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Rayshard Brooks: Polizist nach tödlichen Schüssen in Haft – Todesstrafe droht

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Von: Tim Vincent Dicke, Daniel Dillmann, Marvin Ziegele

Nach den tödlichen Schüssen auf Rayshard Brooks in Atlanta sitzt der Polizist in Haft. Er ist wegen Mordes angeklagt, sogar die Todesstrafe droht.

Update vom Freitag, 19.06.2020, 13.22 Uhr: Nach den tödlichen Schüssen auf den Afroamerikaner Rayshard Brooks bei einem Polizeieinsatz in der US-Metropole Atlanta ist einer der beteiligten Beamten verhaftet worden. Aus Gefängnisunterlagen geht hervor, dass der Polizist am Donnerstag (18.06.2020/Ortszeit) in die Strafanstalt aufgenommen wurde.

Er muss sich unter anderem wegen Mordes verantworten. Der Beamte habe übermäßige Gewalt angewendet, wohingegen das Opfer Rayshard Brooks kein aggressives Verhalten gezeigt habe, so die Begründung der Staatsanwaltschaft. Nun droht dem Angeklagten lebenslange Haft ohne Bewährung oder gar die Todesstrafe.

Auch der zweite beteiligte Polizist, der unter anderem wegen schwerer Körperverletzung angeklagt ist, stellte sich. Medienberichten zufolge wurde er jedoch bis zu einem Prozessbeginn wieder auf freien Fuß gesetzt. Er hatte sich den Anklägern zufolge auf die Schultern des Sterbenden gestellt, wie auf Aufnahmen zu sehen gewesen sei.

Tod von Rayshard Brooks in Atlanta: Zahlreiche Polizisten erscheinen nicht zum Dienst

+++ 17:30 Uhr: Nach der Mordanklage gegen einen Polizisten infolge des Todes von Rayshard Brooks sind zahlreiche Kollegen nicht zum Dienst erschienen. Laut eines Berichts der „Washington Post“ sollen etliche Polizisten sich krank gemeldet haben. Das bestätigt auch die Polizeibhörde von Atlanta.

Gleichzeitig versuchte die Stadt den Eindruck zu zerstreuen, es handle sich dabei um eine Protestaktion der Polizisten in Solidarität mit ihrem wegen Mordes angeklagten Kollegen. „Wir haben genug Leute im Dienst, um alle Aufgaben zu erledigen, sagten Vertreter der Stadt Atlanta gegenüber der „Washington Post“. Gleichzeitig bestätigten die Vertreter aber, dass es durchaus mehr Krankmeldungen als üblich gebe.

Ein Sprecher Polizeigewerkschaft in den USA bestätigte währenddessen gegenüber einem Reporter des Nachrichtensenders NBC, dass es sich sehr wohl um eine Protestaktion handele. Die Polizisten würden wissentlich den Dienst verweigern.

Tod von Rayshard Brooks in Atlanta: Donald Trump verteidigt angeklagten Polizisten 

+++ 13.00 Uhr: Auch US-Präsident Donald Trump hat sich nun zur Mordanklage gegen einen der am Tod von Rayshard Brooks beteiligten Polizisten zu Wort gemeldet. Trump bewertete die Situation als „schlimm“, kritisierte aber, dass der Umgang mit der Polizei in den USA zuletzt „nicht fair“ gewesen sei.   

Auch die Tatsache, dass Brooks sich der Festnahme entziehen wollte, fand Trump problematisch. „Man darf sich gegen einen Polizeibeamten nicht derart wehren“, sagte Trump beim TV-Sender Fox News und stellte merkwürdige Vermutungen darüber an, dass Brooks möglicherweise eine Waffe auf den Polizisten gerichtet habe. „Und so ist es passiert, dass die Situation einen sehr schlimmen Ausgang genommen hat.“ Brooks hat keine Waffe dabei gehabt, auch auf sämtlichen Videos ist keine zu sehen.

