Flugzeuge mit außergewöhnlichen Bemalungen
Nein, es ist keine Illusion. Und es ist kein Triebwagen der Deutschen Bahn, der sich da im Erdinger Moos verirrt hat und nun übers Vorfeld des Flughafens rollt, sondern es ist eine Boeing 737-800...
... auf dem Weg von München nach Fuerteventura, lackiert in den Farben der DB-Regionalzüge. Immer öfter stechen bunt bemalte Flieger aus der Masse der Maschinen heraus – mal mit Werbung drauf, mal für einen guten Zweck, mal zu einem besonderen Anlass.

Die TUIfly, die den Zug – interne Bezeichnung „DB Air two“; die „Air one“ ist im ICE-Design lackiert – in die Lüfte bringt, hat derzeit sieben Flugzeuge abweichend von der knallgelben Standardfarbe lackiert. Neben dem Regionalexpress noch eines im Design eines ICE, eines als Haribo-Goldbär, eine Maschine mit Werbung für einen Hersteller von Fotobüchern, eine mit dem Bärenmarke-Teddy auf dem Leitwerk und zwei in Hapag-Lloyd-Nostalgielackierung. Außerdem gibt es noch einen Flieger mit einem überdimensionalen Sticker des Fußballbundesligisten Hannover 96.

Die älteste der bunten Maschinen ist der Haribo-GoldbAIR, wie er im Werbe-Sprech getauft wurde. Im Dezember 2008 wurde er erstmals im Streckennetz eingesetzt und der Erfolg war so groß, dass die Fluggesellschaft weitere Maschinen umlackieren ließ. Passagiere, die auf einen Flug in einer besonders gestalteten Maschine hoffen, können sich im Internet über die geplanten Einsätze der bunten Flieger informieren (siehe Info-Kasten).

In der Lackiererei von TUIfly in Eindhoven tragen bis zu acht Lackierer und Paintbrusher bis zu 200 Liter Farbe auf dem Flugzeug auf. Diese Prozedur kann schon mal 100 000 Euro kosten. Wie viel davon die Airline und wie viel der Kunde zahlt, darüber schweigt man sich in der Firmenzentrale in Hannover aus. Nur so viel: „Bei TUIfly profitiert der Auftraggeber, aber auch die Airline selbst.“ Es sei für beide Seiten erfolgreiches Marketing.
Begonnen hat die auffällige Bemalung von zivilen Flugzeugen vermutlich mit der texanischen Billig-Airline Braniff, die in den 1970er Jahren eine DC-8 von dem amerikanischen Künstler Alexander Calder verschönern ließ. Geholfen hat es zumindest finanziell nicht viel: Die Fluggesellschaft ging kurz darauf pleite.

Das Rezept, mit originell bemalten Maschinen aufzufallen, haben diverse Billig-Fluggesellschaften imitiert. Alaska Airlines hat derzeit knapp 20 sogenannte „Theme Planes“ – mal mit einem überdimensionalen Lachs an der Seite, mal mit einem knallbunten Blumenstrauß, mal mit Mickey Mouse. Ähnlich auffällig sind die Maschinen der thailändischen Gesellschaft Nok Air, die alle mit einem farbenfrohen Vogelmotiv versehen sind – weil nok in der Landessprache Vogel heißt.

Exterem bunt treibt es Eva Air aus Taiwan. Diese Gesellschaft, die in Ostasien und im pazifischen Raum unterwegs ist, hat einige Maschinen mit Hello-Kitty-Bemalung und entsprechender Innenausstattung sowie passendem Bordmenü. Die japanische Gesellschaft ANA steht dem nicht nach: Sie betreibt zehn Maschinen mit Pokémon-Lackierung, dazu tragen Stewardessen ein zu den knuffigen Taschenmonstern passendes Outfit.
Fliegender ICE
Viel Fantasie hat auch Air New Zealand. Zum Filmstart des jeweils aktuellen Streifens von Herr der Ringe und Hobbit – gedreht in der Heimat der Fluggesellschaft – werden einige Maschinen mit

überdimensionalen Figuren aus der Tolkien-Saga lackiert. Fluggesellschaften nehmen immer wieder gerne aktuelle Ereignisse oder Termine als Anlass für ein buntes Werk. So hatte in der Adventszeit Air Berlin den nach eigenen Angaben einzigen Weihnachtsflieger einer deutschen Fluggesellschaft im Einsatz, der auch hin und wieder in München startete und landete.

Etihad warb für das Formel-1-Rennen in der Heimat der Gesellschaft, den Abu Dhabi Grand Prix. Die Schweizer Airline Swiss bemalte anlässlich des Erstflugs nach San Francisco eine Maschine mit Flower-Power-Motiven. Und die polnische Lot hatte während der Fußball-Europameisterschaft 2012 im eigenen Land an zehn Maschinen Sonderlackierung angebracht.
Ganz uneigennützig hat die Condor eine Maschine mit Janosch-Motiven bemalt; diese sollen auf die Aktion Ein Herz für Kinder hinweisen. Und die Figuren der Peanuts-Comicserie (Charlie Brown) an der Außenhaut eines Fliegers machen Werbung für eine Spendenaktion zugunsten von Kinderprojekten der Hilfsorganisation Luftfahrt ohne Grenzen.
Eine rosafarben lackierte Maschine der US-Gesellschaft Delta Air Lines, der sogenannte Pink Plane, der auch auf europäischen Airports landet, wirbt für Spenden zugunsten der Breast Cancer Research Foundation, die Brustkrebs-Forschung betreibt.
Mitarbeitermotivation betrieb dagegen Turkish Airlines: Die Gesellschaft verzierte eine Boeing 737 mit rund 17.000 Porträts und ehrt damit alle ihre Angestellten auf eine ganz besondere Art.
Einen besonderen PR-Coup hatte die britische Billigfluggesellschaft Easy Jet geplant, die eine Maschine mit einem Porträt Willy Brandts bemalte. Diese sollte am 3. Juni 2012, dem Tag der geplanten Eröffnung des Berliner Willy-Brandt-Flughafens, eigentlich als erstes Flugzeug dort landen...
Volker Pfau