Weiße Made schlüpft aus Tibet-Touristin

München - Es klingt nach einem Horror-Film: Nach ihrer Rückkehr aus Tibet hatte eine Touristin starke Schmerzen und Schwellungen im Oberkörper. Dann schlüpfte eine Made aus ihr heraus.
Erstmals hat die Zoologische Staatssammlung München mit Tier-Gencodes in einem medizinischen Fall helfen können. Die Wissenschaftler identifizierten die Larve einer sogenannte Yak-Dasselfliege aus Tibet, die eine Touristin befallen hatte. Normalerweise nistet sich die Larve bei tibetischen Hochlandrindern ein. Es sei weltweit erst das zweite Mal, dass der Befall eines Menschen durch diese Fliegenart bekannt werde.
Die Tibetreisende hatte nach ihrer Rückkehr über starke Schmerzen und Schwellungen im Oberkörper geklagt. Nach mehreren Monaten Leidenszeit konnte aus einer Hautschwellung eine weiße Made entfernt werden. Weil die Ärztin eine Infektion durch eine Fliegenlarve vermutete, schickte sie die Made an die Staatssammlung.
Reise: Souvenirs, die unter die Haut gehen
Der dortige Fliegenspezialist Dieter Doczkal identifizierte eine Larve der Yak-Dasselfliege Hypoderma sinense über eine internationale

genetische Datenbank, die derzeit unter Federführung des kanadischen Forschers Paul Hebert aufgebaut wird. „Junge Dasselfliegenlarven konnten wir mit herkömmlichen Methoden bisher überhaupt nicht bestimmen“, sagte Doczkal. Der Patientin ging es nach Entfernung der Larve wieder gut.
Die Staatssammlung trägt bei dem Projekt „Barcoding Fauna Bavarica“ - unterstützt von staatlichen Geldern - die deutschen Arten zusammen. In Zusammenarbeit mit anderen Instituten und Projekten sollen weltweit alle Arten genetisch erfasst werden.
Die Staatssammlung hat bereits rund 10.000 Arten registriert. Ihre Forscher können dafür auch auf bereits erfasste Daten aus anderen Ländern zugreifen. In diesem Fall hatten amerikanische Kollegen den Gencode der Fliege aufgenommen.
In Deutschland gibt es fünf Arten der Haut-Dasselfliegen, darunter die Kleine und die Große Rinderdasselfliege. Diese befallen Menschen nur äußerst selten.
dpa