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Corona in Deutschland: Gesundheitspolitiker feiern überraschenden Drosten-Vorschlag

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Von: Patrick Freiwah, Fabian Müller

Der Virologe Christian Drosten am 3. März 2020 in der Berliner Charité.
Der Virologe Christian Drosten (Archivbild) hält eine Quarantäne-Verkürzung für denkbar. © Tobias Schwarz/AFP

Deutsche Unternehmen ergreifen in der Corona-Krise weiter zum bewährten Strohhalm Kurzarbeit. Unterdessen prüft die Gastronomie den Einsatz von umweltschädlichen Heizstrahlern.

Update vom 7. September, 16.41 Uhr: Ab dem heutigen Montag wird bundesweit das Corona-Kindergeld an alle bezugsberechtigten Familien ausgezahlt. Wie hoch es ist und weitere wichtige Infos erfahren Sie hier*.

Update vom 4. September, 7.37 Uhr: Der Berliner Virologe Christian Drosten hatte für eine Verkürzung der Quarantäne-Zeit bei Corona-Verdachtsfällen plädiert, um die Akzeptanz der Maßnahmen in der Gesellschaft zu erhalten - nun pflichten ihm Gesundheitspolitiker aus mehreren Fraktionen bei. „Ich halte es für sehr sinnvoll, die Quarantänezeit auf fünf Tage zu begrenzen“, sagte der SPD-Abgeordnete Karl Lauterbach der Welt. „Wir wissen, dass die allermeisten Menschen fünf Tage nach Beginn der Symptome nicht mehr ansteckend sind, auch wenn der PCR-Test noch ein positives Ergebnis ausweist.“

Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus, sprach sich in der Welt ebenfalls dafür aus, da man so „zugleich den Verschwörungstheoretikern und Corona-Leugnern den Boden“ entziehe. Auch die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche begrüßte in der Zeitung den Vorschlag. Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Detlev Spangenberg, sieht durch Drostens Aussage die Meinung der AfD bestätigt, „dass die bisherigen Maßnahmen überhastet und nicht ausgewogen angesetzt wurden“.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag, verwies auf eine Prüfung zu dem Thema: Bund und Länder hätten das Bundesgesundheitsministerium und das Robert Koch-Institut (RKI) damit beauftragt, „die vorhandene Studienlage zur Quarantäne auszuwerten - und dann im Austausch mit den europäischen Partnern einen Bericht vorzulegen“. Auf dieser Basis werde dann entschieden, ob eine verkürzte Quarantäne angeraten werden könne.

Der Virologe Christian Drosten am 3. März 2020 in der Berliner Charité.
Der Virologe Christian Drosten (Archivbild) hält eine Quarantäne-Verkürzung für denkbar. © Tobias Schwarz/AFP

Corona in Deutschland: Brinkhaus springt Spahn nach Eingeständnis bei - und hat Prognose für zweiten Lockdown

Update vom 2. September 12.25 Uhr: Die bange Frage, die sich angesichts steigender Infektionszahlen in Deutschland mit dem Sars-CoV-2-Virus* viele Menschen stellen: Kommt eine zweite Welle* - und damit auch ein zweiter Lockdown? Der Politiker Ralph Brinkhaus rechnet aktuell nicht mit einem erneuten Lockdown - sofern sich die Menschen an die Schutzmaßnahmen halten. „Jetzt im Herbst geht es um eines: Eigenverantwortung, Eigenverantwortung, Eigenverantwortung“, sagte der Vorsitzende der CDU*/CSU*-Bundestagsfraktion in der Sendung „Frühstart“ der Fernsehsender RTL und n-tv. Er denke, „wenn wir das hinbekommen, dann brauchen wir auch nicht über einen Lockdown reden“. Bei lokalen Ausbrüchen müsse aber weiterhin konsequent eingegriffen werden, forderte Brinkhaus.

