Kiloschwerer Löwe bei „Bares für Rares“: Klopf-Trick enttarnt vermeintliche Bronze-Skulptur

Die Besitzerinnen einer Skulptur sind in der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ in dem Glauben angereist, dass es sich beim Material ihres kiloschweren Löwen um Bronze handelt. Die Expertise fällt jedoch ernüchternd aus.
Köln - Ein Mutter-Tochter-Gespann ist am Freitag, 14. April, bei der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ zu sehen. „Ich habe heute einen Löwen dabei“, verrät Mutter Ulla Krauß in der Sendung. „Aus Bronze“, fügt ihre Tochter Christina Mandt hinzu.
„Bares für Rares“ (ZDF): Vermeintlicher Bronze-Löwe mit Klopf-Trick enttarnt
Bevor Kunsthistorikerin Dr. Bianca Berding mit der Expertise beginnt, will Moderator Horst Lichter zunächst einmal wissen, wo das „stattliche Tier“ überhaupt herkommt. Krauß berichtet, dass ihr verstorbener Mann die Skulptur in Baden-Baden von einer älteren Frau geschenkt bekommen hat. Zum eigentlichen Ursprung fügt Expertin Berding hinzu: „Der Löwe kommt aus einem gut bürgerlichem Haushalt und passt ganz typisch in die Zeit, in der er entstanden ist.“ Denn der Löwe sei zwischen 1900 und 1920 - die Zeit der naturalistisch und wild gestalteten Tiere - gefertigt worden.
Laut Kunsthistorikerin Berding wurde der Löwe von dem ungarischen Künstler György Vastagh entworfen. Dieser habe im Laufe der Jahrzehnte einige Plastiken und Skulpturen für den ungarischen Staat geschaffen. Gelebt hat Vastagh von 1868 bis 1946. Dass es sich bei der Löwen-Skulptur von Krauß und Mandt um eine seiner Werke handelt, ist an seiner Signatur an der Seite des „Felssockels“, auf dem das Tier steht, zu erkennen. Ein Zeichen der Gießerei lasse sich hingegen nirgends finden.
„Das ist sehr schade“, gibt Berding zu. Allerdings sei das Fehlen des Zeichens auch ein Hinweis auf das Material, aus dem der Löwe gefertigt wurde. Sowohl die Verkäuferinnen als auch Moderator Horst Lichter sind aufgrund des Aussehens davon ausgegangen, dass es sich um Bronze handelt. Aber die Kunsthistorikerin muss sie enttäuschen: „Es ist leider keine Bronze.“ Stattdessen handele es sich bei dem Material um Galvanoplastik. „Das ist ein Verfahren, das durch Gleichstrom, durch das Abscheiden von Metallen auf ein Modell geschaffen wird“, erklärt die Expertin. Der Unterschied zwischen patinierter Bronze und Galvanoplastik sei schwer zu erkennen. Denn optisch sehe es zunächst identisch aus.
Um die beiden Materialien dennoch zu unterscheiden, gibt es laut Berding einen Trick. „Wenn man zum Beispiel mit den Fingernägeln auf den Körper der Figur klopft, gibt es keinen Nachklang. Es ist eher ein dumpfes ,pockern‘. Bronze hingegen klingt immer leicht nach“, verrät sie.
Löcher im Boden: „Bares für Rares“-Expertin hat nächste schlechte Nachricht
Nicht nur beim Material des Löwen hat die Expertin schlechte Neuigkeiten für die Besitzer. Auf der Unterseite der Skulptur befindet sich eine Kupferplatte, die sich beim Draufklopfen hohl anhört. Anhand zweier Löcher, die sich in der Platte befinden, erkennt die Expertin, dass der Löwe ursprünglich auf einem Sockel gestanden hat. Der Löwe sei demnach etwas unvollständig.
Da die Plinthe aber wie ein Felsplateau gestaltet sei, falle der fehlende Sockel gar nicht auf. Dieser müsse also nicht unbedingt nachgerüstet werden, findet die Kunsthistorikerin. Ansonsten sei der Zustand der Skulptur aber „tippitoppi“, so Berding.
Nachdem Mandt anfänglich stark davon ausgegangen ist, dass es sich beim Material um Bronze handelt, wusste sie nach der Expertise nicht mehr, wie viel man für die Skulptur noch bekommen kann. Ihre Mutter äußerte einen Wunschpreis von 500 Euro. Trotz des „nicht so wertigen Materials“ sei der Löwe „einfach schön“ und könne auch heute noch gut gestellt werden, meint Expertin Berding. Ihre Expertenschätzung liegt bei 250 bis 300 Euro.
Trotz der eher geringen Schätzung entscheiden sich Krauß und Mandt für ein Verkaufsgespräch und bekommen von Horst Lichter die Händlerkarte. Wie viel die Skulptur wert wäre, wäre sie tatsächlich aus Bronze, will Krauß lieber nicht wissen - Lichter aber schon. Daher fragt er, nachdem die beiden Besitzerinnen sich auf den Weg in den Händlerraum gemacht haben, noch einmal bei Berding nach. Aufgrund der Größe läge der Wert dann bei 1500 bis 2000 Euro, verrät diese dem Moderator.
Im Händlerraum, in dem Lisa Nüdling aus Fulda diesmal nicht mit dabei ist, nimmt Jos van Katwijk die Skulptur erst einmal in Augenschein. Obwohl Susanne Steiger der Meinung ist, dass der Löwe in seinen Händen gar nicht so schwer aussehe, ist van Katwijk - wie auch die Besitzerinnen - aufgrund des Gewichts davon überzeugt, dass die Skulptur aus Bronze ist.
Wolfgang Pauritsch hingegen scheint den Klopf-Trick der Kunsthistorikerin zu kennen und überprüft die Annahme. „Das ist definitiv keine Bronze“, stellt er für alle klar.
Video: Irrer „Bares für Rares“-Schätzpreis - Horst Lichter sieht „Tränchen“ in den „Äugelchen“
Für die Verhandlungen haben sich Mutter und Tochter folgende Taktik überlegt. Ulla Krauß lächelt, und Christiane Mandt übernimmt das Reden. Das Einstiegsgebot von 100 Euro kommt von Händler Pauritsch. Doch bereits bei 200 Euro ist Schluss. Krauß nimmt das Gebot von Jos van Katwijk an, ohne weiter zu Pokern. Damit geht der Löwe nach Holland.
Mehr als sie erwartet hatte, hat hingegen Christine Gloning aus Ortenberg bei „Bares für Rares“ für ihr Objekt bekommen. Sie hatte sich 150 bis 300 Euro für ihre antike Jardinière erhofft - bekommen hat sie schlussendlich mehr als das Zehnfache.