Apple-Produktion stockt wegen Protesten: iPhone-Hersteller bereitet Verlagerung aus China vor
Das größte iPhone-Werk der Welt in China produziert aufgrund der Unruhen nur eingeschränkt. Apple muss deshalb wohl einen wöchentlichen Milliardenverlust einstecken – und sucht nach Alternativen.
Zhengzhou – Seit Monaten brodelt es in China wegen der strengen Null-Covid-Politik: Massentests, örtliche Lockdowns und Reisebeschränkungen haben viele Einwohner an den Rand ihrer Kräfte gebracht. Die Frustration über das strikte Vorgehen der Behörden hat nun die Menschen in einigen der größten Städte des Landes auf die Straßen getrieben.
Auch die Beschäftigten der größten iPhone-Fabrik des Landes sind aus Protest gegen die harten Corona-Beschränkungen auf die Straße gegangen. Die Proteste treffen vor allem Produktion des iPhone 14 Pro und iPhone 14 Pro Max – Apple kann sein neues Flaggschiff daher in vielen Fällen nicht mehr rechtzeitig vor Weihnachten liefern. Der Tech-Konzern scheint nun seine China-Strategie grundlegend zu überdenken.
China: Größtes iPhone-Werk weiterhin von Unruhen betroffen
Ende November kursierten zahlreiche Videos in den Onlinediensten Weibo und Twitter, die hunderte Arbeiter zeigten, die an der Fabrik des Apple-Zulieferers Foxconn im zentralchinesischen Zhengzhou demonstrierten. Einigen von ihnen stellten sich Menschen in Schutzanzügen und Bereitschaftspolizisten in den Weg. Foxconn sprach von „Gewalt“ in der Fabrik.
Die Fabrik in Zhengzhou ist ein ganzer Industriekomplex, genannt „iPhone-City“, dort arbeiten rund 200.000 Menschen. Die meisten sind auf dem Gelände untergebracht, in großen Schlafsälen. Anfang November wurde ein Lockdown rund um das Foxconn-Gelände verhängt, der 600.000 Menschen betraf. Die Beschäftigten klagten währenddessen über miserable Zustände in der Fabrik, bis die Situation eskalierte.
Foxconn bemüht sich um Schadensbegrenzung – der Konzern bietet den Beschäftigten Bonuszahlungen an und versucht, neue Leute einzustellen. Doch bis alles wieder läuft, wird es noch dauern: Das iPhone-Werk wird nach den Unruhen wohl erst zum Jahreswechsel wieder die volle Produktionskapazität erreichen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Montag.
Apple: Lieferschwierigkeiten beim iPhone 14 Pro und iPhone 14 Pro Max
Der Konzern ist der größte private Arbeitgeber in China mit mehr als einer Million Beschäftigten an rund 30 Standorten. Als Zulieferer für Apple fertigt Foxconn rund 70 Prozent der iPhones – in der betroffenen Fabrik in Zhengzhou werden vor allem iPhone 14-Modelle hergestellt.

Apple teilte Anfang November mit, dass die Fabrik in Zhengzhou mit „erheblich reduzierter Kapazität“ arbeite; betroffen sei die Herstellung des iPhone 14 Pro und iPhone 14 Pro Max. Kunden müssten deshalb länger auf die Lieferung dieser Geräte warten. Mittlerweile ist zudem klar, dass Apple zu Weihnachten seine Fans enttäuschen muss, die sich eins der neuen Topmodelle als Geschenk unterm Christbaum gewünscht hätten.
Und das trifft auch den Konzern sehr hart – während seiner umsatzstärksten Zeit. Das Investmenthaus Wedbush Securities rechnet laut Welt damit, dass die Probleme in China für Apple einen Umsatzverlust von einer Milliarde Dollar pro Woche bedeuten.
Apple will Produktionen vermehrt nach Indien und Vietnam verlagern
Apple und weitere Tech-Konzerne sowie deren Zulieferer stellen sich laut einem Bericht der japanischen Zeitung Nikkei Asia weiter auf Schwierigkeiten in China ein – vor allem wegen der Corona-Politik und -Proteste. Und sie beginnen, sich nach Alternativen außerhalb Chinas umzusehen. Nach Informationen, die dem Wall Street Journal vorliegen, hat Apple seine Zulieferer aufgefordert, in anderen asiatischen Ländern aktiver zu planen.
Vor allem Standorte in Indien und Vietnam sollen in den Blick genommen werden. Demnach soll das Zentrum der iPhone-Produktion künftig nach Indien verlagert werden. Laptops, Smartwatches und AirPods sollen dagegen vermehrt aus Vietnam kommen. Apple plane zudem, auch anderen Firmen als Foxconn vermehrt Aufträge zu geben – auch in China.
Mit Material der AFP