Ralph Brinkhaus gibt am 2. Juni 2019 ein Statement im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin ab.
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (Archivbild) erwartet bei Einhaltung der Corona-Regeln keinen erneuten Lockdown. © Michael Kappeler/dpa

Im Rückblick auf die bisherige Corona-Politik gab Brinkmann Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Rückendeckung: „Wir sind ja ein lernendes System.“ Niemand habe gewusst, wie mit so einer Pandemie umzugehen sei. „Da macht man Sachen richtig, da macht man Sachen falsch.“ Insgesamt sei aber in Deutschland sehr viel richtig gemacht worden. Spahn hatte gesagt, man würde mit dem Wissen von heute Friseure und den Einzelhandel nicht mehr schließen.

Der Vorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion kommt am Mittwochvormittag in Berlin zu einer Klausurtagung zusammen. Geplant ist auch eine Aussprache mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)*, die zeitweise an dem Treffen teilnehmen wird. Der Umgang mit der Corona-Pandemie* dürfte auch dabei ein zentrales Thema sein.

Gastwirte am Corona-Abgrund - Klimasünder Heizpilz als Retter? Altmaier macht Vorschlag

Update vom 1. September, 17.19 Uhr: Vielen Gastwirten geht es nach Monaten der Corona-Pandemie wirtschaftlich schlecht. Im Sommer sind wenigstens die Außenbereiche von Restaurants und Cafés gut gefüllt. Nach Überzeugung des Branchenverbandes Dehoga sind die Gastronomieunternehmen in Baden-Württemberg auf eine Verlängerung der Außensaison angewiesen. Dafür sollte auch der Einsatz der vielerorts verbannten Heizstrahler erlaubt werden, sagte der Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Baden-Württemberg, Daniel Ohl, am Dienstag. „Im Moment geht es für sehr viele Unternehmen der Gastronomie ums Überleben.“

Heizstrahler sind wegen ihres umweltschädlichen Energieverbrauchs in zahlreichen Kommunen nicht erlaubt. Das Gastgewerbe im Südwesten habe coronabedingt drei bis vier Milliarden Euro Umsatz unwiederbringlich verloren, sagte Ohl. „Das Schnitzel, das im April nicht bestellt wurde, wird im August nicht doppelt bestellt.“ Die geltenden Sicherheitsbestimmungen verringern nach Ohls Angaben außerdem die Zahl der Sitzplätze um durchschnittlich 40 Prozent. „Vor diesem Hintergrund haben viele Betriebe große Sorgen, über den Herbst und Winter zu kommen.“

Der Dehoga setze sich für alles ein, was hilft, die Außengastronomie so lange wie möglich zu verlängern, sagte Ohl. „Dazu kann auch ein Heizstrahler gehören.“ Eine Hilfe wäre auch, wenn die Kommunen den Betrieben bei der Ausweisung von Flächen für Außengastronomie und den Gebühren dafür entgegenkämen, sagte Ohl. Wirtschaftsminister Peter Altmaier schlug am Dienstag einen klimapolitischen Ausgleich vor. Es könne in Corona-Zeiten der Gastronomie geholfen werden, wenn Gäste auch in der kalten Jahreszeit draußen sitzen könnten. Die „bescheidenen Energiekosten“ könnte klimapolitisch ausgeglichen werden. Dies bedeutet eine mögliche CO2-Kompensation.

Ein Heizstrahler steht unter einer Markise in einem Restaurant.
Heizstrahler könnten die Saison der Gastwirte retten. © Daniel Karmann/dpa

Regierung bewilligt Corona-Hilfe: Erwacht Deutschland nun aus dem kulturellen Tiefschlaf?

