sei an den Haaren herbeigezogen, sagt sie und verweist auch auf die Anbaubedingungen, die in Nigeria schlecht seien. 80 Prozent der Produzenten besäßen keinen Schutz beim Ausbringen von Pestiziden, auch Kinderarbeit sei verbreitet. „Ich stehe mit dem Ausländerbeirat der Gemeinde Lohfelden in Kontakt“, sagt die Kundin.
Auf Nachfrage will sich der Ausländerbeirat vorerst nicht zu dem Fall äußern. Das Gremium teilt mit, dass es sich erst beraten müsse. (Clara Pinto)
Erst vor kurzem musste eine Traditionsbäckerei in Kassel neun Filialen schließen. Bereits im Zuge der documenta sah sich die Stadt Kassel mit Rassismusvorwürfen konfrontiert.