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Clubhouse: Experten warnen vor den Risiken der App

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Von: Yannick Wenig

Um die US-amerikanische App Clubhouse ist auch in Deutschland ein echter Hype entstanden. Doch Experten raten zur Vorsicht im Umgang mit Daten.

Frankfurt - Nach den bereits etablierten Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram, Twitter und Co. wird neuerdings auch eine weitere App in Deutschland immer populärer. Die Rede ist von Clubhouse, einer audio-basierten Gesprächs-App eines Herstellers aus den USA, um die in den letzten Wochen auch in Deutschland ein echter Hype entstanden ist.

Mit Clubhouse können sich Nutzer Gespräche und Diskussionsrunden anhören und sich aktiv daran beteiligen. Das Ganze kann man sich als eine Art interaktiven Live-Podcast vorstellen. Die App funktioniert dabei lediglich über eine Audiospur, worin auch der wesentliche Unterschied zu den anderen gängigen Social-Media-Kanälen wie Facebook, Tik Tok* oder Instagram liegt. Ein Bild von den Nutzern wird dabei nicht gesendet.

Hype um die neue App: Clubhouse setzt auf exklusiven Nutzerkreis

Bei den Nutzern unterschiedet die App zwischen Moderatoren, aktiven Sprechern und stillen Zuhörern. Für unterschiedliche Themen gibt es verschiedene Rooms, die die jeweiligen individuellen Interessensgebiete der Nutzer bedienen. Für Hersteller Alpha Exploration aus Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah ist Clubhouse ein neuer „sozialer Dienst, der es Menschen ermöglicht, sich überall auf der Welt zu unterhalten, Geschichten zu erzählen, Ideen zu entwickeln, Freundschaften zu vertiefen und interessante neue Leute zu treffen“.

NameClubhouse
Artaudio-basierte Social-Network-App
EntwicklerAlpha Exploration Co.
Jahr der Veröffentlichung2020

Auch wenn Clubhouse schon von zahlreichen Prominenten genutzt wird, darunter Joachim „Joko“ Winterscheidt, Oprah Winfrey, US-Rapper Drake oder Paris Hilton, erfreut sich die App bislang einer eher kleinen und exklusiven Community. Das liegt zum einen daran, dass Clubhouse bisher nur für das Iphone verfügbar ist und Android-Nutzer außen vor sind. Zum anderen benötigt man eine Einladung eines aktiven Nutzers der App, um selbst mitzumachen.

Clubhouse: Nutzer der App geben Daten ihrer Kontakte weiter

Das Marketing-Konzept der Entwickler von Clubhouse verfolgt also das Prinzip einer künstlichen Verknappung und schürt damit bei vielen aktiven Smartphone-Nutzern die Angst, etwas zu verpassen. Das führte dazu, dass die Einladungscodes zu dem exklusiven Nutzerkreis der App heiß begehrt sind. Im Netz wurden sie bereits für knapp 50 Euro zum Kauf angeboten.

In puncto Datenschutz ist aber genau das nicht ganz risikofrei, wie Experten vermuten. Denn: Die Entwickler der App setzen auf virale Verbreitung für rasantes Wachstum des Bekanntheitsgrades. Nach der Installation und Aktivierung der Einladung bei Clubhouse fordert die App Zugriff auf alle Kontakteinträge, die im Adressbuch des Iphones hinterlegt sind. Bei der Anmeldung über einen Social-Media-Account sind es entsprechend die Daten zu den Followern und Freundeslisten des Nutzers.

App sammelt Unmengen an personenbezogenen Daten: Experten warnen Nutzer von Clubhouse

Alpha Exploration als Hersteller der App sammelt somit Unmengen an personenbezogenen Daten. Demnach auch von Leuten, die Clubhouse gar nicht nutzen. Datenschützen in Europa kritisieren dieses Vorgehen vehement. Streng genommen müssten Anwender nämlich nämlich jeden ihrer Kontakt um Erlaubnis fragen, bevor die Daten an den Clubhouse-Server in den USA weitergegeben werden.

Die neue App Clubhouse. Das soziale Netzwerk ist nun in Deutschland angekommen.
Diese App löst auch in Deutschland einen Hype aus: Clubhouse. Doch Experten mahnen zur Vorsicht im Umgang mit den Daten. ©  via www.imago-images.de

Damit würde Clubhouse sogar gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstoßen. Allerdings hat Alpha Exploration keine Niederlassung innerhalb der EU. Demzufolge mahnt Christof Stein, Pressesprecher des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), zur Vorsicht: „Nutzer sollten sich mit den Richtlinien der App beschäftigen und das Risiko abwägen, ob die Weitergabe von Daten die Nutzung der App wert ist“, sagte er gegenüber tagesschau.de.

Clubhouse-App: Unklarheiten über Verwendung der Daten der Nutzer

Außerdem äußerte ein Sprecher der saarländischen Datenschutzbehörde gegenüber der Tagesschau Bedenken, dass es neben dem Zugriff der App auf die weiteren Kontakte des Nutzer weitere kritisch zu beäugende Punkte gebe. Unklar sei demnach auch, wofür die erhobenen Daten der App verwendet werden. Laut der eigenen Datenschutzerklärung von Alpha Exploration könnten diese Daten sogar weitergegeben werden. Darüber hinaus sei auch das Aufzeichnen von Gesprächen im Clubhouse ein zu kritisierender Punkt. Auch, wenn der Hersteller versichert, dass dies nur geschehe, um die Einhaltung der Nutzungsbedingungen zu gewährleisten.

Auch existiert bisher keine direkte Möglichkeit, seinen Account und demzufolge auch seine Daten über die App zu löschen. Diese Tatsache zeigt, dass das Thema Datenschutz bei Clubhouse keinen besonders hohen Stellenwert genießt. Für die finale Löschung ihres Accounts müssen Nutzer derzeit eine Mail an den Betreiber senden. fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerks.

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