Update vom 1. September, 16.21 Uhr: Die Bundesregierung unterstützt ab sofort Kulturbetriebe in der Corona-Krise mit 25 Millionen Euro. Kulturzentren, Literaturhäuser und soziokulturelle Treffpunkte sollen ihren Betrieb unter Pandemiebedingungen wieder aufnehmen können, hieß es in einer Erklärung des Bundes. Die Förderung gilt unter anderem für Schutzmaßnahmen im Kassen- und Sanitärbereich oder dem Einbau von Lüftungen. Kulturelle Basisarbeit dürfe nicht durch Sars-CoV-2-Pandemie verloren gehen, erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters.

Kulturelle Stätten seien Orte der Begegnung und brächten ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zusammen, erklärte sie. Damit würden die Einrichtungen neben dem nachbarschaftlichen vor allem auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt eines Stadtteils oder einer Kommune stärken, hieß es in der Erklärung .Jeder Einrichtung könne demnach mit bis zu 100.000 Euro geholfen werden. Die Förderung ist Teil des Konjunkturprogramms „Neustart Kultur“. Abgewickelt werde das Förderprogramm durch den Bundesverband Soziokultur e.V.

Coronavirus in Deutschland: Mehr Arbeitslose im August - weniger Kurzarbeit

Ursprungsartikel vom 1. September 2020:

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im August 2020 erneut gestiegen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren 2,95 Millionen Menschen ohne Job, 45.000 mehr als im Juli und 636.000 Personen mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent.

Dass die Arbeitslosenzahlen in Deutschland im August steigen, ist kein unerwartetes Phänomen: Die Arbeitslosigkeit erhöht sich üblicherweise, weil Beschäftigungs- und Ausbildungsverhältnisse vor den Sommerferien enden. Zum Vergleich: Im August 2019 hatte sich die Zahl der Menschen ohne Job im Vergleich zum Vormonat um 44.000 erhöht.

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie* aktuell auf den Arbeitsmarkt hierzulande aus? Wie schon im Juli habe es keinen zusätzlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 gegeben, sagte der Vorstandschef der Bundesagentur, Detlef Scheele in Nürnberg. Doch seien „die Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt weiterhin sehr deutlich sichtbar", sagte er weiter.

Kurzarbeit wegen Corona: Zeitraum verlängert - Zahl der Anmeldungen sinkt langsam

Bei der Kurzarbeit gibt es lediglich einen langsamen Weg zur Normalität: Laut Bundesagentur für Arbeit waren im August 5,36 Millionen Menschen in Deutschland in Kurzarbeit, zwischenzeitlich waren hierzulande über sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit beschäftigt, was sich in unterschiedlicher Form auf das Gehalt auswirkt. Insgesamt handelt es sich hierbei um erste Prognosen: Wie Arbeitsmarktexperten schildern, sind die Zahlen hochgerechnet und können sich rückwirkend ändern.

Auch nach einer Umfrage des Ifo-Instituts geht die Kurzarbeit in Deutschland zurück. Danach gab es im August in 37 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen Kurzarbeit, fünf Prozent weniger als im Juli. Verschiedene Experten sehen zurzeit Anzeichen, dass sich der Arbeitsmarkt wieder gefangen hat - auch dank der Kurzarbeit*, die das Ausmaß der Entlassungen begrenzt hat. Die steigenden Infektionszahlen und die Angst vor neuen Einschränkungen bereiten ihnen jedoch Sorge.

Arbeitslos in Corona-Zeiten: Die Zahl der Betroffenen in Deutschland ist im August 2020 gestiegen
Arbeitslos in Corona-Zeiten: Die Zahl der Betroffenen in Deutschland ist im August 2020 gestiegen. © Jan Woitas/ZB/dpa

Die Bundesregierung hatte kürzlich die Frist für die Corona-Hilfen verlängert, Unternehmen können nun noch bis Ende 2021 die finanzielle Unterstützung in Anspruch nehmen. Eine Maßnahme, die den deutschen Steuerzahler teuer zu stehen kommt. *Merkur.de ist ein Angebot des Ippen-Digital-Netzwerks

Video: Kuschelig warm - Hund rührt sich nicht von Heizpilz weg

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