So kann man Wildunfällen vorbeugen - fünf Tipps von Experten
In Osthessen rund um Fulda passieren jährlich etwa 3000 Wildunfälle. Das sind 28,5 Prozent aller Unfälle. Wegen der Nahrungssuche sind die Tiere nun wieder vermehrt unterwegs. Das Risiko für Unfälle steigt daher.
Fulda - Nicht selten kommt es vor, dass am Straßen- oder Wegesrand überfahrene Tiere liegen – ob Füchse, Eichhörnchen, Waschbären oder Rehe. Tatsächlich machen Wildunfälle laut der Verkehrsstatistik der Polizei mehr als ein Viertel aller Verkehrsunfälle in Osthessen aus.
Wildunfall vermeiden: Experten geben fünf Tipps für Autofahrer
Besondere Vorsicht ist im Herbst und im Frühjahr geboten – vor allem dann, wenn die Sommer- und Winterzeit beginnt. Während im Herbst der Wildwechsel ansteht, begeben sich die Wildtiere im Frühjahr außerhalb des Waldes auf Nahrungssuche - auch im östlichen Hessen rund um Fulda.
„In den Monaten März und April sind zudem Rehkitze vermehrt unterwegs, da sie von ihren Müttern abgestoßen werden, die sich um ihre neuen Kitze kümmern und Reviere besetzen“, erklärt Florian Wilshusen, Leiter des Forstamtes Hofbieber, im Gespräch mit der Fuldaer Zeitung. In der Regel halten sich die Tiere dann am Straßenrand auf und überqueren die Straße – auch, um dort totes Wild zu fressen.
Das betrifft etwa Waschbären, Füchse und Vögel. Polizeipressesprecher Patrick Bug berichtet, dass vor allem „Übergangsbereiche zwischen Wald- und Feldzonen besondere Gefahrenschwerpunkte darstellen“. Zudem gilt laut Wilshusen: „Wo wenig geschossen wird, werden mehr Tiere überfahren.“
Welche Tiere wie oft von Autos erfasst werden, ist schwer zu sagen, da die Dunkelziffer sehr hoch ist – nicht jeder Unfall wird gemeldet. Grund dafür ist, dass nicht immer Schäden am Auto entstehen, etwa wenn kleine Tiere überfahren werden. Daher sei der Zusammenstoß mit Rehwild für Autofahrer in dieser Hinsicht am gefährlichsten, erklärt Wilshusen.
Zuletzt rettete die Polizei nach einem Wildunfall auf der A7 einen Greifvogel. Der Hofbieberer Forstamtsleiter nennt die Zahl der größeren Tiere, die in der Jagdsaison von Februar 2021 bis Januar 2022 überfahren wurden: 712 Rehe, Böcke und Kitze sowie 10 Wildschweine.

„Im Vergleich zu den vergangenen Jahren hält sich die Zahl die Waage. Dennoch bewegen wir uns hierbei auf einem sehr hohen Niveau“, betont der Forstamtsleiter. Oft entstehen Sachschäden, Autofahrer bleiben bei den Unfällen in der Regel unverletzt. Nur in einem Prozent der Fälle registriert die Polizei eine leichte oder gar schwere Verletzung nach einem Zusammenstoß.
So kann man Wildunfällen vorbeugen - fünf Tipps von Experten
1. Tipp - Wildunfälle vermeiden: Wildunfällen vorbeugen kann man, indem man in betroffenen Gebieten vor allem in der Dämmerung langsamer fährt. „Die Tiere können das Tempo von Fressfeinden und Menschen, die spazieren gehen, gut einschätzen. Bei Autos aber haben sie kein Gefühl“, erläutert der Forstamtsleiter.
2. Tipp - Wildunfälle vermeiden: Die Tiere werden durch Scheinwerferlicht geblendet, sodass sie oft regungslos stehen bleiben. Neben einer durchaus ebenfalls laut Florian Wilshusen helfenden stärkeren Bejagung hilft also auch - falls Wildtiere am Straßenrand auftauchen - zumindest das Fernlicht auszuschalten.
Hintergrund: Unfälle in Zahlen
2895 Wildunfälle sind im Jahr 2021 in Osthessen registriert worden, das sind 99 mehr als im Jahr 2020. 2,8 Millionen Euro Schaden ist zwischen Februar 2021 bis Januar 2022 bei 712 Unfällen mit Rehen und Wildschweinen entstanden. 23 Personen wurden bei Wildunfällen im Jahr 2021 verletzt. Drei von ihnen schwer. 28,5 Prozent aller Unfälle sind Wildunfälle.
3. Tipp - Wildunfälle vermeiden: Sollte man auf der Landstraße auf ein Tier treffen, gilt laut Polizei: Spur halten und nicht ausweichen, weil dabei durch das Übersteuern in der Regel schlimmere Unfälle passieren würden. Abruptes volles Abbremsen wird nicht empfohlen, lieber kontrollierter das Tempo verringern.
4. Tipp - richtiges Verhalten bei Wildunfällen: Sollte es zum Unfall kommen, rät die Polizei, die Unfallstelle mit einem Warndreieick abzusichern. Generell gilt, dass man die Polizei bei Unfällen verständigen sollte. Diese kann den zuständigen Jäger kontaktiert, der sich um das weitere Vorgehen kümmert.
5. Tipp - richtiges Verhalten bei Wildunfällen: Ratgeber-Experte Florian Wilshusen empfiehlt, die betroffene Stelle zu markieren. Kreide oder ein weißes Tuch würden sich anbieten, damit der Jäger den Unfallort findet. Autofahrer sollten die Tiere nur mit Handschuhen anfassen, da eine Infektionsgefahr besteht.