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Bares für Rares (ZDF): Wert von Fliegeruhr vervierfacht - Anekdote begeistert Horst Lichter

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Von: Sebastian Reichert

Eine Weltzeituhr aus der Produktion des Betriebes von Helmut Sinn liegt 2006 über dessen Fluglizenz aus den 1930er Jahren. Eine Uhr aus den 1980er Jahren wurde nun bei „Bares für Rares“ im ZDF verkauft.
Eine Weltzeituhr aus der Produktion des Betriebes von Helmut Sinn liegt 2006 über dessen Fluglizenz aus den 1930er Jahren. Eine Uhr aus den 1980er Jahren wurde nun bei „Bares für Rares“ im ZDF verkauft. © Boris Roessler/dpa

Tolle Geschichte von einer Piloten- und Uhrenbauer-Legende aus Hessen bei „Bares für Rares“ (ZDF): Moderator Horst Lichter zeigte sich bei einer Fliegeruhr von Helmut Sinn aus Frankfurt begeistert.

Köln - In der „Bares für Rares“-Trödelshow im ZDF vom 17. Mai 2022 mit Moderator Horst Lichter hatte Verkäuferin Heidemarie Hayko aus Hamburg eine Sinn-Fliegeruhr in das Walzwerk in Pulheim bei Köln mitgebracht. Mit dabei hatte die 67-Jährige auch noch eine tolle Geschichte einer Legende aus Hessen.

Den Sinn-Sportchronographen hatte sich 1984 ihr Mann, der von Beruf Meteorologe ist, zum Geburtstag gewünscht. Damals wohnte das Ehepaar in Frankfurt. Also fuhr Heidemarie Hayko mit dem Fahrrad zur Firma Sinn in den Stadtteil Rödelheim (lesen Sie auch hier: „Bares für Rares“-Händler schnappt sich Ölgemälde von Florence A. Saltmer mit einem Trick).

„Bares für Rares“: Verkäuferin erzählt tolle Geschichte von Piloten-Legende aus Hessen

Die Verkäuferin berichtete, dass sie eine Uhr ausgesucht hatte, aber noch eine zweite Uhr gut fand, diese aber nicht bezahlen konnte. Firmengründer Helmut Sinn erlaubte ihr daraufhin, diese zweite Uhr noch (zunächst) ohne Bezahlung mitzunehmen - und zwar mit den Worten: „Gib mir das Geld, wenn du es hast.“

Ein halbes Jahr lang habe Heidemarie Hayko gespart und sei dann erneut mit dem Fahrrad wieder nach Frankfurt-Rödelheim hingefahren. „Ich wusste, dass du kommst.“ Mit diesem Worten habe sie Helmut Sinn empfangen. „Herr Sinn ist ein toller Mensch!“, zeigte sich Moderator Horst Lichter von dem Vertrauensvorschuss angetan.

Helmut Sinn (1916-2018) war ein leidenschaftlicher Pilot, Instrumenten- und Kunstfluglehrer, Luftfahrtsachverständiger. Er galt später als Ausnahmepersönlichkeit in der Uhrenbranche. 1961 gründete er in Frankfurt eine heute noch existierende Uhrenfirma unter seinem Namen („Sinn Spezialuhren“). Er setzte vor allem auf den Direktvertrieb.

„Helmut Sinn war Blindfluglehrer. Er hat deutschen Piloten beigebracht, nur nach Instrumenten zu fliegen“, erklärte, Kunsthistorikerin Heide Rezepa-Zabel aus Berlin. „Entsprechend hat er Fliegeruhren entwickelt.“ Das nun angebotene Modell habe es seit 1974 gegeben. Zehn Jahre später kaufte Heidemarie Hayko die Uhr - für 400 bis 600 DM schätzte sie.

