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Wie die Wärme im Haus bleibt - Energieberater gibt Tipps zur Sanierung

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Wie können wir Energie sparen? Wer neu gebaut hat, dem fällt die Antwort dank neuer und nachhaltiger Technik leichter als jemandem, dessen Haus schon einige Jahrzehnte alt ist. Was ist bei Bestandsimmobilien energetisch möglich? Wie so oft geht es dabei vor allem ums Geld. 

Künzell - Thomas Weber (61) aus der Gemeinde Künzell ist seit mehr als 20 Jahren Energieberater. Der Bauingenieur beschäftigt sich schon sein ganzes Berufsleben lang mit dem Thema Bauen. Wenn er im Gespräch mit der Fuldaer Zeitung über Dämmung, Lüftungsanlagen und Pelletheizungen berichtet, sprudelt es nur so aus ihm heraus.

Energieberater gibt Tipps zur Sanierung - 90 Prozent Einsparung

Der 61-Jährige wohnt selbst in einem Haus aus den 1950er Jahren, das er energetisch saniert hat. Weber hat bereits um die Jahrtausendwende Pionierarbeit geleistet und das erste Passivhaus im Landkreis Fulda gebaut, ein Mietshaus im Weyherser Weg in Künzell. Ein Passivhaus ist ein Niedrigenergiehaus.

Mit den explodierenden Energiekosten steigt der Bedarf an Energieberatung stark an, berichtet Weber. Angesichts der Inflation sind jedoch die finanziellen Unsicherheiten groß. Weber sagt, dass vor allem die Eigentümer von älteren Gebäuden merken, dass sie energetisch etwas tun müssen. Ein Hauptklientel seien die Hausbesitzer, die kurz vor der Rente stehen. „Sie wollen in ihr Gebäude investieren – aber am liebsten so, dass sich die Investition in spätestens zehn Jahren rechnet“, erklärt Weber. Heißt: Sie wollen ihr Geld klug ausgeben.

Wenn die Nachfolger-Generation im Boot ist und zum Beispiel für den Sohn und seine Familie angebaut wird, dann sei es einfacher, Energiesparmaßnahmen umzusetzen, da sich die jüngere Generation an der Investition beteiligt. Besonders die Älteren seien angesichts der Kosten häufig ernüchtert. „Es ist unglaublich, was man im Vergleich zu vor 50 Jahren zahlt: Damals hat man für 200.000 D-Mark gebaut, heute würde eine Sanierung im Vergleich 300.000 D-Mark kosten.“ Das sei für viele schwer zu begreifen.

Dennoch rät der Energieberater immer dazu, eine ganzheitliche energetische Sanierung vorzunehmen. „Eine Teilsanierung ist aus energetischer Sicht bitter und eine vertane Chance“, betont Weber. Wer sofort die energetische „Runderneuerung“ für sein Gebäude wählt, der könne 90 Prozent Energie einsparen. Und: Bis zu 65 Prozent der dann noch nötigen Energie käme aus erneuerbaren Energien. Doch der Experte weiß: „Nicht der Umweltschutz bewegt die Leute, sondern der Geldbeutel.“

Umso besser ist es, dass der Staat energetische Sanierungen bezuschusst. Für verschiedene Maßnahmen gibt es eine finanzielle Unterstützung in Form von Fördergeldern oder zinsvergünstigten Darlehen, zum Beispiel über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Wer sein Haus zu einem Gebäude mit dem Energiestandard „KfW-55“ umbaut, bekommt bis zu 20 Prozent der Gesamtkosten bezuschusst, so Weber.

Energieberater: „Neue Heizung ist der größte Hebel“

Für eine Runderneuerung führen mehrere „Baustellen“ zu einem klimaneutralen und energieeffizienten Gebäude: die Heizung, Dämmung und Fenster, das Dach und die Lüftung.

Mit einer neuen Heizung betätige man energetisch „den größten Hebel“, betont Weber. Bei neuen Häusern werden zum Großteil Wärmepumpen, die nach dem Kühlschrankprinzip heizen, in Kombination mit einer Fußbodenheizung eingebaut. Doch bei Altbauten sei diese Variante in der Regel unwirtschaftlich, die Heizkörper müssten dafür ausgetauscht werden. Weber rät zu einer Pelletheizung, die mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz „gefüttert“ wird. Wer die Ölheizung rauswirft, habe dafür direkt den freien Lagerraum, den eine Pelletheizung benötigt.

Zentralheizung mit Pellets
Energieberater Thomas Weber rät bei Altbauten zu einer Pelletheizung. (Symbolbild) © Florian Schuh/dpa-tmn

„Nur“ neue Fenster – der Effekt dieser Maßnahme werde von vielen überschätzt, das bringe nur sieben bis zehn Prozent Energieeinsparung, sagt Weber. „Neue Fenster in Kombination mit einer Fassadendämmung – das ist das Dreamteam“, betont er. Das eine funktioniere kaum ohne das andere. So könne ein Wärmeverlust minimiert werden. Oder anders gesagt: Die Wärme bleibt im Haus. Der Experte rät zu einem Wärmedämmverbundsystem, bei dem Dämmung außen an die Hausfassade angebracht und das Gebäude neu verputzt wird.

Neue Fenster: Effekt dieser Maßnahme wird häufig überschätzt

Auch das Dach will gut gedämmt sein, was meist mit einer neuen Dacheindeckung einhergehe. „Bei einer Sanierung von Altbauten sind die Sparren im Dachstuhl meist zu schmal, sie müssen aufgedoppelt werden, damit die Wärmedämmung dazwischen angebracht werden kann, oder man packt Wärmeplatten darüber“, so Weber. Dabei bietet es sich an, über Photovoltaik-Platten auf dem Dach nachzudenken, um je nach Neigung des Daches die Sonneneinstrahlung in Strom umzumünzen. Auch PV-Anlagen werden bezuschusst.

Dämmen, dämmen, dämmen – gemäß diesem Ratgeber-Credo werden die Häuser immer dichter. Wer zu wenig lüftet, bei dem steigt die Gefahr für Schimmel. Deshalb rät Weber zu einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die zudem die Luftqualität verbessert. Denn letztlich soll auch das nicht zu kurz kommen, „dass man sich bei aller Energieeinsparung in seinen eigenen vier Wänden wohlfühlt“.

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