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Flugausfälle: Airlines schulden Passagieren 24 Milliarden Euro

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Ein Aktivist der Kampagnenorganisation Campact protestiert vor dem Bundeskanzleramt gegen eine Lufthansa-Rettung ohne Bedingungen.
Ein Aktivist der Kampagnenorganisation Campact protestiert vor dem Bundeskanzleramt gegen eine Lufthansa-Rettung ohne Bedingungen. © picture alliance/Kay Nietfeld/dpa

Seit Mitte März sind in Europa rund 147 Millionen Passagiere von Flugausfällen betroffen. Die wenigsten haben bisher eine Erstattung ihrer Ticketkosten erhalten.

Flugausfälle: Passagiere zur Annahme von Gutscheinen gezwungen

Weltweit sind im April und Mai rund 66 Prozent aller Flüge ausgefallen, in Europa ist die Zahl mit rund 90 Prozent noch höher. Allein bei den zehn größten Airlines Europas waren seit Mitte März mindestens 147 Millionen Passagiere von diesen Flugausfällen betroffen. Dies berichtete das Portal Flug-verspaetet.de.

"Allein letzten Monat erkundigten sich bei uns mehr als 120.000 Passagiere nach ihren Rechten und suchten nach Hilfe, da Airlines die Rechte der Fluggäste einfach ignorieren. Wir versuchen mit unserem neuen Service, Verbrauchern zu ihrem Recht zu verhelfen und die gewünschte Erstattung der Ticketkosten von den Fluggesellschaften zu erhalten. Ohne Hilfe von Dritten scheint dies für Fluggäste aktuell nahezu unmöglich zu sein. Rechtlich gesehen müssen Fluggesellschaften die Rückerstattung der Ticketkosten innerhalb von sieben Tagen auszahlen. Sollten sie dies wirklich tun, ist unser Service kostenlos und der Passagier erhält die volle Erstattung. Nach dieser Frist werden wir gerichtlich gegen die Fluggesellschaft vorgehen, um dort die Rechte der Verbraucher durchzusetzen”, erklärt Tom van Bokhoven, CEO von Flug-verspaetet.de. Seiner Ansicht nach scheint es fast so, als seien die EU-Mitgliedstaaten eher daran interessiert, ihre nationalen Fluggesellschaften zu retten, als ihre Bürger und deren Rechte zu unterstützen.

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Airlines wehren sich gegen die Regelungen der EU

Die Europäische Kommission bestätigte das Recht der Verbraucher auf eine Wahl zwischen einem Gutschein und Erstattung der Ticketkosten bereits mehrmals seit März dieses Jahres. Zuletzt geschah dies im Rahmen einer Pressekonferenz, welche am 13. Mai 2020 stattgefunden hat.

Airlines reagierten prompt auf diese Ankündigung. Mehrere Fluggesellschaften wie KLM und Air France gaben bekannt, ihren Kunden von nun an nicht mehr nur Gutscheine, sondern auch Rückerstattungen anbieten zu wollen. Dabei verschwiegen beide Fluggesellschaften laut van Bokhoven, dass dies nur für Flüge gelten soll, welche am oder nach dem 15. Mai annulliert werden. Für bereits ausgefallene Flüge werden weiterhin ausschließlich Gutscheine angeboten.

Bei Lufthansa ist die Information zur Beantragung einer Rückerstattung von Ticketkosten auf der Website nicht leicht auffindbar. Auf den Seiten, die Informationen zur Situation in der Corona-Krise geben, ist ausschließlich die Rede von Gutscheinen. Lufthansa bietet durchaus Rückerstattungen an, diese müssen jedoch telefonisch von der Airline beantragt werden.

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Passagiere müssen die Wahl zwischen einem Gutschein und einer Erstattung haben

Der Drang der Fluggesellschaften, Gutscheine statt Erstattungen auszugeben, sei trotz allem durchaus verständlich, so das Portal Flug-verspaetet.de. Durch dieses Vorgehen bleibe das Geld der Reisenden vorerst im Unternehmen und so könne sichergestellt werden, dass die betroffene Airline zahlungsfähig bleibe. Eine nicht grundlose Sorge in der aktuellen Krise. Viele Airlines würden daher versuchen, Gutscheine attraktiver für Verbraucher zu gestalten, indem sie den Wert der Gutscheine gegenüber der Rückerstattung der Ticketkosten steigern. 

Fluggästen sollten jedoch weiterhin die Wahl zwischen einem Gutschein und einer Rückerstattung haben. Zudem müssten Fluggesellschaften diese Wahl akzeptieren und gemäß der EU-Fluggastrechteverordnung handeln. "Bis dies der Fall ist, möchten wir Fluggäste mit unserem neuen Service zur Rückerstattung von Ticketkosten unterstützen und Verbraucherrechte so schützen", so van Bokhoven.

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