Trump wünschte sich auch, dass der angeklagte Polizist „eine faire Chance“ bekomme: „Denn mit der Polizei in unserem Land ist man nicht fair umgegangen.“

Tod von Rayshard Brooks: US-Polizist wird in Atlanta wegen Mordes angeklagt

Update vom Donnerstag, 18.06.2020, 09.00 Uhr: Nach dem Tod von Rayshard Brooks muss einer der beteiligten Beamten die Todesstrafe fürchten. Die Staatsanwaltschaft klagte den Polizisten unter anderem wegen Mordes an. Er habe übermäßige Gewalt angewendet, sagte Staatsanwalt Paul Howard in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Darauf steht im Falle einer Verurteilung lebenslange Haft ohne Bewährung oder gar die Todesstrafe.

Brooks habe in mehr als 40 Minuten der Unterhaltung mit den Beamten „niemals irgendein aggressives Verhalten gezeigt“ oder eine Bedrohung dargestellt, sagte Staatsanwalt Howard. Sein Verhalten sei kooperativ und „fast schon fröhlich“ gewesen. Trotzdem kam es danach zu einem Handgemenge. Als Brooks floh, feuerte einer der beiden Polizisten Schüsse ab, die Brooks im Rücken trafen und tödlich verletzten. 

Unterdessen berichtet John Bolton in seinem Enthüllungsbuch über die E-Mail-Affäre von Ivanka Trump und das Ablenkungsmanöver ihres Vaters Donald Trump.

Tod von Rayshard Brooks in Atlanta : Ermittler werten acht Videos aus

Nach Howards Angaben wurde auch der zweite beteiligte Polizist angeklagt, unter anderem wegen schwerer Körperverletzung. Er hatte sich auf die Schultern des Sterbenden gestellt, wie auf Aufnahmen zu sehen gewesen sei. Er habe sich zudem auch bereit erklärt, als Zeuge auszusagen. Für die Anklagen hatten die Ermittler nach eigenen Angaben acht Videos, darunter die Körperkameras der Polizisten, ausgewertet. Zudem seien Zeugen vernommen und eine ballistische Analyse sowie der vorläufige Autopsiebericht eingesehen worden.

Der Anwalt von Brooks Familie, Justin Miller, begrüßte die Entscheidung der Staatsanwaltschaft. „Das ist aber erst der erste Schritt. Schritt zwei ist die Verurteilung in allen Anklagepunkten“. Brooks’ Witwe Tomika Miller meldete sich nur kurz und sichtlich emotional zu Wort. Sie sei sehr verletzt. „Vatertag steht vor der Tür und alles, woran ich denken kann ist, was wäre, wenn mein Mann noch hier wäre.“ Brooks Tochter war Medienangaben zufolge am Samstag acht Jahre alt geworden.

Nach Tod von Rayshard Brooks in Atlanta: Schüsse waren „gerechtfertigt“

Update vom Mittwoch, 17.06.2020, 10.33 Uhr: Nachdem der 27 Jahre alte Afroamerikaner Rayshard Brooks am vergangenen Wochenende getötet wurde, meldet sich ein schwarzer Sheriff aus Georgia zu Wort. Er behauptet, die Schüsse gegen Brooks wären gerechtfertigt gewesen, wie CNN berichtet. 

Sheriff Alfonzo Williams sagte: „Wir haben in dem Video gesehen, dass Brooks in einen Kampf mit den Polizisten verwickelt war. Brooks schafft es, dem Polizisten eine nicht tödliche Waffe, einen Taser, zu entwenden und anschließend zu flüchten“, so der Sheriff von Burke County. 

