Lauterbach stellt Krankenhaus-Revolution vor: Drei-Stufen-System geplant – und eine Garantie für Patienten
Bei einer Pressekonferenz am Dienstag hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach seine Reformvorschläge für die Finanzierung der Krankenhausversorgung vorgestellt.
- Lauterbach stellt klar: Das soll sich für Patienten durch die Reform ändern. Der Gesundheitsminister verspricht den Patienten eine bessere und zielgerichtete Versorgung.
- Krankenhaus-Reform: Kliniken sollen zukünftig in drei Stufen eingeteilt werden. Die Kommission schlägt vor, in Zukunft zwischen lokalen, regionalen und überregionalen Krankenhäusern zu unterscheiden.
- Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat am Dienstag im Rahmen einer PK die Reform-Vorschläge für die Krankenhausversorgung in Deutschland vorgestellt.
Update vom 6. Dezember, 11.15 Uhr: Die Regierungskommission zur Krankenhausversorgung hat heute ihre Reformvorschläge vorgestellt. Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Die Fokus auf sogenannte Fallpauschalen bei der Finanzierung von Krankenhäusern soll deutlich abgeschwächt werden.
- Kliniken sollen stattdessen in Zukunft nach drei neuen Kriterien honoriert werden: Vorhalteleistungen, Versorgungsstufen und Leistungsgruppen.
- Krankenhäuser sollen künftig in drei Gruppen eingeteilt werden: Lokale Krankenhäuser für die Grundversorgung, regionale Krankenhäuser und überregionale Krankenhäuser mit einer Spezialisierung.
Krankenhaus-Reform: Lauterbach kündigt Gespräch mit den Ländern für Anfang Januar an
Update vom 6. Dezember, 10.53 Uhr: „Wir werden mit den Ländern unsern Vorschlag detailliert besprechen“, kündigt Lauterbach zum Ende der Pressekonferenz den nächsten Schritt an. Das Treffen solle Anfang Januar stattfinden. Dann müssen Bund und Länder final über die Reform entscheiden. Auch mit seinen Kollegen aus der Ampel-Koalition habe der Gesundheitsminister bereits über die Vorschläge gesprochen.
Update vom 6. Dezember, 10.40 Uhr: Die vorbereiteten Statements sind nun vorbei. Jetzt können die anwesenden Journalisten Fragen stellen. „Ich schaue nach vorne und gebe niemandem nach hinten die Schuld“, antwortet Lauterbach auf eine Frage, ob er seine Vorgänger für die Vorgänge im bestehenden System verantwortliche mache.

Eine weitere Journalistin will von zukünftigen Experten wissen, wie groß der Vertrauensverlust der Bevölkerung in das System sei. „Das, was in den Kliniken gemacht wird, ist zum allergrößten Teil medizinisch notwendig. Es gibt aber Grauzonen — macht man einen Eingriff noch oder macht man ihn nicht“. Man habe in Deutschland aber dennoch ein Qualitätsproblem, zum Beispiel bei der ECMO-Versorgung. „Leider sind bei uns während der Pandemie mehr Menschen an der ECMO-Versorgung gestorben, als zum Beispiel in Frankreich.“ Das liege daran, dass man die Versorgung breit angeboten habe.
Krankenhausreform: Angebot stützt sich in Zukunft stärker auf Qualität
Update vom 6. Dezember, 10.33 Uhr: Als letztes Mitglied der Kommission spricht Irmtraut Gürkan, die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzender der Berliner Charité. Die Kommission werde eine Korrektur im großen Stil auf den Weg bringen, so Gürkan. „Wir werden das Gesamtbudget, das wir heute haben, umverteilen. 40 bis 60 Prozent werden in ein Vorhaltebudget übertragen. Der Leistungsbezug bleibt damit bei 60 Prozent.“
Für die Umstellung in dieses neue Zwei-Säulen-System sehen die Kommission eine fünfjährige Konferenzphase vor. Ausgangsphase werden die Jahre 2022 und 2023 werden.
Update vom 6. Dezember, 10.25 Uhr: Nun folgt Christian Karagiannidis, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN). Der Mediziner dankt zunächst dem Gesundheitsminister „Es ist etwas Besonderes, dass wir in dieser Kommission wissenschaftlich frei entscheiden konnten.“
„Wir nehmen sehr ernst, dass die Bevölkerung eine wohnortnahe pflegerische Versorgung wünscht.“ Dafür brauche man eine Reform, um genug Personal für die dadurch entstehenden Herausforderungen zu haben. „Wer profitiert? In unserem System profitiert der Patient davon, dass er in Zukunft dem richtigen Angebot zugeführt wird, das sich sehr stark auf Qualität stützt. Krankenhäusern profitieren, weil sie in Zukunft die Möglichkeit haben, enger zusammenzuarbeiten. Und die Mitarbeiter profitieren, weil der ökonomische Druck aus dem System endlich herausgenommen wird. Es ist aber nicht ganz ohne Ökonomie zu machen, weil die Kosten sonst explodieren würden.“ Karagiannidis wünsche sich, dass der heutige Tag zu einer Zäsur in der Geschichte des Gesundheitssystems werde.
Krankenhaus-Reform: Kliniken sollen zukünftig in drei Stufen eingeteilt werden
Update vom 6. Dezember, 10.21 Uhr: „Wir schlagen vor, die Krankenhäuser zu einem relevanten Teil dafür zu bezahlen, dass sie Teil der Daseinsvorsorge sind“, führt Bschor aus. Die Fallpauschalen sollen gleichzeitig deutlich abgesenkt werden. „Wir empfehlen ferner, Krankenhäuser einer von drei verschiedenen Stufen zuzuordnen — lokal, regional, überregional. Und Krankenhäusern sollen ihre Aufgabengebiete zielgenauer mit klar definierten Vorgaben zugewiesen bekommen. Etwa nach Personal oder zur Verfügung stehenden Geräte.“ Als Beispiele für diese Aufgabengebiete nennt Bschor unter anderem Leukämie oder Lymphome.
