Bundesbank-Chef Jens Weidmann tritt unerwartet zurück

Jens Weidmann steht seit gut zehn Jahren an der Spitze der Deutschen Bundesbank. Jetzt hat er überraschend seinen Rücktritt angekündigt.
Frankfurt/Main - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat am Montag überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Er habe Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier um seine Entlassung aus dem Amt zum 31. Dezember 2021 gebeten, teilte die Bundesbank am Mittwoch mit. „Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass mehr als 10 Jahre ein gutes Zeitmaß sind, um ein neues Kapitel aufzuschlagen - für die Bundesbank, aber auch für mich persönlich“, schreibt Weidmann in einem Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank.
Weidmann hatte am Mittwoch Bundeskanzlerin Angela Merkel*, Finanzminister Olaf Scholz* und EZB-Präsidentin Christine Lagarde telefonisch über seinen Rücktritt informiert. Der promovierte Volkswirt hatte sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch zu der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geäußert. Dies hat ihm vor allem in Deutschland viel Respekt eingebracht.
Jens Weidmann: Bundesbank-Präsident galt als heißer Anwärter für die EZB-Spitze
Weidmann galt 2019 gemeinsam mit der damaligen IWF-Präsidentin Christine Lagarde als aussichtsreichster Anwärter für die Nachfolge des damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi. Am Ende hatte aber Lagarde das Rennen gemacht.
In einem Brief an Kolleginnen und Kollegen im EZB-Rat dankte Weidmann für die offene und konstruktive Atmosphäre in den zuweilen schwierigen Diskussionen der vergangenen Jahre. Er unterstrich die „bedeutende, stabilisierende Rolle der Geldpolitik während der Pandemie sowie den erfolgreichen Abschluss der Strategiediskussion als wichtigen Meilenstein der europäischen Geldpolitik“.
In seinen Dankesworten an die Belegschaft verweist Weidmann auf das gemeinsam Erreichte: „Das Umfeld, in dem wir operieren, hat sich massiv verändert und die Aufgaben der Bundesbank sind gewachsen. Die Finanzkrise, die Staatsschuldenkrise und zuletzt die Pandemie haben in Politik und Geldpolitik zu Entscheidungen geführt, die lange nachwirken werden. Mir war es dabei immer wichtig, dass die klare, stabilitätsorientierte Stimme der Bundesbank deutlich hörbar bleibt.“
Jens Weidmann: Jüngster Präsident in der Geschichte der Bundesbank
Weidmann hatte als damals jüngster Bundesbank-Präsident im Alter von 43 Jahren im Mai 2011 den Posten in Frankfurt von Axel Weber übernommen, der im Streit über die Anti-Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank hingeworfen hatte.