Tod von Rayshard Brooks in Atlanta: Schüsse waren „absolut gerechtfertigt“

„Dann drehte Rayshard Brooks sich um und schoss mit dem Taser auf die Polizisten.“ Auf dem Videomaterial war zu sehen, dass der Taser keinen der beiden Polizisten getroffen hatte. „Wenn ein Polizist von einem Taser getroffen wird, versteifen sich seine Muskeln und er kann sich nicht mehr bewegen. Deshalb waren die Schüsse absolut gerechtfertigt.“ 

Update vom Dienstag, 16.06.2020, 20.00 Uhr: US-Präsident Donald Trump hat begrenzte Polizeireformen beschlossen. Trump unterzeichnete im Weißen Haus eine Verfügung, die Polizeibehörden Mittel des Justizministeriums in Aussicht stellt. Die Behörden müssten sich dafür zur Einhaltung bestimmter Standards beim Einsatz von Gewalt verpflichten, sagte der Präsident. Unter anderem dürften Würgegriffe bei Verdächtigen nach diesen Standards nur bei Lebensgefahr für den betroffenen Polizisten zur Anwendung kommen.

Donald Trump reagiert auf Proteste wegen Rassismus

Update vom Dienstag, 16.06.2020, 14.40 Uhr: Nach wochenlangen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt infolge des Todes von George Floyd hat US-Präsident Donald Trump eine Anordnung zur Polizeireform angekündigt. „Das übergeordnete Ziel ist, dass wir Recht und Ordnung wollen“, sagte Trump im Weißen Haus. „Und wir wollen, dass das fair, gerecht und sicher geschieht.“ Welche Reformen er konkret plant, wollte Trump erst bei einer Pressekonferenz am Dienstag um 12.00 Uhr (Ortszeit/18.00 Uhr MESZ) im Rosengarten des Weißen Hauses anlässlich der Unterzeichnung der Verfügung verkünden.

Donald Trump hat ein Dekret für eine begrenzte Polizeireform unterzeichnet.
Donald Trump hat ein Dekret für eine begrenzte Polizeireform unterzeichnet. © Evan Vucci/AP/dpa

„Wir werden einige gute Lösungen haben“, sagte Trump. Er fügte hinzu, die meisten Polizisten seien „großartige Menschen“. Aus dem Weißen Haus hieß es, die Anordnung sehe unter anderem Anreize der Bundesregierung für Polizeibehörden vor, die Beamte besser ausbildeten. „Schlechte Polizisten“, die durch übermäßige Gewaltanwendung aufgefallen seien, sollten früher ausgesiebt werden können. Auch sollten Sozialarbeiter verstärkt zum Einsatz kommen.

Tod von Rayshard Brooks in Atlanta: „Das hätte niemals in seinen Tod münden dürfen“

+++ 21.10 Uhr: Der Anwalt von Rayshard Brooks Familie, Chris Stewart, forderte einen Mentalitätswechsel bei der Polizei in den USA. Es gehe nicht nur um neue Gesetze und Vorschriften, es brauche Veränderungen in den Köpfen, sagte Stewart. Der Familienvater Brooks sei auf einem Parkplatz eingeschlafen und habe keine Gefahr für die Gesellschaft dargestellt.

Brooks Fall dürfe nicht kleingeredet werden, nur weil er bei der Festnahme Widerstand geleistet habe, forderte Stewart. „Sie haben George Floyd Handschellen angelegt und danach wurde er getötet. Wenn man Afroamerikaner ist, heißt Handschellen angelegt zu bekommen nicht, dass man nett auf den Rücksitz eines Polizeiwagens geführt wird“, sagte der Anwalt weiter. Jeder afroamerikanische Mann in den USA habe seit Kindertagen Angst vor der Behandlung durch die Polizei, sagte ein weiterer Anwalt.

Zentrale Frage in dem Fall ist, ob die Reaktion des Polizisten angemessen war. „Laut Gesetz ist ein Taser keine tödliche Waffe“, sagte der Anwalt von der Familie Rayshard Brooks, Chris Stewart. In dem Video der Polizei sei zu sehen, dass Brooks höflich gewesen sei. Brooks hätte einfach angewiesen werden können, ein Uber nach Hause zu nehmen. „Das hätte niemals in seinen Tod münden dürfen“, meinte Stewart.

