Die 16 Gesundheitsminister der Länder haben sich darauf geeinigt, dass die Maskenpflicht auch im Einzelhandel wie bisher gelten soll. Es dürfe nicht der falsche Eindruck entstehen, die Pandemie wäre vorbei, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag nach einer Schalte der Ressortchefs mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aus Kreisen der Gesundheitsminister.
Zuvor hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einer Aufhebung der Maskenpflicht in Geschäften eine klare Absage erteilt - mit Unterstützung der Parteiführungen von CDU, CSU und SPD (siehe Erstmeldung).
Erstmeldung vom 6. Juli: Berlin - Die Corona-Pandemie bestimmt das öffentliche Leben in Deutschland nach wie vor. Doch der Lockdown ist schon seit einigen Wochen Geschichte und nach und nach gibt es immer mehr Lockerungen*. Nun ist die Maskenpflicht in den Fokus gerückt. Besonders im Einzelhandel möchten manche Politiker und wohl auch viele Wirtschaftsvertreter von der Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase wieder abrücken.
Am vergangenen Sonntagmorgen wurde bekannt, dass das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern angesichts niedriger Corona-Infektionszahlen als erstes die Maskenpflicht im Handel abschaffen will. An diesem Montag schaltete sich nun auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Debatte ein. Sie lehnt die diskutierte Abschaffung der Maskenpflicht* in Geschäften strikt ab. „Überall dort, wo im öffentlichen Leben der Mindestabstand nicht gewährleistet sein kann, sind Masken ein wichtiges und aus heutiger Sicht auch weiter unverzichtbares Mittel“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.
Dies sei nötig, „um die Infektionszahlen niedrig zu halten und um unsere Mitmenschen und uns selbst zu schützen“. Er ergänzte: „Ob im Bus, in der U-Bahn oder im Einzelhandel soll es bei der Pflicht bleiben, Masken zu tragen.“ Das sei gerade jetzt in der Sommerferienzeit wichtig, erklärte Seibert. „Auch Regionen, die womöglich jetzt sehr geringe Fallzahlen hatten, bekommen nun Zulauf aus anderen Teilen des Landes.“ Die neue Mobilität sei zu begrüßen. „Aber sie muss einhergehen mit der Beachtung der Regeln, die uns bisher in den vergangenen Monaten im Kampf gegen diese Pandemie so gut gedient haben, nämlich Abstand, Hygieneregeln und eben da, wo es nötig ist, Maskenpflicht.“
Einen Tag zuvor hatte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) die Abschaffung der Maskenpflicht in dem Bundesland in Aussicht gestellt. „Wenn das Infektionsgeschehen so gering bleibt, sehe ich keinen Grund, länger an der Maskenpflicht im Handel festzuhalten“, sagte Glawe der Welt am Sonntag. Er geht davon aus, dass das Kabinett in Schwerin in seiner Sitzung am 4. August das Ende der Maskenpflicht im Einzelhandel beschließen wird.
Weiter Informationen zu dem Vorstoß aus Mecklenburg-Vorpommern erhalten Sie im nachfolgenden Video.
Noch am selben Tagen deuteten mehrere Bundesländer an, nachziehen zu wollen. In Sachsen wird ebenfalls eine Abschaffung geprüft. „Wir schauen uns gerade an, ob wir beim Einkaufen auf die Maskenpflicht verzichten können“, sagte Sozialministerin Petra Köpping (SPD) der Welt am Sonntag. Auch der Wirtschaftsminister von Niedersachsen, Bernd Althusmann (CDU) plädiert dafür, ebenso kann sich Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) laut der Zeitung mittelfristig eine Änderung vorstellen. Das Bundesland Bremen will das Thema im Senat diskutieren, hieß es.
Doch inzwischen wurden immer mehr kritische Stimmen zu dem Thema laut und das bereits vor Merkels Statement. Unmittelbar nachdem bekannt wurde, dass Niedersachsens Wirtschaftsminister der Abschaffung der Maskenpflicht im Einzelhandel wohlgesonnen ist, reagierte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Er hat angesichts der Überlegungen einiger Bundesländer, die Maskenpflicht im Handel abzuschaffen, vor einem vorschnellen Ende dieser Maßnahme gewarnt. Er bleibe bei seiner Auffassung, dass große Vorsicht im Umgang mit dem Coronavirus geboten sei*, erklärte die Staatskanzlei in Hannover am Sonntag.
„Gerade der Herbst wird nach Prognose vieler Wissenschaftler eine Bewährungsprobe für den Infektionsschutz werden. Wir dürfen uns deswegen nicht vorschnell in Sicherheit wiegen wegen geringer Infektionszahlen im Sommer“, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen.
An diesem Montag hat sich nun auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer geäußert, und sich gegen eine Aufhebung der Maskenpflicht gestellt. Ein solcher Schritt wäre "das falsche Signal", weil die Maskenpflicht als Vorsichtsmaßnahme im Kampf gegen die Corona-Pandemie weiter "notwendig und wichtig" sei, sagte Kramp-Karrenbauer am Montag nach Teilnehmerangaben in der Sitzung des CDU-Präsidiums. Bereits jetzt sei zu beobachten, dass immer mehr Menschen ohne Maske unterwegs seien.
Und auch CSU-Chef Markus Söder machte am Montag klar, dass er strikt gegen die Aufhebung der Maskenpflicht ist. Man werde die Maskenpflicht auf keinen Fall lockern oder abschaffen, sagte Söder am Montag vor einer Videokonferenz des CSU-Vorstands in München. Dies sei eines der ganz wenigen Instrumente, wenn es um den Schutz vor dem Coronavirus gehe. In dem Punkt sei man sich auch mit der CDU einig, darüber habe man sich am Morgen noch einmal abgestimmt. Die Maskenpflicht habe sich im Alltag auch bewährt, betonte Söder, die Abschaffung wäre ein Fehler. Auch bei Twitter machte Söder seine Einschätzung deutlich.
Auch SPD-Vorsitzende Saskia Esken und Baden-Württembergs SPD-Landeschef Andreas Storch lehnen die aktuell im Raum stehende Lockerung der Maskenpflicht ab. Eine andere Meinung vertrat am Montag AfD-Chef Tino Chrupalla. Wenn es nach ihm ginge, sollte die Maskenpflicht beim Einkaufen so bald wie möglich enden. „Die Wirkung von Mund-Nasen-Masken ist nicht nur medizinisch umstritten, die Masken sind auch eine zunehmende Gefahr für den lokalen Einzelhandel“, sagte Chrupalla am Montag und forderte ein „klares Bekenntnis zum Einzelhandel, der vor Ort Arbeitsplätze schafft und Steuern zahlt“. „Auch deshalb gehört die Maskenpflicht endlich abgeschafft“, sagte der AfD-Politiker. Ob das angesichts so viel Gegenwind seitens der Spitzen zahlreicher Parteien tatsächlich in absehbarer Zeit geschehen wird, ist aber wohl fraglich. Die Außenminister der EU treffen sich zum ersten Mal seit Corona wieder: Themen sind unter anderem die Beziehungen zur Türkei. (dpa/AFP/cia) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.