NASA will 2022 erstmals Privatpersonen zur ISS fliegen lassen

Erstmals sollen 2022 vier Privatpersonen die Reise zur ISS antreten. Die Nasa arbeitet dafür mit dem Raumfahrtunternehmen Axiom Space zusammen.
Washington/Houston - Auf die Internationale Raumstation (ISS) fliegen, ohne Astronaut zu sein? Was widersprüchlich klingen mag, wird in absehbarer Zeit Realität sein: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat mit dem Raumfahrtunternehmen Axiom Space einen Auftrag unterzeichnet, bei dem Privatpersonen zur ISS fliegen sollen. „Wir freuen uns, dass durch diese erste private Astronautenmission zur Raumstation mehr Menschen Zugang zur Raumfahrt haben“, sagte Kathy Lueders von der Behörde.
Vier Männer sollen die Mission namens „AX-1“, die frühestens im Januar 2022 stattfinden soll, antreten, wie die Nasa mitteilt. Axiom hat seinen Vizepräsidenten Michael López-Alegría als Leiter der Crew ausgewählt. Er war zuvor schon als Astronaut für die Nasa tätig. Außerdem wurden der US-amerikanische Immobilieninvestor Larry Connor, der kanadische Investor Mark Pathy und der ehemalige israelische Kampfpilot Eytan Stibbe als Hauptbesatzungsmitglieder vorgeschlagen.
Nasa will vier Privatpersonen zur ISS bringen
„Wir wollten eine Crew für diese historische Mission zusammenstellen, die eine lebenslange Hingabe für die Verbesserung von Menschenleben auf der Erde demonstriert hat und ich freue mich, sagen zu können, dass wir das mit dieser Gruppe geschafft haben“, sagte Axiom-Chef Michael Suffredini bereits im Januar und kündigte an, dass dies nur die erste von vielen Axiom-Crews im Weltraum sein werde. Die Männer werden noch durch die Nasa überprüft und müssen sich medizinischen Eignungstests unterziehen. Sind die bestanden, soll das Training im Sommer beginnen.
Der Plan der Mission ist, die Männer mit einem Crew Dragon-Raumschiff* von Elon Musks* Unternehmen SpaceX* in den Orbit zu bringen. Gestartet werden soll vom Kennedy Space Center der Nasa in Florida mit einer Falcon 9-Rakte, ebenfalls von SpaceX. Die Crew soll insgesamt acht Tage auf der ISS bleiben und auf dem Rückweg Proben mitbringen, die auf der Reise kalt gehalten werden müssen. Für diese Leistung bezahlt die Nasa Axiom. Das Unternehmen wiederum kauft bei der Nasa Dienstleistungen für die Mission, etwa Vorräte und Frachtlieferungen in den Weltraum.
Reise zur ISS hat einen hohen Preis
Apropos kaufen: Die vier Männer gelangen nicht kostenlos in den Orbit, sondern zahlen jeweils rund 55 Millionen US-Dollar (etwa 45,2 Millionen Euro), um an der Mission teilnehmen zu können, wie Business Insider berichtet. Das Training wird laut López-Alegría in Vollzeit stattfinden. Dabei werden die Männer unter anderem in ISS-Systemen unterrichtet.
Sie lernen auch, wie das Raumschiff an die ISS andockt - und wie man sowohl im Raumschiff als auch auf der ISS die Toilette benutzt und schläft. Sie werden auch auf wissenschaftliche Recherche vorbereitet. „Es geht nicht nur um Tourismus. Es gibt auch viele private Profis, denen das Besserwerden der Menschheit am Herzen liegt und die gerne forschen würden“, zitiert das US-Nachrichtenportal Business Insider die ISS-Managerin Dana Weigel.
Axiom will eigene Raumstation bauen
„Die erste private Besatzung, die die Internationale Raumstation besucht, ist ein Wendepunkt in der Expansion der Menschheit vom Planeten und wir freuen uns, mit der Nasa zusammenzuarbeiten, um dies zu erreichen“, sagte Axiom-Chef Michael Suffredini. Business Insider zufolge plant Axiom, zweimal jährlich private Astronauten zur ISS zu fliegen.
Allerdings konkurriere es mit anderen Unternehmen und Missionen der Regierung um die begrenzten Plätze auf der Raumstation. Auf lange Sicht wolle Axiom einen eigenen Posten im Orbit namens „AxStation“ bauen, der erst an die ISS angehängt werden und sich dann abkoppeln soll.
Die Nasa rechnet laut Business Insider damit, sich 2030 von der ISS zu verabschieden und sie in den Pazifik zu steuern. Bis dann erhofften sich die Behörde sowie der US-Kongress eine kommerzielle Alternative. Die Mission AX-1 könnte ein erster Schritt zu einer kommerziellen Wirtschaft im erdnahen Orbit sein - also Unternehmen, die Menschen ins All fliegen und zurückbringen, um Tourismus und Forschung zu betreiben und weitere Raumstationen zu bauen.
Privatpersonen auf der ISS: Nasa träumt von Tourismus
„Der Traum ist wirklich, jedem Zugang zum Weltraum zu gewähren. Und das hier ist ein ziemlich aufregender Anfangspunkt“, zitiert Business Insider Dana Weigel. „Wer weiß, welche Innovationen und kreativen Ideen entstehen werden, jetzt da wir endlich unsere Mission mit der Industrie und Privatpersonen, die die Station besuchen wollen, teilen können.“ Bereits 2019 hatte die Nasa die ISS für kommerzielle Aktivitäten und Privatpersonen geöffnet.
Phil McAlister, bei der Nasa für kommerzielle Raumfahrt zuständig, spricht von einer Renaissance der menschlichen Raumfahrt. „Ich bin sehr optimistisch für den Tourismusmarkt und die Tourismusaktivität. Ich denke, je mehr Menschen fliegen, desto mehr Dinge wollen sie im Weltraum machen. Je mehr Dinge sie machen wollen, das wird mehr Menschen anziehen. Mehr Menschen, mehr Tun“, sagte McAlister auf einer Pressekonferenz am Montag (10.05.2021). (ial) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.