Tod von Rayshard Brooks: Gerichtsmedizin nennt Polizeischüsse Mord

+++ 16.25 Uhr: Nach dem Tod von Rayshard Brooks durch Schüsse der Polizei in Atlanta hat sich nun auch seine Ehefrau zu Wort gemeldet. Tomika Miller wünscht sich vor allem eins: dass die beteiligten Beamten im Gefängnis landen. 

„Wir alle sind Rayshard Brooks. Genau wie wir alle George [Floyd] sind. Wir sind alle Menschen, wir sind alle Kinder Gottes“, sagte Miller dem TV-Sender CBS. „Wir sollten den Schmerz all derer spüren, die ihr Leben sinnlos durch viel zu große Amtsbefugnisse verloren haben.“

Tod von Rayshard Brooks: Strafverfolgungsbehörde leitet Untersuchung ein

+++ 12.45 Uhr: Die Strafverfolgungsbehörde GBI (Georgia Bureau of Investigation) hat eine Untersuchung des Todes von Rayshard Brooks in Atlanta eingeleitet. Das teilte die Behörde in einem offiziellen Schreiben mit.

Brooks war auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants namens „Wendy‘s“ in der Hauptstadt Georgias von Polizisten kontrolliert worden. Er widersetzte sich der Festnahme, die Polizisten eröffneten das Feuer und trafen Brooks mit zwei Kugeln im Rücken.

Tod von Rayshard Brooks: Bodycams der Polizisten zeigen neue Videoaufnahmen

+++ Update vom Montag, 15. Juni 2020, 6.00 Uhr: Die medizinische Untersuchung hat ergeben, was das erste Video ohnehin schon eindeutig gezeigt hatte: Rayshard Brooks wurde von zwei Polizeikugeln, die ihn im Rücken trafen getötet.

Nun wurden die Videoaufnahmen der Bodycams beider Polizisten veröffentlicht. Dort zu sehen ist, dass die Ordnungshüter fast 30 Minuten mit Brooks reden, ehe dieser versucht, sich der Festnahme zu entziehen und flüchtet. Ebenfalls deutlich wird, dass die Polizisten Brooks zunächst fragen, ob er eine Waffe mit sich führt, was dieser verneint, und ihn anschließend abtasten.

Tod von Rayshard Brooks: „Sie wussten, dass er nicht bewaffnet war“

Der US-Nachrichtensender CNN ließ die neuen Videoaufnahmen aus Atlanta von Charles Ramsey, ehemaliger Chef der Polizei in Philadelphia, analysieren. Ramsey kommt zu dem Schluss: „Sie [die Polizisten] wussten, dass er nicht bewaffnet war. Laut dem Gesetz musst Du aber sicher sein, dass Lebensgefahr für Dich oder für andere besteht, ehe Du Deine Waffe einsetzen darfst.“ Eine Lebensgefahr habe für die Polizisten aber nicht bestanden - auch nicht durch den Taser, den Brooks einem Polizisten entwendet hatte.

Einig sind sich der Anwalt der Familie und die Vertreter der NAACP („National Association for the Advancement of Colored People“), der größten Bürgerrechtsbewegung für Schwarze in den USA: Die beiden Polizisten, die in die Erschießung von Rayshard Brooks waren, sollten wegen Mordes angeklagt werden. „Es ist wirklich schwierig, von jemanden mit dem Tod bedroht zu werden, der vor Dir wegrennt“, sagte ein Anwalt.

US-Seantor: Tod von Rayshard Brooks weniger eindeutig als Tod von George Floyd

+++ 18.09 Uhr: Der Polizeieinsatz in Atlanta, in dessen Folge der Afroamerikaner Rayshard Brooks starb, lässt sich nach Einschätzung des republikanischen US-Senators Tim Scott weniger einfach bewerten als die Tötung des Afroamerikaners George Floyd. „Diese Situation ist sicherlich weitaus weniger klar als die, die wir mit George Floyd und mehreren anderen im Land gesehen haben“, sagte der Republikaner am Sonntag (14.06.2020) dem Sender CBS News.