Update vom 6. Dezember, 10.18 Uhr: „Die Regierungskoalition hat wahrgenommen, dass es lichterloh brennt“, sagt Tom Bschor, der Koordinator der Kommission. „Nach unserem gegenwärtigen System, werden die Krankenhäuser nur bezahlt, wenn sie einen Patienten behandeln“, führt der Mediziner aus. Man habe dadurch „Masse statt Klasse“. „So kann es nicht weiter gehen. Die Krankenhausversorgung wird kollabieren, wenn wir jetzt nicht grundlegend reformieren“, sagt Bschor weiter.
Update vom 6. Dezember, 10.12 Uhr: „Die Arbeit macht vielen keinen Spaß mehr“, sagt Lauterbach mit Blick auf den ökonomischen Druck in den Krankenhäusern und den dadurch entstehenden Personalmangel. „Wir werden mit einer neuen Ausrichtung der Bezahlung dazu kommen, dass mehr Menschen in dem System bleiben wollen“, sagt Lauterbach. Der Gesundheitsminister bedankt sich weiter bei der Kommission für das Erarbeiten der Reformvorschläge
Lauterbach stellt klar: Das soll sich für Patienten durch die Reform ändern
Update vom 6. Dezember, 10.07 Uhr: Die große Reform muss jetzt kommen und werde heute vorgestellt. Was bedeutet das für die Patienten? „Zum einen können sich die Menschen darauf verlassen, dass die Krankenhäuser, die wirklich gebraucht werden, auch überleben“, erläutert Lauterbach. Die Sicherheit der Krankenhäuser würde mehr abgesichert werden. Und weiter: „Wenn der Patient behandelt wird, kann er sicher sein, dass ökonomische Aspekte keine Rolle spielen. Man wird nicht so behandelt, wie des der Klinik Gewinn macht, sondern wie es medizinisch notwendig ist. Wenn man Spezialeingriffe benötigt, kann man sich darauf verlassen, dass sie dort erbracht werden, wo sie besonders gut erbracht werden können.“ Eine Revolution, die man aktuell unbedingt benötige, so der SPD-Minister.
Update vom 6. Dezember, 10.00 Uhr: Lauterbach ist pünktlich. Es geht los. „Die Krankenhäuser haben gravierende Probleme. Das sieht man aktuell auch in die Kinderkliniken“, beginnt der Gesundheitsminister. „Das Hauptproblem, das steht seit vielen Jahren fest, ist, dass wir fast alles in den Krankenhäusern über sogenannte Fallpauschalen bezahlen. Damit dominiert die Ökonomie im Gesundheitssystem.“ Billige Behandlungsmethoden würden bevorzugt. Deswegen werde man heute nicht weniger als eine Revolution vorstellen.
Update vom 6. Dezember, 9.55 Uhr: In knapp fünf Minuten wird der Gesundheitsminister auf der Pressekonferenz erwartet, um seine Vorschläge für die Reform der Krankenhausversorgung vorzustellen.
Lauterbach enthüllt in Berlin Vorschläge zur Krankenhaus-Reform
Erstmeldung vom 6. Dezember:
Berlin — Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält eine Reform der deutschen Krankenhausversorgung für dringend notwendig. Die Pläne dafür will der 59-Jährige am Dienstagvormittag (10 Uhr) bei einer Pressekonferenz in Berlin vorstellen.
„Tatsächlich geht es den Krankenhäusern gar nicht gut“, sagte der SPD-Politiker am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk. Das seit 20 Jahren bestehende System der Fallpauschalen funktioniere nicht richtig. Sie böten einen systematischen Anreiz, dass die Kliniken „in die Menge gehen“ und oft zu viel machten. Darunter leide die Qualität. Lauterbach sprach weiter von einem Ungleichgewicht zwischen medizinischen und ökonomischen Aspekten.
Lauterbach-PK zur Krankenhaus-Reform – „nicht weniger als eine Revolution“
Deswegen will Lauterbach mit seinen Reformvorschlägen die Versorgung stärker vom finanziellen Druck lösen. Dafür soll die bisherige Vergütung über Pauschalen für Behandlungsfälle verändert werden. Der Minister lobte die Vorschläge einer Reformkommission. Lauterbach hatte bereits im Vorlauf von „nicht weniger als einer Revolution“ der Finanzierung gesprochen.

Vergangene Woche hatte der Bundestag bereits einige Neuregelungen zur Entlastung von Pflegekräften sowie für Kinderkliniken beschlossen. Unter anderem sollen Patienten in den Kliniken mehr ambulant behandelt werden und weniger über Nacht bleiben. Nun will Lauterbach die umfassenden Vorschläge präsentieren, mit dem Ziel, das aktuelle Finanzierungssystem über Fallpauschalen zu beenden.
Krankenhausfinanzierung: Gesundheitsminister Lauterbach präsentiert Reformvorschläge
Die Reformvorschläge wurden von einer im Mai eingesetzten Regierungskommission erarbeitet. Deren Koordinator Tom Bschor nimmt ebenfalls an der Pressekonferenz teil, außerdem der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, und die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Berliner Charité, Irmtraud Gürkan. (fd/AFP/dpa)