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On-Demand-Funktionen: Hersteller finden immer mehr Gefallen an nachbuchbaren Extras

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Von: Simon Mones

On-Demand-Funktionen finden bei den Herstellern immer mehr Anklang. Und auch für die Kunden haben die nachträglichen Extras Vorteile.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Renaults Billigmarke Dacia hat den Münchner Premium-Hersteller BMW mit typisch englischem Humor auf den Arm genommen. Unter dem Titel „Heated Seat Saviours“, (dt. Retter des beheizten Sitzes), konnte sich jeder Autofahrer bei den Dacia Niederlassungen eine Wärmeflasche abholen. Aus Marketingsicht ein gelungener Coup. Zumindest hatte Dacia die Lacher auf seiner Seite.

Doch wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten. Noch so eine Weisheit, die sich aber beim Autogeschäft der Zukunft als wahr herausstellen dürfte. Denn das nachträgliche Freischalten von Ausstattungsdetails ist heute schon Teil vieler automobiler Geschäftsmodelle und wird in Zukunft noch wichtiger werden.

On-Demand-Funktionen: Hersteller finden immer mehr Gefallen an nachbuchbaren Extras

Die Vorteile kommen aus der Software und – wie könnte es anders sein – auch aus den USA. Die US-Versicherung Liberty Mutual wirbt schon seit einiger Zeit mit dem Slogan „zahl nur für das, was Du brauchst“. In der Theorie klingt das System bei den Automobilen simpel. Der Fahrer erwirbt ein Extra in einem Webshop oder direkt im Infotainment des Autos nachträglich, bezahlt und dann wird die gewünschte Funktion drahtlos in das System des Fahrzeugs heruntergeladen. Allerdings spielt hin und wieder die Software dem Menschen einen Streich. Das ist beim PC nicht anders als beim Auto.

We Connect Shop in einem Volkswagen.
Über den We Connect Shop im Auto können VW-Kunden bequem neue Funktionen hinzubuchen. © Volkswagen

Mit diesen Zukaufs-Angeboten schlagen die Hersteller mehrere Fliegen mit einer Klappe. Sie reduzieren die Varianten bei der Produktion und damit die Herstellungskosten. Außerdem wird so die Preisspirale vermeintlich etwas langsamer angezogen, da Aufpreise im Webstore versteckt sind. Auch für die Autofahrer hat der Blumenstrauß an Nachbuchungsoptionen Vorteile, denn man zahlt nur dann für ein Extra, wenn man es wirklich haben will. Allerdings muss man dann beim Kauf des Autos genau nachschauen, was an Bord ist, sonst drohen weitere Kosten.

On-Demand-Funktionen: Volkswagen setzt auf Einmalzahlung statt Abo

VW hat das neue Geschäftsmodell ebenfalls umgesetzt und jeweils eine Verkaufsplattform für die ID-Flotte sowie die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – vor allem den Golf 8 – installiert. Für den ehemaligen Identitätsstifter stehen mehr Systeme zur Auswahl als für die ID-Modelle – wie zum Beispiel die Sprachbedienung für 269 Euro.

Im Gegensatz zu anderen Herstellern favorisiert der niedersächsische Autobauer Einmalzahlungen anstelle von Abo-Modellen. Wer seinen Liebsten eine Freude machen will, kann auch einen Gutschein erwerben, der dann im We Connect Shop eingelöst werden kann. Auf die Reaktion des Empfängers dieses Präsents darf man auf alle Fälle gespannt sein

On-Demand-Funktionen: Porsche bietet Abo für besseres Licht

Vor allem die deutschen Premium-Hersteller haben das nachträgliche Freischalten für sich entdeckt. Gutes Licht ist für viele Autofahrer essenziell. Wer sich also einen Porsche Taycanfür mindestens 88.399 Euro kauft, sollte auch die 1.479 Euro für das LED-Matrix-Licht mit dem wohlklingenden Namen Porsche Dynamic Light System Plus in der Tasche haben. Aber auch unter den Zuffenhausenern Elektro-Jüngern mag es manche geben, die auf das Geld schauen.

