Aujeszkysche Krankheit: Wie Halter ihre Tiere vor dem tödlichen Virus schützen können

Die auch als Pseudowut bezeichnete Aujeszkysche Krankheit ist eine weltweit verbreitete Viruserkrankung bei Schweinen, die sich auch auf Hunde und Katzen übertragen kann. Wie sich die Krankheit überträgt und wie Betroffene ihre Tiere schützen können, erfahren Sie hier.
Berlin/Main-Kinzig-Kreis - Der hochansteckende Erreger der Aujeszkysche Krankheit zählt zu den Herpesviren und wird als Pseudorabiesvirus, Pseudowut oder Suides Herpesvirus 1 bezeichnet, erklärt der Deutsche Jagdverband (DJV). Das Schwein ist dabei der Hauptwirt. Die Krankheit kann sich auch auf Hunde und Katzen übertragen, der Mensch ist davon nicht betroffen. Es handelt sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche, bereits der Verdacht sei beim zuständigen Veterinäramt zu melden.
Tödliches Virus: Tiere vor der Aujeszkyschen Krankheit schützen
Obwohl Deutschland seit 2003 als frei von der Aujeszkyschen Krankheit bei Hausschweinen gilt, haben Untersuchungen ergeben, dass die Viruserkrankung bei Wildschweinen in vielen Bundesländern nach wie vor vorkommt. Das berichtet das Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz im Main-Kinzig-Kreis (MKK). Regional unterschiedlich konnten bei bis zu 30 Prozent der untersuchten Tiere Antikörper nachgewiesen werden.
Im Main-Kinzig-Kreis zum Beispiel wurden im Jahr 2022 rund acht Prozent der untersuchten Blutproben von Wildschweinen positiv auf Antikörper gegen die Aujeszkysche Krankheit getestet: 20 positive Proben unter insgesamt 240. Der Nachweis von Antikörpern ist ein Hinweis darauf, dass das Wildschwein mit dem Erreger der Krankheit Kontakt hatte. Aufgrund des meist latenten Krankheitsverlaufs beim Schwarzwild wirken die Tiere trotz der Infektion klinisch gesund.
Die Aujeszkysche Krankheit befällt nicht nur Schweine, sondern auch Wiederkäuer wie zum Beispiel Rinder sowie Hunde und Katzen. Sowohl beim Hund als auch bei der Katze verläuft die Infektion immer tödlich - die Inkubationszeit beträgt zwei bis neun Tage. Nach der Infektion breitet sich das Virus im Körper über die Blut- und Lymphgefäße und Nervenbahnen aus.
„Eine prophylaktische Impfung gibt es nicht“, heißt in der Mitteilung des Main-Kinzig-Kreises. Die Ansteckung erfolgt durch den direkten Kontakt oder indirekt über Ausscheidungen infizierter Wildschweine, erklärt das Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz im Main-Kinzig-Kreis.
Herpesviren überleben lange
Im Vergleich zu anderen Herpesviren weist der Erreger eine hohe Überlebensfähigkeit auf. In gepökeltem Fleisch bleibt das Virus bis zu 20 Tage infektiös, in Urin, Mist und Boden überlebt der Erreger „einige Zeit“, erklärt ein Merkblatt des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), auf das der DJV verweist.
Durch Kontakt mit infizierten Schweinen, oder mit kontaminierten Gegenständen sowie durch Lebensmittel kann er in Hausschweinbestände gelangen. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erklärt, dass es für Herpesviren normalerweise untypisch ist, so lange infektiös zu sein und sich besonders Jagdhunde infizieren könnten.
Bei Schweinen unterscheiden sich die Krankheitssymptome stark nach Altersgruppe, so das LAVES. Junge Saugferkel leiden unter Fieber, Lähmungserscheinungen sowie Zittern und sterben mit hoher Wahrscheinlichkeit, Ferkel leiden unter Fieber und Atemwegserkrankungen. Erwachsene Schweine haben meist milde, die Atmung betreffende Erscheinungen und zum Teil schwere Lungenentzündungen. Bei anderen Tierarten ist akuter Juckreiz charakteristisch. Die Krankheit kann Tollwut-ähnlich verlaufen.
Das Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz im Main-Kinzig-Kreis gibt Tipps für Tierhalter zur Vorbeugung:
- den unmittelbaren Kontakt vom Hund mit Wildschweinen auf das Notwendige beschränken (bei Jagdhunden) beziehungsweise durch Anleinen möglichst ganz vermeiden
- auf keinen Fall rohen Aufbruch von Schwarzwild an Hunde verfüttern
- Hunde generell vom Streckenplatz fernhalten
- ein Beuteln der erlegten Stücke vermeiden (Erklärung MKK: Beuteln = Die Tiere sollten Abstand halten)
- bei Verdacht auf eine AK-Infektion, wie zum Beispiel eine Wesensveränderung, plötzlich auftretender starker Juckreiz, Futterverweigerung, Erbrechen und/oder Lähmungserscheinungen, unbedingt eine Tierarztpraxis aufsuchen und das zuständige Veterinäramt informieren
Schweinehalter, die selbst jagen, sollten ein konsequentes Hygienemanagement auf dem Betrieb beachten sowie:
- die Sicherheitsmaßnahmen gemäß Schweinehaltungshygieneverordnung einhalten
- auf gar keinen Fall mit Jagdbekleidung den Stall betreten
- keine Wildschweine auf dem Betrieb aufbrechen
- besondere Vorsichtsmaßnahmen beim Zerwirken und Entsorgen der nicht verwertbaren Reste treffen
nach Möglichkeit das Schwarzwild anderer Jäger nicht in die eigene Wildkammer aufnehmen
Blut- oder Gewebeproben beim Tierarzt können den Erreger nachweisen. Kommt es zu einem Ausbruch, so würden mindestens die seuchenkranken und seuchenverdächtigen Schweine getötet.
Trotz allem ist eine Übertragung äußerst selten: In Deutschland wurde in den vergangenen zehn Jahren laut dem Amt für Veterinärwesen und Verbaucherschutz im Main-Kinzig-Kreis bei nur wenigen Hunden eine Infektion mit dem Aujeszky-Virus nachgewiesen. Dennoch sollte das Risiko einer Infektion eines an Schwarzwildjagd beteiligten Hundes nicht unterschätzt werden.
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