Lachen trotz Corona: Mit „Lachtelefon“ & Co. gelingt es, auch in der Krise den Humor nicht zu verlieren

Heute, am 2. Mai, ist Weltlachtag. Wem es während der Corona-Pandemie aber nicht gelingt, lauthals zu lachen, der kann es mit dem „Lachtelefon“ probieren. Denn Humor sei in der jetzigen Krise wichtig, weiß der Berliner Psychotherapeut Wolfgang Krüger.
Hanau/Berlin - „Wir brauchen den Humor besonders dann, wenn wir nicht in der Lage sind, Dinge zu ändern“, sagt der Psychotherapeut und Buchautor Wolfgang Krüger. Bei schweren Erkrankungen, schmerzhaften Trennungen, Unglücken oder eben während der Corona-Pandemie könne Humor helfen, Ohnmacht zu überwinden und ein Gefühl innerer Freiheit zu schenken.
Wem zur Zeit aber nicht einmal ein mildes Lächeln gelingen will, der kann auf ein großes Angebot an Online-Lachkursen zurückgreifen. Oder beim „Lachtelefon“ anrufen. Hier heißt es: Tief einatmen und beim Ausatmen ein langsames „Ha, Ha, Ha“ versuchen. Schon bei der ersten Übung fällt es schwer, ein Kichern zu unterdrücken. Was auch am Lachen des Gegenübers liegen könnte.
Weltlachtag: Trotz Corona darf gelacht werden - unter anderem am „Lachtelefon“
Sandra Mandl heißt die Therapeutin aus Hanau (Main-Kinzig-Kreis) in Hessen, die zum insgesamt 40-köpfigen Team gehört, das hinter dem vor rund einem Jahr gegründeten Angebot steht (lesen Sie auch hier: Corona in Hessen: Mehr als 2000 neue Fälle - Polizei beendet Techno-Party).
Es richtet sich an alle, die eine rasche Stimmungsaufhellung brauchen. Am anderen Ende der Telefonleitung melden sich Ehrenamtliche, die Ausbilder in sogenanntem Lachyoga sind, das unter anderem Entspannungs-, Atem- und Lockerungsübungen beinhaltet.
Video: Dieser Verein bietet Online-Lachtraining als Stütze in der Corona-Krise an
Unter der täglich zwölf Stunden erreichbaren Lach-Telefonnummer riefen von Kindern bis hochbetagten Senioren alle Altersgruppen an, sagt Mandl im Vorfeld des Weltlachtages am 2. Mai. Die Idee sei schon vor Corona entstanden, zunächst allerdings nur für einen bestimmten Kreis gedacht gewesen. Wegen der Pandemie sei ein öffentliches Angebot daraus geworden. (Lesen Sie hier: Trotz Corona: Weniger Arbeitslose in der Region - In diesen „exotischen“ Berufen werden Fachkräfte gesucht)
„Wir hatten vor allem Ältere im Blick, weil wir vermutet haben, dass Online-Angebote für sie nicht so leicht erreichbar sind“, sagt die 35-Jährige. Aber auch Schüler im Home-Schooling meldeten sich und seien froh, wenn jemand mit ihnen lacht. Manche Anrufer legten auf, andere konnten nicht lachen. „Mit denen üben wir“, sagt Mandl.
Online-Lachkurse gibt es in der Pandemie zuhauf, auch Mandl lädt dazu ein, wie zahlreiche Anbieterinnen und Anbieter bundesweit. Das Lachen soll dabei nicht auf Kosten anderer gehen, sondern grundlos erfolgen - man lacht einfach los, ob einem danach ist oder nicht. Das sei so ansteckend, dass es in echtes Lachen übergehe, lautet eine Annahme beim Lachyoga. Witze werden nicht erzählt, auch nicht am Lachtelefon.
Sollte das „Lachtelefon“ keine Option sein, dann hat Wolfgang Krüger die tröstende Botschaft, dass sich Humor auch anderweitig lernen lässt. Der Psychotherapeut rät, jeden Tag aufzuschreiben, was man gut gemacht hat. Nach 100 Tagen werde man merken, dass sich die eigene Selbstbewertung verbessert habe.
Dieses Plus an Selbstbewusstsein solle man nutzen, Dinge zu erledigen, die man schon lange aufgeschoben hat - die Steuererklärung oder das Schreiben eines Buches. So erlebe man, wie sich das Leben zusehends aktiver angehen lasse und gewinne schließlich den Abstand von ärgerlichen und verunsichernden Dingen, der Humor möglich macht. (dpa)