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Ryanair in der Corona-Krise: Deutsche Standorte in Gefahr? Kehrtwende bei kriselnder Airline

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Es sieht so aus, als könne Ryanair auch künftig deutsche Standorte wie Frankfurt-Hahn ansteuern
Es sieht so aus, als könne Ryanair auch künftig deutsche Standorte wie Frankfurt-Hahn ansteuern. © Andreas Arnold/dpa

Fluggesellschaften haben wegen Corona besonders zu kämpfen: Bei Ryanair schien die Schließung deutscher Standorte unausweichlich. Doch nun sind die Karten neu gemischt.

Update vom 28. Juli: Ryanair und seine deutschen Piloten haben sich weitgehend auf die vom Unternehmen verlangten Lohnkürzungen geeinigt. Das bestätigten das Unternehmen in Dublin und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit in Frankfurt. Damit steigen die Chancen, dass auch über den Winter hinweg Flugzeuge der irischen Fluglinie an den Standorten Frankfurt Hahn, Weeze und Berlin stationiert bleiben.

Ryanair in Deutschland: Kehrtwende für deutsche Standorte bahnt sich an

Nach einer knappen Urabstimmung gegen die Ryanair-Vorschläge habe man die Situation neu bewertet, erklärte VC-Sprecher Janis Schmitt. In erneuten Verhandlungen über das Wochenende habe man dann Verbesserungen beim Kündigungsschutz erreicht. Zudem müsse Piloten bei einer Schließung ihrer Station nun zwingend eine Umstationierung angeboten werden.

Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte erklärt, dass 85 Prozent der Piloten und 75 Prozent der Flugbegleiter den vorübergehenden Kürzungen zugestimmt hätten. Das bestritten sowohl die VC wie auch die für das Kabinenpersonal zuständige Gewerkschaft Verdi. Für die Flugbegleiter werde noch in dieser Woche weiterverhandelt, sagte eine Verdi-Sprecherin. Es gebe noch keinen Abschluss.

Ryanair hatte intern mit der Schließung von deutschen Basen ihrer Tochter Malta Air gedroht, falls es keine Zustimmung gebe. Die Airline will die Stationsschließungen nun überdenken, von denen rund 170 Piloten und 350 Flugbegleiter betroffen wären. Auch an anderen deutschen Basen hatte der Konzern von Personalüberhängen berichtet.

Ryanair in der Corona-Krise: Drei deutsche Basen schließen - Mehr als 100 Piloten-Kündigungen?

Dublin - Die Corona-Krise bringt die nächste Hiobsbotschaft einer Fluggesellschaft: Europas größte Billigairline Ryanair will mehrere Basen in Deutschland schließen.

Schon zum 1. November soll die Basis am vor allem für die Ryanair-Verbindungen bekannten Hunsrück-Airport Hahn schließen. Auch den Standorten in Berlin-Tegel und im nordrhein-westfälischen Weeze droht offenbar das Aus - noch vor dem Winter. Das teilte die Ryanair-Tochter Malta Air am Dienstag in einem internen Schreiben mit, das der dpa in London vorliegt. Darin spricht die Airline auch für weitere Standorte von einem erheblichen Personalüberhang.

Zuvor hatte es einen heftigen Streit mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) über Gehaltskürzungen in der Corona-Krise gegeben. Die bei der Ryanair-Tochter Malta Air beschäftigten Piloten aus Deutschland hatten die Vorschläge der Airline abgelehnt. In der Vergangenheit war bei Ryanair auch mehrfach gestreikt worden.

Nach VC-Angaben sind von angedrohten Kündigungen bis zu 170 Piloten betroffen. Ein Sprecher der Pilotengewerkschaft bekräftigte auf dpa-Anfrage am Abend, die Gewerkschaft habe trotz mehrheitlicher Ablehnung der Forderungen des Managements ein Interesse an einer Verhandlungslösung. Auch lehne man die Vorschlage des Arbeitgebers nicht vollständig ab, aber es gebe „noch Luft nach oben“. Eine Schließung von Basen ist allerdings nicht automatisch gleichbedeutend mit der Aufgabe von Flugverbindungen.

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Die Piloten in Hahn bekämen noch in dieser Woche ihre Kündigung, teilte Malta-Air-Personalchef Shane Carty mit. Die Airline wollte ihr internes Schreiben nicht weiter kommentieren. Die Pandemie hat weltweit die Fluggesellschaften hart getroffen und teils zu massiven Stellenkürzungen geführt. Auch die Lufthansa als Deutschlands größte Linie geriet in zwischenzeitlich bedrohliche Krise. Die Folgen zeigen sich nun auch am Flughafen München, wie Merkur.de* berichtet.

Ohnehin sind die Folgen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft noch schwer absehbar. Experten rechnen mit einem bösen Erwachen bei der Zahl der Insolvenzen. (dpa/fn) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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