Die Frage sei, was der Polizeibeamte hätte tun müssen, nachdem der Verdächtige am Freitagabend in Atlanta eine Elektroschockpistole auf ihn gerichtet hatte. Scott betonte die Notwendigkeit für mehr Training für Polizisten, damit diese in Sekundenbruchteilen solche Entscheidungen treffen könnten.

Schwarzer von US-Polizei in Atlanta getötet: Rayshard Brooks wollte einen Tag später mit seiner Tochter feiern

+++ 17.41 Uhr: Der Afroamerikaner Rayshard Brooks, welcher in der US-Metropole Atlanta von der Polizei erschossen wurde, wollte einen Tag später den Geburtstag seiner Tochter feiern. Das berichtet der Nachrichtensender CNN. Demnach wartete die Tochter in ihrem Geburtstagskleid am Samstagmorgen (13.06.2020/Ortszeit) auf ihren Vater um mit ihm Skaten zu gehen, so der Anwalt der Familie – dieser kam jedoch nie an.

Einen Tag bevor Brooks erschossen wurde, verbrachte er noch Zeit mit seiner Tochter, sagte der Anwalt dem Sender.

Afroamerikaner von Polizei in Atlanta erschossen: Protestierende zünden Restaurant an

+++ 12.58 Uhr: Der Tod eines weiteren Afroamerikaners durch Polizeigewalt hat die Anti-Rassismus-Proteste in den USA weiter angeheizt. Hunderte Demonstranten gingen örtlichen Medienberichten zufolge am Samstag in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia auf die Straße und setzten das Schnellrestaurant in Brand, vor dem sich der Vorfall ereignet hatte. Atlantas Polizeichefin trat nach den tödlichen Polizeischüssen auf den 27-jährigen Rayshard Brooks zurück. US-Präsident Donald Trump* ging bei einem Auftritt an der Militärakademie West Point mit keinem Wort auf die derzeitigen Proteste ein. Der Beamte, der die Schüsse auf Brooks abgab, wurde am Samstag entlassen, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Ein weiterer beteiligter Polizist wurde nach Angaben des Senders ABC News in die Verwaltung versetzt.

Schwarzer von Polizist in Atlanta getötet - Protestierende zünden danach Schnellrestaurant an

+++ 11.10 Uhr: Atlantas Bürgermeisterin Keisha Lance Bottoms forderte die Entlassung des Polizisten, der den 27 Jahre alten Rayshard Brooks erschossen hatte. Polizeichefin Shields habe ihren „sofortigen“ Rücktritt angeboten, sagte die Politikerin der demokratischen Partei weiter. Shields wünsche sich, dass Atlanta ein „Vorbild für jene sinnvollen Reformen“ sei, die es nach den vielen Zwischenfällen von Polizeigewalt in den USA landesweit geben sollte. Die Polizeichefin sei mehr als 20 Jahre im Dienst gewesen.

Update vom Sonntag, 14.06.2020, 09.02 Uhr: Als Reaktion auf den Tod eines Afroamerikaners durch Polizeigewalt in Atlanta ist die Polizeichefin der US-Großstadt zurückgetreten. Die Bürgermeisterin Keisha Lance Bottoms gab den Rücktritt der langjährigen Polizeichefin Erika Shields am Samstag bekannt. Am Freitagabend war der 27-jährige Rayshard Brooks bei einem Polizeieinsatz in Atlanta vor einem Schnellrestaurant tödlich verletzt worden. Der Vorfall löste in Atlanta Demonstrationen gegen rassistische Polizeigewalt aus. 