Wenn man sich also im Porsche Connect Store für das Monatsabo für 36 Euro entscheidet, könnte man 44 Monate (die ersten drei Monate sind kostenlos) mit Extra-Ausleuchtung unterwegs sein, also drei Jahre und acht Monate. Porsche lässt sich auch einen Routenoptimierer Porsche Intelligent Range Manager mit elf Euro pro Monat oder einmalig 419 Euro bezahlen. Selbst eine der Stärken der Modelle aus Zuffenhausen, die adaptive Servolenkung Plus, die sich der Geschwindigkeit anpasst, kostet im Taycan Connect Store einmalig 329 Euro.

On-Demand-Funktionen: Sitzheizung oder Virtual Cockpit – auch BMW und Audi bieten Abos an

Was Porsche recht ist, ist Audi nur billig. Allerdings setzen die Ingolstädter in ihrem Functions on Demand Angebot auf noch mehr Individualität und Flexibilität. Die Auswahl variiert je nach Modell und auch die Laufzeiten sind anders als bei den Zuffenhausenern. Neben einem Testmonat für einen Euro kann man beim Audi Q4 e-tron das Virtual Cockpit für sechs Monate (ab 17 Euro), ein Jahr (32 Euro), drei Jahre (ab 86 Euro) oder unbegrenzt. Übrigens ist die nachträglich gebuchte Ausstattung fahrzeugbezogen und wird bei einem Verkauf einfach übernommen.

Die verschiedenen Abo-Laufzeiten für das Virtual Cockpit eines Audi Q4 e-tron.
Wer sich im Audi Q4 e-tron nachträglich das Virtual Cockpit buchen möchte hat die Qual der Wahl. © Audi

BMW ist ganz vorne dabei, wenn es um das neue Geschäft geht. Über den Connected Drive-Store kann man sich verschiedene Extras freischalten lassen. Wie bei den anderen meistens über einen begrenzten Zeitraum oder permanent. Die eingangs erwähnte Sitzheizung kostet 17 Euro pro Monat, bei einem Jahr sind es 170 Euro und bei drei Jahren 270 Euro. Bucht man unbegrenzt, zahlt man 385 Euro. Um die neusten Karten für das Navigationssystem zu bekommen, muss man jedes Jahr 89 Euro nach München überweisen – ohne Wenn und Aber! Eine Lenkradheizung kostet mindestens zehn Euro im Monat, wenn das Auto einparken soll, sind 18 Euro fällig und wer beim Fahren mit akustischen Effekten unterhalten werden will, legt 150 Euro hin. Interessant ist, dass BMW für Apple CarPlay Vorbereitung 300 Euro verlangt. Ergibt aus Sicht der Münchner Sinn, denn begeisterte App-Navigierer pfeifen ohnehin auf den fest eingebauten Lotsen.

On-Demand-Funktionen: e-Connect App bei Opel gratis – Live-Daten kosten nach drei Jahren

Wesentlich volksnäher geht Opel noch das Nachzahlgeschäft an. Bei Autos wie dem Corsa e ist die e-Connect App, mit der man diverse Funktionen drahtlos abrufen beziehungsweise steuern kann, serienmäßig. Dazu gehört der Status der Batterie oder die App meldet sich, sobald die nächste Wartung ansteht. Sobald man ein Navigationssystem für mindestens 600 Euro ordert, bittet der Rüsselsheimer Autobauer seine Kunden bei den Live-Daten wie zum Beispiel Verkehrsdichte nach 36 Monaten zur Kasse.

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Ähnlich läuft es bei Citroën und Peugeot ab. Doch die Stellantis-Konzernzentrale hat das Potenzial der nachträglichen Bestellfunktion erkannt und wird in Zukunft seine Modelle dementsprechend aufrüsten. Das hat der allgewaltige Konzernboss Carlos Tavares bereits angekündigt. (Wolfgang Gomoll/press-inform)

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