Riskiert Mercedes zu viel? Experte mit scharfer Kritik an der „Hochrisikostrategie“

Die Vorgehensweise bei Mercedes sehen viele Experten sehr kritisch. Mit der „Hochrisikostrategie“ könnte der Autokonzern massive Probleme bekommen. Gerade der Markt in China wird entscheidend sein.
Bei Mercedes dürfte man sich aktuell wohl sehr freuen. Immerhin konnte der Autohersteller aus Stuttgart mit seinen Jahreszahlen für 2022 einen Milliarden-Gewinn präsentieren. Doch Experten sehen die Vorgehensweise von Mercedes-Chef Ola Källenius sehr kritisch. Willi Diez, Wirtschaftswissenschaftler und Professor für Betriebswirtschaftslehre, bezeichnet die Pläne als „Hochrisikostrategie“.
Bereits im November 2022 wurden Stimmen laut, die bei Mercedes ein Problem mit den Luxus-Autos ausgemacht haben, wie echo24.de bereits berichtet hatte. Der Konzern musste demnach extrem an der Preisschraube drehen.
Experte spricht bei Vorgehensweise bei Mercedes von „Hochrisikostrategie“
Gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Stuttgarter Nachrichten“ erklärt Diez im Interview (Artikel hinter der Bezahlschranke), was hinter den Maßnahmen von Källenius steckt und warum die Hochrisikostrategie zum Problem für Mercedes werden kann. Für den 69-jährigen Kenner der Autoindustrie geht der Stuttgarter Konzern in Richtung Elektromobilität, dazu „die Luxusstrategie und die starke Ausrichtung auf den chinesischen Markt“.
Unternehmen: | Mercedes |
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Hauptsitz: | Stuttgart |
Gründung: | November 2019 |
Einführungsjahr: | 1926 |
Dachorganisation: | Mercedes-Benz Group |
Mit dem aktuell wohl wichtigsten Markt für die Autoindustrie hatte Mercedes allerdings bereits so seine Schwierigkeiten. Überhaupt tun sich deutsche Hersteller schwer mit ihren Modellen. So zeichnete sich im Dezember 2022 gerade für Audi und die Schwaben in China ein wenig erfreuliche Tendenz ab. Chinesische Hersteller sind extrem auf dem Vormarsch.
Die Probleme der Strategie von Mercedes
Auch Diez sieht hier eines der großen Probleme bei der Hochrisikostrategie von Chef Ola Källenius. Preissenkungen bei den Luxus-Autos auf dem Markt in China werfen kein gutes Licht auf den eingeschlagenen Weg. Diez erklärt im Interview dazu: „Wenn man auf dem wichtigsten Markt beim wichtigsten Vorzeigefahrzeug die Preise senken muss, setzt das natürlich auch hinter die Strategie ein Fragezeichen – zumal der Konzern noch kurz zuvor solche Rabatte kategorisch ausgeschlossen hatte.“
Ein weiterer entscheidender Punkt in der Källenius-Strategie ist demnach die Fokussierung auf „eine einzelne Antriebstechnologie“. Damit konzentriert sich Mercedes stark „auf eine vergleichsweise kleine Kundengruppe, auf einen Absatzmarkt“. Diez blickt eher kritisch auf diese Pläne: „Wenn diese einseitige Strategie aufgeht, kann das Unternehmen sehr erfolgreich sein. Sollten sich die dahinter stehenden Annahmen aber als nicht zutreffend erweisen, fehlt es an Handlungsoptionen. Dann wird es gefährlich.“
So erklärt der Experte die Gründe für die Hochrisikostrategie bei Mercedes
Doch warum geht Källenius ein solches Risiko überhaupt ein, für den Autohersteller aus Stuttgart? Diez erklärt das Vorgehen damit, dass der Mercedes-Chef „stark an den Finanzmärkten orientiert“ sei. Sein Ziel sei es, „die verfügbaren Mittel sehr konzentriert einzusetzen. Das ist ein Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen der Konzern sich vorausschauend auch Optionen wie die Brennstoffzelle verschaffte“.
Und der Experte macht abschließend ganz klar deutlich, warum die „Hochrisikostrategie“ für den Stuttgarter Autokonzern nicht unbedingt die beste Idee sein könnte. Diez: „Wer sich rechtzeitig für Überraschungen wappnet, Alternativen im Köcher und ein breites Angebot in verschiedenen Fahrzeugklassen hat, ist gerade in diesen Zeiten klar im Vorteil.“