Fortnite bald verboten?

Laut eines Psychologens hat Fortnite Sucht-Potential. Wird das beliebte Game deswegen verboten?
München - Dass Computerspiele wie „Fortnite“ einen hohen Suchtfaktor bergen, wird nicht erst seit gestern diskutiert. Nun könnten solche Games aber ordentlich Gegenwind bekommen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Computerspielsucht auf die internationale Liste der Krankheiten gesetzt - ab 2022 tritt diese in Kraft.
In der Schweiz möchte der Bundesrat darüber hinaus den Jugendschutz stärken. Doch einem Schweizer Fachverband Sucht reicht das längst nicht aus.
Macht Forntnite süchtig?
So fordert der Verband unter anderem härtere Regeln für die Festlegung von Alterslimits. Darüber hinaus sollen Spiele vor der Veröffentlichung auf ihren Suchtfaktor untersucht werden. Er bezieht sich auf eine deutsche Studie, die 2017 verschiedene Eigenschaften für eine Sucht in Online-Games untersuchten: soziale Interaktion als Erfolgsfaktor, im Spielverlauf abnehmende Belohnungen oder Bezahlsysteme, die Konsequenzen auf den Spielerfolg haben, sind solche Faktoren.
Gerade Fortnite, das wegen der Nutzung sogenannter Lootboxen in der Kritik steht, passt zu dieser Beschreibung. Der Schweizer Psychologe Franz Eidenbenz vom Zentrum Spielsucht, Radix geht sogar noch weiter: „Fortnite ist das Heroin unter den Computerspielen“, sagt er dem Portal 20min.ch.
Er wünscht sich, dass Spiele, die eine hohe Suchtgefahr aufweisen zukünftig nicht nur strengere Altersbeschränkungen aufweisen - auch Warnhinweise auf den Spielen sollen helfen: Alterseinschränkungen würden oft nicht eingehalten werden, wenigstens Eltern könnten so aufgeschreckt werden.
Zehn Prozent der Jugendlichen sind süchtig nach Games: Wird Fortnite verboten?
Der Psychologe schätzt den Anteil spielsüchtiger Jugendlicher (zwischen 14 und 18 Jahren) auf zehn Prozent. In allen Altersstufen soll ein Prozent betroffen sein. Ein Verbot von Spielen wie Fortnite fordern allerdings sowohl der Verband, als auch Eidenbenz nicht: „Wir sind überhaupt nicht für Verbote“, äußert sich Manuel Herrmann, stellvertretender Generalsekretär des Suchtverbandes. Vielmehr sprechen sich die Experten für Präventionsmaßnahmen aus: „Wir müssen den Nutzen der Games optimieren und die Risiken minimieren.“
Ulmer Psychologe zu Games
Und was sagen deutsche Experten? Der Ulmer Psychologe Christian Montag äußerte sich in der Bild-Zeitung: Den Vergleich von Heroin und Fortnite möchte er so nicht stehen lassen: „Den angesprochenen Vergleich halte ich auch aus neurowissenschaftlicher Perspektive für falsch. Das erscheint mir als Panikmache.“
Vielmehr möchte der Experte forschen, um anschließend bestimmte Spielinhalte zu regulieren: „Einige Spielelemente könnten beispielsweise Druck aufbauen, um die Spielzeit zu verlängern. Erst wenn wir das genau verstanden haben, können wir empirisch basiert fordern, bestimmte Spielmechanismen zu regulieren.“
Fortnite & Co.: Geben Game-Hersteller der Wissenschaft ihre Daten preis?
Das Problem: Bisher kann die Wissenschaft im Bereich der Computerspielsucht nur mit Untersuchungen und Befragungen am Spieler forschen. In Zeiten von Big Data wäre es aber viel sinnvoller, die Nutzungsdaten der Spielehersteller wie Epic Games (u.a. Fortnite) oder EA (u.a. FIFA) nutzen zu können. Ob sich die Konzerne hier für eine Zusammenarbeit öffnen, nur um sich später regulieren zu lassen, ist aber äußerst fraglich.
Eine weitere Studie zur Computerspielsucht kam bereits im April zu erschreckenden Ergebnissen. Statt die Gegner wegzuballern, spielten die vier der größten "Fortnite"-Streamer zuletzt lieber eine gemütliche Runde UNO. Dahinter steckt aber mehr als Langeweile.
In Thailand wurde ein 17-jähriger Gamer jetzt Opfer seiner Spielsucht - der Teenager wurde vor seinem Vater leblos vor dem PC gefunden, wie ingame.de* berichtet.
Mutter will nicht, dass Sohn (15) in die Schule geht - der Grund ist unglaublich
News vom 14. Juni 2019: Weil er die Weltmeisterschaft in Fortnite gewinnen soll, nimmt seine Mutter ihn von der Schule. Der 15-jährige Benjy Fish zockt seitdem die Nächte durch.
rath
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