Rücktrittswelle in Russland: Mehrere Gouverneure geben Ämter auf
Gleich mehrere russische Gouverneure treten innerhalb weniger Stunden zurück. Die Rücktrittswelle inmitten des Ukraine-Krieges sorgt für Spekulationen.
Moskau – Putin ist von einem Sieg im Ukraine-Krieg überzeugt, einige regionale Gouverneure offenbar nicht. Eine ungewöhnliche Rücktrittswelle sorgt in Russland derzeit für Aufsehen.
Innerhalb von wenigen Stunden haben am Dienstag (10. Mai) fünf Gebietschefs in verschiedenen Landesteilen erklärt, zurücktreten oder nicht zur Wiederwahl antreten zu wollen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete, sollen Sergej Schwatschkin aus dem sibirischen Tomsk und sein Kollege Igor Wassiljew aus dem rund 1000 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegenen Kirow als erste ihre Rücktritte bekannt gegeben haben.
Rücktrittswelle in Russland: Mehrere Gebietschefs treten zurück
Darauf folgten die Chefs von Saratow und der autonomen Republik El Mari. Nikolai Ljubimow, Gouverneur der Region Rjasan, erklärte dagegen, dass er nicht mehr für eine zweite Amtszeit kandidieren wolle.
Die Rücktritte werden nach Angaben der dpa unter anderem mit dem hohen Alter der Gebietschefs oder der recht langen Amtszeit begründet. Russland besteht aus mehr als 80 sogenannten Föderationssubjekten. Das sind in gewisser Weise politisch autonome Gebiete, die von Gouverneuren geleitet werden.

Gouverneure in Russland treten zurück: Rücktrittswelle sorgt für Spekulationen
Sicher ist zumindest, dass die Rücktrittswelle der fünf Gouverneuren für Spekulationen sorgt. Laut dpa-Informationen fragen sich Nutzerinnen und Nutzer in Telegram-Gruppen, ob die Politiker möglicherweise den Ukraine-Krieg und die wirtschaftlichen Folgen für Russlands Provinzen nicht länger mittragen wollen. Aufgrund der vom Westen verhängten Sanktionen gegen Russland, haben sich zahlreiche Unternehmen aus der Föderation zurückgezogen. Viele Menschen verlieren deshalb ihre Jobs.
Andere wiederum vermuten, dass die fünf Gebietschefs nicht loyal genug gegenüber Kreml-Chef Wladimir Putin seien und deshalb ihre Posten räumen mussten. Diese Welle könne in der aktuellen Situation ein Anzeichen dafür sein, dass das Schiff ins Kentern gerate und die „Ratten wohl lieber von Bord gingen“, wurde Politologe Abbas Galljamow von der dpa zitiert. (kas/dpa)
Unterdessen sinkt die Moral russischer Streitkräfte im Ukraine-Krieg. Abgehörte Telefonate werfen ein düsteres Licht auf die Situation der Kreml-Truppen.