Polizeigewalt in den USA geht weiter: Wieder wurde ein Schwarzer von der Polizei getötet

Nach Angaben der Ermittler war die Polizei am Freitagabend zu dem Schnellrestaurant gerufen worden, weil der offenbar angetrunkene Brooks in seinem Auto eingeschlafen war und die Einfahrt zu dem Restaurant blockiert hatte. Aufnahmen der Sicherheitskamera zeigen demnach, dass sich Brooks gegen seine Festnahme wehrte, den Beamten einen Elektroschocker abnahm und einen Polizisten damit bedrohte. Daraufhin habe ein Beamter auf Brooks geschossen. Der 27-Jährige sei kurz darauf in einem Krankenhaus in Atlanta gestorben. Auch einer der an dem Einsatz beteiligten Polizisten sei verletzt worden.

Anschließend zündeten Protestierende das Schnellrestaurant Wendy‘s, vor dem Rayshard Brooks erschossen wurde, an, wie mehrere Agenturen berichten.

Erstmeldung vom Samstag, 13.06.2020, 19.43 Uhr: Atlanta – Nach dem gewaltsamen Tod durch Polizeigewalt von George Floyd, ist in der US-Großstadt Atlanta erneut ein Afroamerikaner von der Polizei getötet worden. Ersten Erkenntnissen nach wurde der Mann von Beamten auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants erschossen.

Nach Tod von George Floyd in den USA: Polizei erschießt Schwarzen in Atlanta

Das Kriminalamt GBI des Bundesstaates Georgia schilderte den Fall vom Freitagabend (12.06.2020/Ortszeit) folgendermaßen: Die Polizei sei zu einem Schnellrestaurant gerufen worden, in dessen Autoschlange ein Mann in einem Wagen eingeschlafen war. Andere Fahrzeuge hätten an ihm vorbeifahren müssen. In der Folge habe der 27-jährige Mann, der in dem Auto saß, einen durchgeführten Nüchternheitstest nicht bestanden und sollte in Gewahrsam genommen werden.

Laut der Tageszeitung „Atlanta Journal-Constitution“ handelte es sich bei dem Mann um den 27-jährigen Rayshard Brooks. Er kommt dem Bericht nach aus Atlanta.

Rayshard Brooks nach Tod von George Floyd erschossen: Video soll Polizeigewalt in Atlanta zeigen

Bei dem Polizeieinsatz in Atlanta sei es nach Angaben der Polizei zu einem Kampf gekommen. „Zeugen berichten, dass das männliche Subjekt während des Kampfes den Taser (eines Polizisten) ergriff“. Im Kampf um dieses Elektroimpulsgerät, mit dem Verdächtige außer Gefecht gesetzt werden können, habe ein Beamter mit seiner Pistole auf den Afroamerikaner geschossen. Er starb den Angaben zufolge kurze Zeit später im Krankenhaus. Zeugen sprechen von Polizeigewalt.

Auf Twitter kursierte ein etwa 30 Sekunden langes Video, welches den Polizeieinsatz zeigen soll. Ob es sich bei diesem tatsächlich um eine authentische Aufnahme handelt, ist noch nicht bestätigt.

Afroamerikaner von Polizei in Atlanta erschossen: Massive Proteste in den USA nach Tod von George Floyd

Seit dem Tod von George Floyd Ende Mai in Minneapolis kommt es in vielen Städten der USA zu Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Der weiße Polizeibeamte Derek Chauvin hatte sein Knie in den Nacken des am Boden liegenden Mannes gedrückt – trotz dessen wiederholter Bitten, ihn atmen zu lassen.

Der Polizist und drei an dem Einsatz beteiligte Kollegen wurden entlassen, festgenommen und angeklagt. Floyd war wegen des Verdachts, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben, festgenommen worden.

tvd mit dpa

Im Zuge der anhaltenden Kritik an der US-Polizei wurden zwei Polizei-Reality-Shows abgesetzt. Die Sprecherin des Weißen Hauses dichtet eine weitere Serie dazu*.

In Lafayette, im US-Bundesstaat Louisiana, schießt die Polizei elfmal auf Trayford Pellerin. Der Afroamerikaner wird im Krankenhaus für tot erklärt.

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