Update vom 18. Mai, 14.50 Uhr: Spanien hat rund 2700 der Migranten, die seit Montagmorgen in die Exklave Ceuta eingedrungen waren, wieder nach Marokko abgeschoben. Wie der spanische Innenminister Fernando Grande-Marlaska am Dienstag verkündete, seien die Migranten bereits zurückgeschickt worden. Weitere Abschiebungen sollten folgen.
Die marokkanische Regierung hat mittlerweile Verstärkung an die Grenze zu Ceuta geschickt, um weitere Grenzübertritte zu verhindern. Die Sicherheitskräfte sollen dort Tränengas einsetzen. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez bezeichnete die Lage als „schwere Krise für Spanien und auch für Europa“. Er kündigte an, „die Ordnung in der Stadt (Ceuta) und an unseren Grenzen so schnell wie möglich wiederherstellen“ zu wollen. Sánchez wollte noch am Dienstag selbst nach Ceuta reisen.
Erstmeldung vom 18. Mai:
Ceuta - Ausnahmesituation in der spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta. Nach Angaben der spanischen Behörden haben seit Montagmorgen über 5000 Migranten aus Marokko spanisches Hoheitsgebiet erreicht. Hierfür schwammen die meisten Migranten - teilweise mit rudimentären Hilfsmitteln wie Schwimmringen oder kleinen Schlauchbooten - von der marokkanischen Stadt Fnideq aus durch das Mittelmeer nach Ceuta. Bei Ebbe sei die spanische Exklave zudem auch zu Fuß erreichbar. Mindestens ein Mensch kam bei der Überquerung des Mittelmeers ums Leben. Die spanische Zeitung El Pais beschrieb die ankommenden Migrantenströme als „Autobahn auf dem Meer“.
Die Aufnahmelager von Ceuta sind bedingt durch den plötzlichen Ansturm der Menschenmassen überfüllt und können keine weiteren Menschen mehr aufnehmen. Nach Berichten der örtlichen Zeitung El Faro habe das zur Folge gehabt, dass viele Migranten in der Stadt mit ca. 85.000 Einwohnern umherirrten. Die Zentralregierung in Madrid* hatte noch am Montag angekündigt, 200 zusätzliche Polizisten in die Exklave zu schicken und auch das Militär bot seine Hilfe an.
Wie die El Faro am Dienstagmorgen berichtet, haben die örtlichen Behörden damit begonnen, die erwachsenen Migranten vorübergehend in einem Stadion unterzubringen, ehe sie nach Marokko zurückgebracht werden sollen. Etwa 300 Migranten wurden von den örtlichen Behörden bereits zurück nach Marokko abgeschoben. Den Berichten zu Folge sollen sich unter den 5000 Migranten mindestens 1500 Minderjährige befinden. Das Geschehen scheint eine Konsequenz aus dem politischen Ärger zwischen Spanien und Marokko, berichtet costanachrichten.com*.
Ausgelöst wurden die Migrantenströme wohl dadurch, dass die marokkanische Polizei am Montag faktisch die Kontrollen an der Grenze zur spanischen Exklave ausgesetzt hatte. Spanische Medien gehen davon aus, dass es sich dabei um eine Reaktion der marokkanischen Regierung auf die Entscheidung Madrids handele, die Behandlung des Chefs der Unabhängigkeitsbewegung Polisario für Westsahara, Brahim Ghali, in einem spanischen Krankenhaus zu erlauben. Die Polisario stehen im Konflikt mit Marokko, die Anspruch auf das Gebiet der Westsahara erheben. Die Regierung in Rabat gab bisher jedoch noch keine offizielle Erklärung ab.
Bei den ankommenden Migranten handele es sich Berichten zu Folge vor allem um Männer, aber auch Frauen und Familien. Viele von ihnen hatten ihre Arbeit in der spanischen Exklave verloren, nachdem Marokko im vergangenen Frühjahr im Rahmen der Corona-Pandemie* die Grenzen zu Ceuta geschlossen hatte.
Die an der Straße von Gibraltar gelegene und 18,5 Quadratkilometer große Exklave Ceuta blieb nach der Unabhängigkeit von Marokko weiter in spanischem Besitz* und hat den Status einer autonomen Stadt. (fd) *Merkur.de und costanachrichten.com sind Angebote von IPPEN.MEDIA