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Immun gegen Corona? Frühere grippale Erkrankungen spielen eine enorme Rolle im Kampf gegen das Virus

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Von: Nicolai Hackbart

Je nachdem welche Erkältung Sie schon in der Vergangenheit hatten, kann das die Reaktion Ihres Immunsystems beeinflussen.

Woran liegt es, dass manche Menschen am Coronavirus schwer erkranken, während andere kaum Symptome bemerken? Die Antwort darauf ist vielschichtig und Gegenstand intensiver Forschung. Einen möglichen Einflussfaktor hat ein Forschungsteam der Charité Berlin und des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik jetzt identifiziert, wie aus einer Pressemitteilung der Charité hervorgeht.

Coronavirus-Studie zeigt: Nicht nur an Covid-19 Erkrankte sind gegen Corona immun

Für Ihre Studie gewannen die Forschenden Immunzellen aus dem Blut von 18 Covid-19-Erkrankten, die an der Charité zur Behandlung aufgenommen und positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Zusätzlich isolierten sie Immunzellen aus dem Blut von 68 gesunden Personen, die nachweislich noch nie mit dem neuen Coronavirus in Kontakt gekommen waren. Die Immunzellen stimulierten sie dann mit kleinen, künstlich hergestellten Bruchstücken des sogenannten Spike-Proteins von SARS-CoV-2. Es bildet die Coronavirus-typische „Krone“ auf der Oberfläche des Virus und ermöglicht ihm den Eintritt in menschliche Zellen. Anschließend überprüfte die Forschungsgruppe, ob die sogenannten T-Helfer-Gedächtniszellen, die für eine Reaktion des Immunsystems verantwortlich sind, durch diese Stimulation aktiviert worden sind.

Das Ergebnis: Bei 15 der 18 COVID-19-Erkrankten, also 85 Prozent, reagierten die T-Helferzellen auf die Bruchstücke der Virusoberfläche. „Das hatten wir nicht anders erwartet, das Immunsystem der Patientinnen und Patienten bekämpfte das neue Coronavirus ja gerade und reagierte deshalb auch im Reagenzglas darauf“, erklärt Dr. Claudia Giesecke-Thiel, eine der drei leitenden Autorinnen und Autoren der Studie. „Dass die T-Helferzellen nicht bei allen Covid-19-Erkrankten auf die Virusfragmente reagierten, liegt vermutlich daran, dass sich die T-Zellen in einem akuten oder besonders schweren Stadium einer Erkrankung außerhalb des Körpers nicht aktivieren lassen.“

Eine Krankenschwester hält ein Abstrichstäbchen in einem Reagenzglas.
Eine Krankenschwester hält ein Abstrichstäbchen in einem Reagenzglas. An dem Coronavirus wird mit Hochdruck weltweit geforscht. © picture alliance/Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

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Immunystem „kreuzreagiert“ - das steckt hinter dem Fachbegriff

Zur Überraschung des Teams fanden sich aber auch im Blut der Gesunden reaktive T-Helferzellen: Bei 24 der 68 Getesteten (35 Prozent) gab es Gedächtniszellen, die SARS-CoV-2-Fragmente erkannten. Dabei fiel den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf, dass die Immunzellen der Covid-19-Erkrankten und der Gesunden auf unterschiedliche Teilstücke der Virushülle reagierten. Während die T-Helferzellen der Patienten das Spike-Protein über seine komplette Länge erkannten, wurden die T-Helferzellen der Gesunden vor allem von Abschnitten des Spike-Proteins aktiviert, die entsprechenden Abschnitten des Spike-Proteins von harmloseren Erkältungs-Coronaviren ähneln.

„Das deutet darauf hin, dass die T-Helferzellen der Gesunden auf SARS-CoV-2 reagieren, weil sie sich in der Vergangenheit mit heimischen Erkältungs-Coronaviren auseinandersetzen mussten“, sagt Dr. Giesecke-Thiel. „Denn eine Eigenschaft der T-Helferzellen ist, dass sie nicht nur von einem exakt ‚passenden‘ Erreger aktiviert werden können, sondern auch von ‚ausreichend ähnlichen‘ Eindringlingen.“ Tatsächlich konnte die Forschungsgruppe nachweisen, dass die T-Helferzellen der gesunden Probanden, die auf SARS-CoV-2 reagierten, auch durch verschiedene Erkältungs-Coronaviren aktiviert wurden – und damit per Definition „kreuzreagierten“.

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Schützt eine Vorerkrankung vor dem Coronavirus?

Die Frage, wie sich diese Kreuzreaktivität bei gesunden Testpersonen auf eine mögliche SARS-CoV-2-Infektion auswirkt, kann die aktuelle Studie aus dem Fachmagazin „Nature“ nicht beantworten. „Grundsätzlich ist vorstellbar, dass kreuzreaktive T-Helferzellen eine schützende Wirkung haben, indem sie zum Beispiel dazu beitragen, dass der Körper schneller Antikörper gegen das neuartige Coronavirus bildet“, erklärt Prof. Dr. Leif Erik Sander, ebenfalls leitender Autor der Studie. „In diesem Fall würden kürzlich durchgemachte Coronavirus-Erkältungen die Symptome von Covid-19 vermutlich abschwächen. Es ist jedoch auch möglich, dass eine kreuzreaktive Immunität zu einer fehlgeleiteten Immunantwort führt – mit negativen Auswirkungen auf den Verlauf von Covid-19. Eine solche Situation kennen wir zum Beispiel beim Dengue-Virus.“

Um abschließend zu klären, ob in der Vergangenheit durchgestandene Coronavirus-Erkältungen nun tatsächlich vor einer späteren Infektion mit SARS-CoV-2 schützen – und so möglicherweise die unterschiedliche Ausprägung der Symptome erklären –, sind in die Zukunft gerichtete Studien nötig. Eine solche Studie – die Charité-Corona-Cross-Studie – ist jetzt unter Leitung der Charité in Kooperation mit der Technischen Universität Berlin und dem MPIMG gestartet. Dafür suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktuell Menschen, die nachweislich an Covid-19 erkrankt und wieder genesen sind. Auch Personen, die in den letzten Jahren nachweislich mit einem Erkältungs-Coronavirus wie „229E“, „OC43“, „NL63“ oder „HKU1“ infiziert waren, können an der Studie teilnehmen. Die Kontaktinformationen befinden sich in der Pressemitteilung. (nh/charite.de) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

Unterdessen gibt es bereits im September in Deutschland ein Live-Konzert im Großformat mit Sarah Connor und Bryan Adams.

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Wissenschaftlern ist nun ein Durchbruch in der Erforschung des Ursprungs des neuartigen Coronavirus gelungen.

Eine neue Studie aus Schweden macht nun Hoffnung, dass man nach einer Corona-Infektion doch längerfristig immun sein könnte - auch ohne Antikörper im Blut.

Durch die Grippe könnte sich diese Gefahr laut Studie des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie erhöhen. Wissenschaftler in Berlin und Paris fanden heraus, dass eine Grippeimpfung vor erhöhten Covid-19-Zahlen schützen könnte*.

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