Eine winterliche Alpentour

„Im Sommer kann’s jeder“, sagte Gerhard Plattner, „aber im Winter ist’s viel schöner.“ Sprach’s, schwang sich in sein Auto und fuhr in 14 Stunden über 13 Dolomiten-Pässe – teilweise zwischen meterhohen Schneewänden links und rechts.
Die Fahrt über Alpenpässe ist für jeden Autofahrer ein besonderes Erlebnis und für jedes Auto eine überdurchschnittliche Belastung. Gilt es doch bei zuweilen extremen Steigungen zahlreiche Kurven und Kehren zu bewältigen. Ist bei den Bergfahrten der Motor besonders gefordert, werden talwärts die Bremsen mitunter bis in den Grenzbereich belastet. Im Winter stellen eisige und verschneite Straßen eine zusätzliche Belastung dar. Die (selbst gestellte) Aufgabe bestand nun darin, in nur einem Tag von München bis zurück nach München über 13 Dolomitenpässe zu fahren. Dazu musste ein Tag abgewartet werden, an dem alle vorgesehenen Pässe zumindest tagsüber frei befahrbar waren. Bei einer Gesamtdistanz von 702 Kilometern eine echte Herausforderung an Mann und Maschine.
Strecke liegende Brennerpass nicht als solcher gewertet, da er „nur“ 1374 Meter hoch ist und auf einer Autobahn überquert wird. Die Gesamthöhe der zu befahrenden Pässe beträgt 26 163 Meter, was einer Durchschnittshöhe von 2013 Metern pro Pass entspricht.
Die 13 Dolomitenpässe wurden in folgender Reihenfolge befahren:
Passo Tre Croci, 1805 Meter
Der Passo Tre Croci hat seinen Namen nach drei Kreuzen, die der Legende nach an eine Mutter erinnern, die dort mit ihren zwei Kindern im Schneesturm ums Leben kam. Er ist von Cortina aus in wenigen Minuten erreichbar. Giaupass, 2236 Meter: Von Cortina führt eine gut ausgebaute Straße mit 31 Kehren zur Passhöhe. Im Schutzhaus mit vielen Parkplätzen wird bestens für das leibliche Wohl gesorgt.
Falzaregopass, 2105 Meter
In geringer Entfernung vom Scheitelpunkt sind die großen Schuttkegel der 2228 Meter hohen Kleinen Lagazuoi zu sehen. Sie entstanden durch gigantische Felssprengungen bei Gebirgskämpfen im Ersten Weltkrieg.
Valparolajoch, 2192 Meter
Auf dem kurzen Weg vom Falzaregopass liegt neben der Straße eine zerschossene österreichische Festung aus dem Ersten Weltkrieg, die im Sommer teilweise besichtigt werden kann. Die alte Straße verfällt und ist gesperrt, sodass der Kriegerfriedhof nur mehr zu Fuß erreichbar ist.
Campolungopass, 1850 Meter
Von Süden kommend bietet die maximal zehn Prozent steile Straße einen großartigen Ausblick auf die eisbedeckte Marmolata, den höchsten Dolomitenberg. Grödnerjoch, 2121 Meter: Scharfe Kurven bei der Auffahrt erfordern die Aufmerksamkeit des Fahrers. Der großartige Blick auf die Felswände der Sella sollte daher sicherheitshalber von einem Parkplatz aus genossen werden.
Sellajoch, 2240 Meter
Diese Etappe ist einer der Höhepunkte der Dolomitentour. Wenn es die Zeit erlaubt, sollte man nicht auf die Seilbahnfahrt zur Langkofelscharte verzichten, die über eine bizarre Felsenansammlung auf 2681 Metern Höhe führt. Pordoijoch, 2239 Meter: Dieser eindrucksvolle Pass der Großen Dolomitenstraße bietet einen traumhaften Ausblick nach Canazei. Der Ort sieht vom Joch aus wie eine Ansammlung von Spielzeughäusern im Sandkasten.
San-Pellegrino-Pass, 1918 Meter
Wer mal in über 1900 Metern Höhe schlafen möchte, kann sich diesen Wunsch in mehreren Hotels auf der Passhöhe erfüllen. Passo Valles, 2032 Meter: Eine Holzkapelle ist das weithin sichtbare Kennzeichen dieses Passes zwischen Predazzo und Falcade.
Rollepass, 1984 Meter
Wer kurvenreiche Straßen liebt, ist hier richtig. Die vielen Hotels in San Martino di Castrozza bieten eine gute Möglichkeit zur Erholung von den Strapazen der Passfahrt.
Karerpass, 1752 Meter
In dieser Gegend wird sowohl Deutsch als auch Ladinisch gesprochen. Bei gutem Wetter sind Ötztaler Gletscher und Ortlergruppe zu sehen.
Nigerpass, 1690 Meter
Besonders bei Sonnenuntergang bietet sich von hier ein eindrucksvoller Ausblick auf die Rosengartengruppe. Der Pass ist Teil der bei Touristen beliebten Rosengartenstraße.
Keine Frage, dass Gerhard Plattner die Tour schaffte, er ist schließlich vielfacher Rekordhalter. Dabei war die Fahrerei doch recht knifflig, wie er hinterher einräumte. Bei Temperaturen zwischen minus sechs und plus fünf Grad war es besonders wichtig, mit einem Allradauto unterwegs zu sein. Während die Sonne tagsüber den Schnee auf den bis zu zwei Meter hohen Schneewänden seitlich der Straße zum Tauen brachte, fror das auf die Fahrbahn rinnende Wasser über Nacht.
Gefährliche Eisglätte war die Folge, wobei sich in den Steigungen der Allradantrieb des Seat Altea Freetrack ebenso bewährte wie beim Spuren auf verschneiten Passagen. Das persönliche Fazit von Gerhard Plattner nach dem Pässe-Marathon: „Eigentlich ist die Strecke zu schön, um an einem Tag zurückgelegt zu werden. Eine Übernachtung in einem der vielen Hotels am Rande der Strecke und in Höhen von teilweise über 1600 Metern würde Stopps an den landschaftlich schönsten Plätzen ermöglichen und so die Tagestour zu einer Genusstour machen.“
V. Pfau
DIE INFOS
Bevor man zu einer winterlichen Passfahrt aufbricht, muss man unbedingt klären, ob die Straßen überhaupt frei befahrbar sind. Infos über Wintersperren finden sich im Internet zum Beispiel unter http://alpenrouten.de/verkehrsinfos. html oder unter www.provinz.bz.it/vmz/report.
DER FAHRER

Gerhard Plattner wird vom Guinness-Buch als „vielseitigster Autofahrer der Welt“ bezeichnet. Die Spezialität des Innsbruckers sind Spar- und Streckenrekorde, so umrundete er z. B. die Welt mit einem Auto in 28 Tagen und erzielte einen Verbrauch von 3,78 Litern auf 100 Kilometern.