Xavier Naidoo: YouTube, Corona und Co. - Ex-DSDS-Juror sorgt für neuen Shitstorm
Der ehemalige DSDS-Juror Xavier Naidoo sorgt für einen neuen Shitstorm. Es geht um YouTube, Corona und einen Urologen, den Verschwörungstheoretiker feiern.
- Xavier Naidoo flog wegen Rassismusvorwürfen bei DSDS raus
- Der Soul- und R&B-Sänger sorgte jetzt für einen neuen Shitstorm
- Es geht um YouTube, Corona und einen Urologen aus dem Kreis Kassel
Kassel/Hofgeismar – Xavier Naidoo (48) hat einst dem Fußball-WM-Sommermärchen 2006 die Hymne „Dieser Weg“ geschenkt. Zuletzt ist er allerdings weniger musikalisch und mehr durch das Verbreiten von Verschwörungstheorien aufgefallen. Bei der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) flog er nach Rassismusvorwürfen aus der Jury. Nun hat Xavier Naidoo, der im August 2021 beim Open Air an den Kasseler Messehallen auftreten soll, im Internet einen Aufruf geteilt – und dieser hat eine Reihe von Reaktionen an unsere Zeitung ausgelöst.

Aber der Reihe nach: Vor wenigen Tagen hat die HNA einen Artikel über den Arzt Dr. Jens Bengen aus dem Kreis Kassel veröffentlicht. Der Mediziner ist ein Star für Verschwörungstheoretiker* hat mit einem Mix aus Corona-Skepsis, Reichsbürgergedankengut und Theorien über weltweite Verschwörungen im Internet in kurzer Zeit eine Gefolgschaft von mehreren zehntausend Menschen angesammelt. Seinen YouTube-Kanal "Schwert der Wahrheit" haben fast 25.000 Menschen abonniert. Dem Ex-DSDS-Juror Xavier Naidoo folgen bei dem Videoportal sogar mehr als 300.000 Fans.
Xavier Naidoo (DSDS) hat bei YouTube mehr als 300.000 Abonnenten
Danach folgte in etwa das, was zu erwarten war: Kritik. Oder besser: einige Mails mit Beschimpfungen. Kommunistischer Journalist, antifaschistischer Terrorist, der für einen Judaslohn für das Regime arbeitet und entlassen gehört sowie Drohungen mit dem Zusatz „Gnade euch Gott“ – so lauten einige Auszüge. Diese Mails kamen allerdings fast alle nicht mit der kompletten Kombination aus Klarnamen und Adresse, wie sie für die Veröffentlichung von Leserzuschriften üblich ist – und wie HNA-Journalisten sie selbst inklusive Telefonnummer verwenden, wenn sie zu jemandem Kontakt aufnehmen.
Name | Xavier Naidoo |
Geboren | 2. Oktober 1971 in Mannheim |
Alter | 48 Jahre |
Größe | 1,76 Meter |
Beruf | Soul- und R&B-Sänger |
Alben (Auswahl) | \"Nicht von dieser Welt\" (1998), \"Telegramm für X\" (2005) |
Eltern | Eugene und Rausammy Naidoo |
Daneben gab es – bis zu diesem Zeitpunkt sogar mehrheitlich – auch positive Reaktionen auf den Artikel: persönlich, per Telefon, per Mail. Allesamt von Menschen, die sich mit vollem Namen und Wohnortsangabe äußerten.
Xavier Naidoo (DSDS) unterstützt umstrittenen YouTuber
So weit hielt sich alles im erwarteten Rahmen. Bis der YouTuber Dr. Jens Bengen dann einen ihm gegenüber kritischen Leserbrief aus unserer Zeitung auf seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram veröffentlichte – mit dem Zusatz „Für Leserzuschriften an die HNA wäre ich dankbar“. Das war am 8. Juni um 22.56 Uhr.

Und hier kommt Xavier Naidoo ins Spiel. Wenig später, um 23.19 Uhr, teilte der Sänger den Leserbrief und Bengens Aufruf auf seinem Telegram-Kanal für seine 80 000 Abonnenten dort. In derselben Minute schlug die erste Mail im Postfach unserer Redaktion ein, wenig später die nächste. Dann folgte ein weiteres Dutzend Mails von offensichtlich nachtaktiven Menschen bis zum Morgen. Das ist für eine Lokalredaktion wie Hofgeismar zu einem Thema in so kurzer Zeit eine ungewöhnlich hohe Zahl an Reaktionen.
Manche - sicher nicht allesamt Fans von Xavier Naidoos Musik - bleiben eher sachlich im Ton, erklären ihre Besorgnis in diesen Zeiten, loben Bengen als „aufrechten Arzt“, der das Richtige tue – und sie fragen uns als Zeitung „Wann schreibt ihr endlich die Wahrheit?“. Das klingt ähnlich wie Kommentare, die man unter den Videos auf Bengens YouTube-Channel „Schwert der Wahrheit“ lesen kann. Neuestes Video: „Der Rassenhass des G. Soros – Von Atlantis nach Antifa“.
Xavier Naidoo (DSDS) sorgt für neuen Shitstorm
Weitere Mails klingen auf eine andere Art so ähnlich, wie manche von Bengens Abonnenten auf YouTube kommentieren: unfreundlich im Ton bis hin zur Beleidigung. Man könnte es auch mit dem für das Internet geprägten Begriff Shitstorm bezeichnen – eine Reihe von Beschimpfungen, die auf einen herniederprasselt. Auf den Verfasser des veröffentlichten Leserbriefs und auf den Artikelschreiber. „Ich glaube, dass Sie Angst vor der Hölle haben sollten“, schreibt ein Mann, nachdem Xavier Naidoo die Trommel gerührt hatte. „Ich freue mich auf den Tag, an dem Ihresgleichen der Prozess gemacht wird“, eine Frau.

Wieder andere Schreiber behaupten, dass Corona nicht existiere und 5G-Mobilfunkstrahlung die Symptome und Todesfälle verursache. Oder, dass die Welt in den Händen des Teufels sei. Oder sie schreiben von Staatsmedien, Gutmenschen und einer BRD, in der man seine Meinung nicht frei äußern könne – und sprechen anderen gleichzeitig dieses Recht ab. Mittlerweile sind noch weitere Reaktionen in unserer Redaktion eingegangen, der Aufruf des ehemaligen DSDS-Jurymitglieds Xavier Naidoos hallt offenbar nach. Der Shitstorm ist noch nicht vorüber.
Von Matthias Müller
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