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Bares für Rares (ZDF): Experte verschätzt sich bei Design-Klassiker aus der DDR doppelt

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Von: Sebastian Reichert

In der ZDF-Trödel-Show „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter lag Experte Sven Deutschmanek bei einem Design-Klassiker aus der DDR doppelt daneben.
In der ZDF-Trödel-Show „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter lag Experte Sven Deutschmanek bei einem Design-Klassiker aus der DDR daneben. © Screenshot/ZDF

In der ZDF-Trödel-Show „Bares für Rares“ mit Moderator Horst Lichter hat sich Experte Sven Deutschmanek bei einem Design-Klassiker aus der DDR gleich doppelt verschätzt.

Köln - In der neuen Folge der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“, die am 17. Januar 2023 ausgestrahlt wurde, hatte Thoralf Kranz aus Coswig bei Dresden eine in den 1960er Jahren entworfene DDR-Gießkanne aus Plastik mit in das Walzwerk in Pulheim bei Köln gebracht.

Bares für Rares (ZDF): Experte verschätzt sich bei Design-Klassiker aus DDR doppelt

Experte Sven Deutschmanek verschätzte sich bei dem Objekt für Retro-Fans in seiner Expertise gleich doppelt. Der Verkäufer, ein 54-jähriger Bauunternehmer aus dem Landkreis Meißen, stellte sein Objekt als ein „Stück DDR-Geschichte“ vor, um das es einen „regelrechten Hype“ gebe.

„Ich finde die jeck!“, meinte Moderator Horst Lichter. „Ich mag verrückte Klamotten.“ Und Thoralf Kranz ergänzte: „Da hängen Kindheitserinnerungen dran.“ Schließlich begann Experte Sven Deutschmanek aus Nordrhein-Westfalen mit seiner Expertise.

Er bezeichnete die kleine Kult-Kanne als „Design-Klassiker der ehemaligen DDR“. Die Gießkanne habe es in verschiedenen Variationen gegeben. Von 28 verschiedenen Modellen in einer riesigen Farbpalette sprach der Experte. Wobei der Blumengießer -so sein Modell-Name - in Bezug auf die Herstellung auch einen Wandel im Laufe der Jahre durchmachte.

Zunächst wurde die Kanne - im Spritzgußverfahren hergestellt - Anfang der 1960er Jahre dreiteilig und mehrfarbig produziert. Der Übergang vom Henkel zum Hohlkörper wurde elegant zusammengefügt. Später wurden dann einzelne Montageschritte zusammengelegt, und die Kanne wandelte sich zu einem zwei- oder einfarbigen sowie relativ einfach montierten Objekt.

Hergestellt wurde der Blumengießer aus dem Kunststoff Polystyrol im VEB Glasbijouterie Zittau, wobei VEB für Volkseigener Betrieb stand. Der Entwurf für die Kanne stammt von Klaus Kunis (1931-1996) aus Zittau. Er arbeitete zunächst als Lithograf, ehe er 1952 ein Studium der Bildenden Künste in Dresden begann.

Danach studierte er industrielle Formgestaltung in Berlin-Weißensee. Seine Diplomarbeit war 1960 der Entwurf einer elektrischen Nähmaschine mit Thermoplast-Vollgehäuse - der Veritas 8017, der ersten Freiarmnähmaschine aus der DDR (lesen Sie auch hier: Bares für Rares (ZDF): Alpen? Schwarzwald? - Doppel-Blamage für Experte und Händler).

Später profilierte sich Klaus Kunis als Gestalter von Haushaltsgeräten. Dazu gehörten Elektroherde und Waschmaschinen, darunter beispielsweise auch die „WM 66“ aus Schwarzenberg und die Tischschleuder „TS 66“. Der Formgestalter und Industriedesigner wurde 65 Jahre alt. Er starb 1996 in Chemnitz.

Ich finde die jeck! Ich mag verrückte Klamotten.

Horst Lichter über die Blumengießer-Kanne

Die kleine Kult-Kanne bei „Bares für Rares“ wurde laut Experte Sven Deutschmanek, dessen Spezialgebiet nach eigenen Angaben von Designklassikern über Blechspielzeug bis hin zu Porzellan reicht, in der 1960er Jahren produziert (lesen Sie auch hier: Geschichten des Jahres (I): Schlüchterner Ehepaar bei Bares für Rares - ein „tolles Erlebnis“).

Die Blumengießer-Formen erinnert in ihrer Formgebung an die Designperiode nach der Brüsseler Expo 1958. Während Verkäufer Thoralf Kranz seinen Wunschpreis von 100 Euro nannte, erklärte Sven Deutschmanek, dass der Wert des Objektes, das beispielsweise auch im DDR-Museum in Berlin zu sehen ist, bei 50 bis 70 Euro liegt.

Der Experte meinte aber, dass sich angesichts der orangenen Farbe vielleicht der neue Händler Jos van Katwijk aus den Niederlanden für die Kanne interessieren könne. Mit dieser Vermutung lag Sven Deutschmanek nicht richtig. Auch waren die Händler bereit, eine höhe Summe zu zahlen, als er geschätzt hatte. Damit hatte er sich gleich doppelt verschätzt.

Video: WM-Sammelalbum mit Pelé und Uwe Seeler begeistert bei „Bares für Rares“

Im „Bares für Rares“-Händlerraum, in dem Elisabeth Nüdling aus Fulda - die zuletzt bei einem Negligé-Collier in der ZDF-Trödelshow völlig aus dem Häuschen war - dieses Mal nicht dabei war, staunte zunächst David Suppes. „Sehr innovativ“ sei die Kanne für den Zeitraum der 1960er Jahre, sagte der Händler aus Wiesbaden in Hessen.

Da sei die DDR im Design „Vorreiter“ gewesen, ergänzte Susanne Steiger aus Köln: „Krass, das hätte ich nicht gedacht.“ Schließlich erstand nicht der potenzielle Oranje-Interessent Jos van Katwijk den Design-Klassiker aus der DDR, sondern Esther Ollick. Die Vintage-Händlerin aus Köln bezahlte für den Plaste-Blumengießer 110 Euro.

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