Urlaub in der Schweiz: Warum ein kleines Bergdorf am Matterhorn so außergewöhnlich ist
Der Blick geht immer wieder in Richtung Himmel. Da irgendwo in den Wolken muss es sein: das Matterhorn. Der Berg in der Schweiz versteckt sich, wie eine Diva, die die Aufmerksamkeit gewohnt ist und sich ein bisschen ziert. Doch das Warten im Urlaub wird sich lohnen. Ein Besuch in Zermatt.
Zermatt - Wenn die Zahnradbahn den Berg hinauf ächzt und an den Holzhäuschen der Bahnhöfe Gartenzwerge stehen, dann ist man mitten in der Schweiz. Wenn man außerdem mit einem Elektromobil, das wie die Schweizer Version einer Rikscha daherkommt, zum Hotel gefahren wird, dann ist man in Zermatt.
Der Ort am Fuße des Matterhorns ist schon lange autofrei. 1931 wurden die Straßen für den privaten Verkehr gesperrt. Und auch die eine Straße, die nach Zermatt führt, darf nur mit Genehmigung befahren werden. Wer hierher kommt, der reist entweder gleich mit der Bahn an oder muss sein Fahrzeug im Zermatter Vorort Täsch auf einem der Parkplätze abstellen – und dann für die letzte Etappe in die Matterhorn Gotthard Bahn einsteigen.
Urlaub in der Schweiz: Zermatt - ein besonderes Bergdorf am Matterhorn
Alle Wege führen nach Rom, aber nur einer nach Zermatt. Der Ort erhält dadurch seinen ganz eigenen Charme und man hat den Eindruck, die Uhren ticken hier langsamer. Wer von A nach B will, der fährt mit dem Rad oder läuft und entdeckt dabei vielleicht ganz zufällig den alten Dorfteil mit seinen Häuschen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. (Lesen Sie hier: Urlaub in Kroatien - Diese Corona-Regeln müssen Touristen bei der Reise beachten)
Die 30 Gebäude waren einst Stadel, Speicher, Ställe und Wohnhäuser und zeigen die typische alpine Bauweise mit Stelzen und Steinplatten an den Pfosten, die Mäuse fernhalten sollten. Besonders ist Zermatt aber auch wegen seiner exponierten Lage am Matterhorn. Viele Bergsteiger kommen jedes Jahr hierher, um den 4478 Meter hohen Berg zu erklimmen.
Markus Pössenberger hat das im Jahr 2015 auch getan. Er lebt seit sieben Jahren in Zermatt und ist Sous-Chef im Hotel Altiana by La Ginabelle. „Ich bin mit einem Bergführer hoch. Um vier Uhr morgens ging es los. Um 8 waren wir auf dem Gipfel. Das war überwältigend“, erinnert er sich und erklärt, dass sie so früh gestartet sind, weil das Risiko, einen Steinschlag abzubekommen, sich am Tag erhöht.
Ungefährlich ist die Tour nämlich nicht. Ganz im Gegenteil. Seit der Erstbesteigung 1865 starben am Matterhorn mehr als 550 Menschen. „Das hat man natürlich im Hinterkopf, wenn man da hoch geht“, sagt Pössenberger. Die Faszination für das Matterhorn ist verständlich. Es ist der Inbegriff eines Berges, der Gipfel wie gemalt – wenn er sich denn zeigt.
Bislang tut er das nicht. Und auch am nächsten Tag soll es bewölkt sein. Doch es kommt anders – wie so oft ist das Wetter in Zermatt besser als gemeldet. Schon am Morgen strahlt die Sonne vom Himmel, beste Voraussetzung für eine Wanderung. An fünf Seen soll es vorbei gehen. Neun Kilometer inmitten einer herrlichen Bergwelt. (Lesen Sie auch: Einzige Bewohner der Wasserkuppe: Heide Hillmer und ihr Sohn leben auf höchstem Berg in Hessen)
„Zermatt wird umgeben von 29 4000ern“, sagt Matthias Abgottspon. Der 23-Jährige betreibt zusammen mit seinen Eltern das Altiana in Zermatt. An diesem Tag wird er die Wandergruppe anführen. „In drei der Bergseen, zu denen wir laufen, spiegelt sich das Matterhorn“, verspricht Abgottspon. Die Tour ist eine der beliebtesten Wanderungen in der Gegend und auch für weniger Sportliche gut geeignet.
Gut zu wissen
Anreise: Mit der Bahn dauert die Fahrt sieben bis acht Stunden. Wer mit dem Auto fahren möchte, der muss es im fünf Kilometer entfernten Täsch parken, da Zermatt als autofrei gilt. Von Täsch aus geht es mit dem Zug oder Taxi nach Zermatt. Am Bahnhof in Zermatt werden die Gäste mit hoteleigenen Elektrowagen abgeholt.
Hotel: Das Doppelzimmer im Altiana by La Ginabelle für zwei Personen mit Frühstück kostet ab 312 Schweizer Franken, zirka 287 Euro. Die Verpflegung als Halbpension kann ab 50 Schweizer Franken, zirka 45 Euro, pro Person dazu gebucht werden. Das Vier-Sterne-Superior-Hotel liegt mitten in Zermatt und wurde vor Kurzem als Erweiterung des Hotels La Ginabelle erbaut. Dabei wurden regionale Materialien genutzt. Die Energiegewinnung erfolgt über Geothermie, sodass eine CO2-neutrale Klimatisierung der Räume möglich ist. Es gibt einen Spa-Bereich mit Schwimmbad, Dampfbädern und mehreren Saunen.
Bergbahnen: In Zermatt kann man auch im Sommer Ski fahren. Das Skigebiete am Matterhorn ist allerdings – wie vieles in der Schweiz – recht teuer. Der Tages-Skipass kostet 79 Franken. Um zur Bergstation Blauheld zu gelangen, wo der „5-Seenweg“ beginnt, zahlt man 34 Franken.
Sehenswert: Nicht verpassen sollte man Zermatts alten Dorfteil mit Gebäuden aus dem 16. bis 18. Jahrhundert (Hinterdorfstraße). Auch der Besuch des Gletscher-Palastes am Kleinen Matterhorn lohnt sich.
Nach einer Fahrt mit den Bergbahnen geht es an der Station Blauheld auf 2500 Metern los. Der „5-Seenweg“ führt meist bergab, vorbei an herrlich blühenden Wiesen und Murmeltieren, die sich scheu aus dem Staub machen. Kaum denkt man, die Aussicht kann nicht schöner werden, wird man überrascht: Am Stellisee ist die Idylle perfekt. Das Matterhorn spiegelt sich im Wasser. Die Diva zeigt sich also doch noch.