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Waldhof Mannheim erfüllt Schwerkrankem letzten Wunsch - DFB ermittelt: „Hygieneauflagen verletzt“

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Von: Berkan Cakir

Ein an ALS erkrankter Mann sitzt im Rollstuhl und ist umgeben von Fußballern vom SV Waldhof Mannheim.
Ralf Kindsvater (Mitte) posiert mit den Spielern seiner Herzensmannschaft. © Waldhof Mannheim

Ein schwerkranker Fan des Vereins Waldhof Mannheim bekommt seinen letzten Wunsch erfüllt und darf die Profifußballer besuchen. Aber nun ermittelt der DFB.

Mannheim - Seit 30 Jahren ist Ralf Kindsvater ein Fan des SV Waldhof Mannheim. Der unheilbar an ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) erkrankte Ludwigshafener unterstützt die Fußballer seit Zeiten, in denen der Klub noch Ende der 1980er Jahre in der ersten Bundesliga spielte. Wie groß die Liebe von Ralf Kindsvater gegenüber seinem Lieblingsverein ist, brachte der treue Fan am vergangenen Wochenende zum Ausdruck.

Am Sonntag spielte der Drittligist im heimischen Carl-Benz-Stadion gegen den VfB Lübeck - wegen der geltenden Corona-Verordnung vor leerer Kulisse. Nur Ralf Kindsvater durfte ausnahmsweise auf der Tribüne das Spiel live miterleben. Doch sein Besuch hat ein Nachspiel. Laut einem Bericht des Mannheimer Morgen ermittelt nun der DFB gegen den Verein, weil bei dem Aufeinandertreffen das Hygiene-Konzept gegen das Coronavirus in Baden-Württemberg* nicht beachtet worden sei. Der an der Nervenkrankheit leidende Anhänger hatte nach dem 3:2-Sieg mit den Waldhof-Profis für ein Foto auf dem Stadionrasen posiert.

Waldhof Mannheim muss bis Ende April eine Stellungnahme abgeben

Auf dem Bild sind neben Ralf Kindsvater zahlreiche Fußballer, einige Club-Mitglieder und Vertreter der Hilfsorganisation „Arbeiter-Samariter-Bund“ (ASB) zu sehen. Der gemeinnützige Verein, der es sich mit dem „Wünschewagen“ zur Aufgabe gemacht, schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Wunsch zu erfüllen, fädelte das Treffen zwischen Ralf Kindsvater und seiner Lieblingsmannschaft ein. „Manche wollen noch einmal das Meer sehen - ich ein Spiel meiner Mannschaft, die ich seit über 30 Jahren supporte“, schreibt Kindsvater dazu auf seiner Facebook-Seite, wo er seit geraumer Zeit einen Blog über die ALS-Krankheit führt. Bis auf die Spieler, die vor dem Spiel negativ getestet wurden, und dem kranken Fan, trugen bei dem Ereignis alle Beteiligten einen Mund-Nasen-Schutz.

Der Verein muss laut dem Sprecher Yannick Barwig nun aber bis zum 29. April eine Stellungnahme beim Deutschen Fußballverband abgeben. Problematisch sei, dass laut des aktuellen Hygienekonzepts nur Personen in den Innenraum des Stadions dürften, die direkt mit der Durchführung des Spielbetriebs zu tun haben. Ralf Kindsvater hätte demnach nicht auf dem Rasen sein dürfen.

Waldhof-Mannheim-Sprecher: Die Stadt hat eine Sondergenehmiung erteilt

Wie der Waldhof-Sprecher gegenüber Bild sagte, hätte die Aktion mit Ralf Kindsvater zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden können. „Fakt ist aber leider, dass wir gar nicht mehr zögern konnten, da sich sein Zustand immer weiter verschlechtert und nicht sicher ist, ob er überhaupt noch mal ein Spiel vor Zuschauern erlebt“, so Yannick Barwig. Das Zusammentreffen sei im Vorfeld mit dem Mannheimer Gesundheitsamt abgesprochen gewesen. Von der Stadt habe man dafür eine Sondergenehmigung erhalten.

Zuletzt bezog der DFB Stellung* und erklärte, es werde keine Ermittlungen geben. Die Aktion von Ralf Kindsvater ist damit ein voller Erfolg. „Ein unvergessliches Erlebnis. Danke allen, die dabei waren und es ermöglicht haben“, schreibt er auf Facebook. *BW24 und Mannheim24 sind Angebote von IPPEN.MEDIA

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