Bares für Rares: Bild von Max Liebermann in ZDF-Trödelshow verkauft

In der ZDF-Trödel-Show „Bares für Rares“ ist ein Bild des berühmten Impressionisten Max Liebermann verkauft worden. Es handelt sich um eines seiner Spätwerke, das am Wannsee in Berlin entstand.
Köln - In der neuen Folge ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter, die am 16. September 2022 ausgestrahlt wurde hatte Verkäuferin Gabriele Brehme (77) aus Baden-Württemberg Werke von gleich drei namhaften Künstlern mit in das Walzwerk in Pulheim bei Köln gebracht. Darunter einen echten Max Liebermann (1847-1935).
Doch Experte Albert Maier schätzte eine Grafik als noch wertvoller ein, die ausgerechnet von einem Künstler stammt, mit dem Max Liebermann „in herzlicher Abneigung verbunden“ war. So drückt es die Max-Liebermann-Gesellschaft jedenfalls aus. Das Werk stammt von Lesser Ury (1861-1931) - ein deutscher Maler und Grafiker der so genannten impressionistischen Berliner Secession. Doch der Reihe nach.
Bares für Rares (ZDF): Bild von Max Liebermann in ZDF-Show verkauft
„Mich würde der Wert der drei Bilder interessieren. Und ob daran heute noch Interesse besteht. Sie sind jetzt 100 Jahre alt“, sagte die Verkäuferin. „Das wird eine interessante Expertise“, begann Horst Lichter mit dem Blick auf die drei Kunstwerke. Neben den Werken von Max Liebermann und Lesser Ury war noch ein Bild des belgischen Grafikers, Zeichners und Malers Frans Masereel (1889-1972) dabei.
„Lieber Horst, da kannst du sicher sein“, erklärte „Bares für Rares“-Experte und Kunstkenner Albert Maier aus Ellwangen. Wie Verkäuferin Gabriele Brehme berichtete, stammen die angebotenen Kunstwerke aus dem Haus ihrer Großeltern, die guten Kontakt zu der Kunsthandlung und Galerie Ernst Arnold in Dresden hatten. Von dort erwarben sie in den 1920er Jahren die Bilder (lesen Sie auch hier: Alpen? Schwarzwald? - Erdkunde-Blamage im „Bares für Rares“-Händlerraum im ZDF).
„Max Liebermann ist einer der größten deutschen Impressionisten, die es gab“, schwärmte Albert Meier. „Den kenne sogar ich“, entgegnete Horst Lichter.“ „Ein Name wie ein Donnerhall im Kunsthandel“, führte der Experte aus. „Es handelt sich mit ziemlicher Sicherheit um eines seiner Spätwerke.“ Das Motiv zeigt ein Szene am Wannsee, wo Max Liebermann wohnte.
„Mein Gott! Ein echter Max Liebermann!“, raunte Horst Lichter. Weil es sich allerdings um eine wohl nicht limitierte Lithografie handelt, die unter anderem auch im Max-Liebermann-Haus in Berlin hängt, schätzte Albert Maier den Wert eines der beiden anderen Bilder aber höher ein (lesen Sie auch hier: „Bares für Rares“-Händler begeistert von signiertem Ferrari-Poster von Michael Schumacher).
Nachdem Albert Maier kurz auf die Tusche-Zeichnung von Frans Masereel aus dem Jahr 1919, eingegangen war, die eine „wunderschöne Allee-Szenerie“ zeigt, wandte er sich dem Bild von Lesser Ury zu. Es ist signiert und limitiert (16/100), stammt aus dem Jahr 1925, zeigt in einer Straßenszene im Hintergrund das Brandenburger Tor mit der Quadriga und ist - so der Experte - wie die beiden anderen Werke in einem „perfekten Zustand“.
Leo Lesser Ury (geboren als Leiser Leo Ury) war ein in Posen geborener, deutscher Maler und Grafiker. Häufig malte er (im Gegensatz zu Max Liebermann, der eher das Grün bevorzugte) moderne Großstadtbilder. Lovis Corinth holte ihn zu der Künstlergruppe Berliner Secession. „Er war ein bekannter Berliner Künstler und hat ganz großartige Sachen gemacht“, schwärmte „Bares für Rares“-Experte Albert Maier.
In einer Sonderausstellung stellte das Museum Max Liebermann Villa am Wannsee 2019 die Werke von Max Liebermann und Lesser Ury gegenüber. Dabei wurde auch auf den Streit zwischen den beiden Berliner Impressionisten eingegangen. „Ury hatte (...) behauptet, dass die Lichteffekte in Liebermanns Meisterwerk Flachsscheuer in Laren (1887) von ihm gemalt seien“, ist zu der Ausstellung zu lesen.
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Liebermann antwortete spitz in einem Brief: „Ich würde erst den Staatsanwalt anrufen, wenn er behauptete, ich hätte seine Bilder gemalt.“ Fortan habe Liebermann Urys Karriere behindert, wo er nur konnte. Erst nachdem Liebermann 1913 als Vorsitzender der Berliner Secession zurücktrat, habe Ury dort regelmäßig ausstellen können (lesen Sie auch hier: Wert von Fliegeruhr vervierfacht - Anekdote begeistert „Bares für Rares“-Moderator Horst Lichter).
Albert Maier schätzte den Werk des limitierten Drucks von Lesser Ury auf 1000 bis 1500 Euro, während er den Wert der Bilder von Max Liebermann und Frans Masereel auf jeweils 1000 Euro bezifferte. Im „Bares für Rares“-Händlerraum, in dem Elisabeth Nüdling aus Fulda (Hessen) dieses Mal nicht dabei war, ließ sich dann der studierte Kunsthistoriker Christian Vechtel aus Münster das Bilder-Trio nicht entgehen und kaufte es für insgesamt 3200 Euro.