Ende nach der 1. oder 2. Staffel: Darum haben Netflix-Serien oft kein langes Leben

In letzter Zeit häufen sich die Meldungen zu abgesetzten Netflix-Serien. Doch warum sind viele Produktionen des Streamingdiensts so kurzlebig?
Das düstere Jugend-Drama „I Am Not Okay With This“* ist Anfang des Jahres gestartet und wurde unter anderem von einem „Stranger Things“-Regisseur produziert. Nach einer einzigen Staffel hat Netflix die Serie allerdings abgesetzt. Zur gleichen Zeit kam die Hiobsbotschaft für Fans von „The Society“: Auch diese Serie endet nach einer Staffel, obwohl Netflix eine 2. Season bereits bestätigte. Weniger Tage später verriet der Streamingdienst, wie es mit dem Fantasy-Abenteuer „Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands“ weitergeht: In diesem Fall wird es ebenfalls keine Fortsetzung in Form einer 2. Staffel geben.
Die Gründe für die Absetzungen der ersten beiden Serien sind mehr oder weniger bekannt: Aufgrund der Corona-Pandemie sei es schwierig, die Dreharbeiten fortzusetzen. Da es den Streamingdienst außerdem viel Geld kosten würde, entsprechende Hygienemaßnahmen umzusetzen, sei es leichter gewesen, nach den ersten Staffeln einen Schlussstrich zu ziehen.
Darum setzt Netflix viele Serien schon sehr früh ab
Corona ist natürlich nicht der einzige Grund, weshalb Netflix beispielsweise im Laufe des Jahres 2020 schon mehrere Serien beendet hat. Was im einzelnen dahintersteckt, halten Produzenten, Schauspieler und der Streamingdienst selbst in den aller meisten Fällen aber geheim.
Trotzdem kursieren regelmäßig Mutmaßungen, beziehungsweise hat Netflix laut Stern dem britischen Parlament im Jahr 2019 dargelegt, was bei der Entscheidung für oder gegen eine Fortsetzung eine Rolle spielt: Dem Streaming-Giganten ist es möglich, festzustellen, wie viele Menschen eine Serie angefangen, sie zu Ende geschaut und insgesamt angeklickt haben. Nach sieben sowie nach 28 Tagen wertet Netflix die Zahlen aus und soll einem Interview von Vulture zufolge dabei insbesondere auf die Menge der Personen achten, die eine Serie beendet haben. Je nachdem, wie die Zahlen ausfallen, wird anschließend für oder gegen eine Fortsetzung entschieden.
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Kosten und Erfolg: Dieser Faktor ist bei Absetzungen von Netflix-Serien ebenfalls wichtig
Stern weist außerdem darauf hin, dass Netflix mit Schauspielern und dem Produktionsteam oft Verträge abschließt, die eine erste und zweite Staffel umfassen. Dadurch erhöhen sich die Produktionskosten für eine zweite Season nicht sonderlich. Im Anschluss sieht es aber anders aus: Ab der 3. Staffel müssen Verträge neu ausgehandelt werden und falls eine Serie erfolgreich läuft, können die Darsteller erheblich mehr Geld fordern. Die Mehrkosten stellen für Netflix häufig einen Grund dar, noch vor Abschluss einer Serien-Handlung den Stecker zu ziehen.
All das hängt noch mit einem weiteren Faktor zusammen: Mit hohen Kosten für eine Fortsetzung gehen nicht zwangsläufig höhere Klickzahlen durch neue Fans einher. Meist steigen die Zuschauerzahlen ab der 2. oder 3. Season nämlich nicht mehr sonderlich an. Ist das der Fall, könnte das das Ende einer Serie bedeuten. (soa) *tz.de ist Teil des Ippen-Zentral-Netzwerks.
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