Diese Sinn-Uhr aus den 1980er Jahren wurde jetzt bei „Bares für Rares“ im ZDF verkauft.
Diese Sinn-Uhr aus den 1980er Jahren wurde jetzt bei „Bares für Rares“ im ZDF verkauft. © Screenshot

Laut der „Bares für Rares“-Expertin handelt es sich um eine Sinn der 144er Reihe - um das Modell STSA mit Stoppfunktion und Wochentag- und Tag-Anzeige (Day-Date-Anzeige) in der Größe von 40 Millimetern mit dem Original-Rollenarmband von Sinn (lesen Sie auch hier: Gemälde oder Uhr? Oder beides? Bietergefecht bei „Bares für Rares“ im ZDF um 200 Jahre alte Rarität).

Während die Verkäuferin ihren Wunschpreis von 400 bis 600 Euro angab, hatte Heide Rezepa-Zabel sogar noch bessere Nachrichten: „Der Wert hat sich vervierfacht. Der Wert der Uhr liegt zwischen 800 und 1000 Euro.“ Damit hatte auch Horst Lichter, der sich kürzlich fasziniert von einer Skandal-Lithografie von John Lennon gezeigt hatte, nicht gerechnet.

Wie dieses Foto von 2006 zeigt, dachte Uhrenbauer Helmut Sinn auch mit fast 90 noch nicht an Ruhestand. Eine Sinn-Uhr aus den 1980er Jahren wurde nun bei „Bares für Rares“ im ZDF verkauft.
Wie dieses Foto von 2006 zeigt, dachte Uhrenbauer Helmut Sinn auch mit fast 90 noch nicht an Ruhestand. Eine Sinn-Uhr aus den 1980er Jahren wurde nun bei „Bares für Rares“ im ZDF verkauft. © Boris Roessler/dpa

Helmut Sinn, der auch „der schnelle Helmut“ genannt wurde, war im Alter von sechs Jahren zum Berufswunsch Pilot gekommen. Noch bis ins hohe Alter - er starb im Alter von 101 Jahren - war er unternehmerisch und erfinderisch tätig. Sinn-Uhren flogen an Handgelenken von Astronauten ins Weltall. Mit 100 fuhr Helmut Sinn noch Auto und machte täglich bei Spaziergängen bis zu 3000 Schritte.

Als Begründung für seine Fitness meinte er im Alter von 100 Jahren: „Immer 95 Prozent, nie 105 Prozent. Immer eine Sicherheitsreserve behalten.“ Und er würde nicht rauchen und wenig essen, dabei nur Schwarzbrot, und „täglich 0,15 Liter Wein“ trinken.

Im „Bares für Rares“-Händlerraum, in dem Elisabeth Nüdling aus Fulda dieses Mal nicht dabei war, zeigte von Beginn an Auktionator Wolfgang Pauritsch aus Oberstaufen am meisten Interesse. „Ein Chronograph - ein Chronometer! Mit dem originalen Armband in Edelstahl“, bewies er Fachkunde (lesen Sie auch hier: „Das geht gar nicht“ - Impressionismus-Gemälde für 400 Euro „Bares für Rares“ im ZDF?).

Video: Bezahlen die „Bares für Rares“-Händler die Objekte selbst?

Doch auch Julian Schmitz-Avila aus Bad Breisig, Schmuckexpertin Susanne Steiger aus Köln und Walter Lehnertz aka „Waldi“ aus der Eifel wollten den Sinn-Sportchronographen haben. Es kam zu einem Bietergefecht um die schicke Fliegeruhr. Julian Schmitz-Avila musste tief durchatmen (lesen Sie auch hier: „Bares für Rares“-Moderator Horst Lichter kriegt bei altem Ölgemälde direkt Hunger).

Letztlich bekam aber „Bares für Rares“-Händler Wolfgang Pauritsch den Zuschlag für die Sinn-Uhr. Für 1300 Euro. 50 Euro hatte die Verkäuferin bei dem Höchstbietenden extra nochmal herausgeschlagen. „Was will ich mehr“, zeigte sich Heidemarie Hayko sehr zufrieden. „Ich gehe als glücklicher Mensch nach Hause.“

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