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Fischerdorf mit vier Sternen

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Algarve
Moderne Zeiten: Wo sich früher der Alltag der Fischer auf dem Dorfplatz abspielte, plantschen heute Hotelgäste im Pool. © iwp-press

Diese Unterkunft an der östlichen Algarve ist einmalig: Das Hotel Vila Galé Albacora in Tavira entstand aus einem alten Fischerdorf. Heute hat das Dorf vier Sterne, Pool und einen Wellnessbereich.

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Maximilian will in die Schule. Freiwillig. „Komm, Papa!“, drängelt der Siebenjährige und zieht den für seine Begriffe viel zu langsamen Vater in die Richtung des ockerfarbenen Gebäudes mit der Aufschrift „Escola“, über dem die portugiesische Flagge weht.

 Das hat der Kleine ziemlich schnell mitgekriegt, dass dort nicht seine Lehrerin aus der Klasse 1b, Frau Sommer, mit Rechen- und Schreibaufgaben wartet, sondern dass das Haus voll ist mit Spielsachen. Wo früher die Fischerkinder tatsächlich das kleine Einmaleins lernten, müssen die jungen Urlauber heute höchstens bei „Vier gewinnt“ richtig zählen.

Hoteldirektor ­Bruno Martins
Stolz zeigt Hoteldirektor ­Bruno Martins reife Zitronen. Im ehemaligen Obst- und ­Gemüsegarten der Fischer werden auch heute noch Orangen, Granatäpfel und Kräuter für die Hotelküche geerntet. Gäste dürfen ­natürlich auch naschen. © iwp-press

„Im Sommer hatten wir schon 60 bis 70 Kinder hier“, sagt Bruno Martins. Bei insgesamt 162 Zimmern eine Quote, die für viel Leben in der Escola, auf dem ehemaligen Dorfplatz und rund um den Pool sorgt. „Im Sommer sind wir ein Familienhotel“, sagt der 34-jährige Hoteldirektor, „im Rest des Jahres kommen dann vor allem Paare und Individualreisende.“ Die meisten wollen auf den vielen bekannten Plätzen an der Algarve Golf spielen. Sie alle genießen heute die Urlaubstage in dem ehemaligen Fischerdorf im Marschland, von Tavira nur über eine Stichstraße erreichbar, in dem früher während der Fangsaison von März bis Oktober bis zu 400 Menschen lebten. Die Architektur entspricht den sozialen Arbeitersiedlungen in Lissabon.

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Die ehemaligen Fischerhäuser sind heute Hotel © iwp-press

Lange Reihen von kleinen, mit Bougainvillen eingewachsenen Häusern, die frühere Schule und eine Kapelle am Dorfplatz, die traditionellen Keramik-Straßenschilder sowie etliche Gebäude, in denen einst Ladengeschäfte waren, erinnern an das Alltagsleben der Fischer. Seit 2001 kann man hier Urlaub auf Vier-Sterne-Niveau machen, nachdem fast 100 Jahre lang – von 1881 bis 1972 – hier Sommer für Sommer Thunfische gejagt wurden.

Damit diese Tradition nicht vergessen wird, erinnert ein kleines Museum an die Zeit der Fischer. Dort wird unter anderem mit einem maßstabsgetreuen Modell des aufwändigen Netzsytems gezeigt, wie an der Atlantikküste die mächtigen Speisefische gefangen wurden. „Hier war eine Hochburg der Fischer“, sagt Bruno Martins, an der gesamten Algarve gab es ein gutes Dutzend Almadravas, wie die Fangstationen heißen. Die wurden alle aufgegeben, nur das Dorf von Albacora blieb übrig.

Algarve
Refikte aus der Zeit der Fischerei: Die Salinen im Marschland zwischen dem Hotel und Tavira. © iwp-press

Ein Relikt aus der Zeit der Fischerei sind auch die noch heute bewirtschafteten Salinen im Marschland zwischen dem Hotel und Tavira. Hier rasten im Frühjahr und Herbst viele Zugvögel. Aber das weiß fast niemand, und das lässt dem Hoteldirektor keine Ruhe. „Dieses Hotel und seine Umgebung sind einzigartig“, betont er, so etwas gebe es in ganz Portugal kein zweites Mal – „und 60 bis 70 Prozent der Gäste wissen das nicht einmal“, sagt Bruno Martins und klingt etwas frustriert. Es wartet viel Arbeit auf den jungen Manager. Immerhin: „Die Politiker haben erkannt, dass dieser Teil der Algarve nicht so sein kann wie der Westen.“ Also konzentriert man sich auf Öko- statt Massentourismus. „Wir müssen etwas Besonderes bleiben“, sagt Bruno Martins. Ein Fischerdorf mit Vier-Sterne-Status.

Volker Pfau

REISE-INFOS ZUR ALGARVE

REISEZIEL Die rund 4000 Jahre alte Stadt Tavira an der östlichen Algarve hat etwa 15 000 Einwohner. Das Hotel Vila Galé Albacora liegt im Marschland direkt am Meer. Die Umgebung gehört zum Parque Natural de Ria Formosa.

ANREISE Von München aus fliegen z.B. Tuifly und Air Berlin nonstop nach Faro (Preis für den Hin- und Rückflug ab rund 280 Euro). Lufthansa und TAP fliegen von München aus täglich über Lissabon nach Faro.

PAUSCHALREISE Beim Internet-Reiseanbieter lastminute.de kostet ein einwöchiger Aufenthalt im Hotel Vila Galé Albacora an der Algarve für zwei Erwachsene und ein Kind mit Flug ab/bis München und Ü/F ab 1460 Euro. Buchung im Internet unter www.lastminute.de oder unter Tel. 018 05/28 43 66 (14 Cent/Min.).

KLIMA Die Sommermonate Juli und August sind sehr heiß, angenehme Temperaturen herrschen im Frühjahr und vor allem im Herbst, wenn das Atlantikwasser bis in den November 20 Grad warm ist. Ideal zum Baden ist die dem Hotel direkt vorgelagerte Ilha de Tavira mit einem rund zehn Kilometer langen Sandstrand.

REISETYP Im Frühjahr ist die östliche Algarve ideal für Kulturtouristen und Golfspieler, im Spätsommer und Herbst ist die Region dank des angenehmen Wetters und warmen Wassers bestens für Familienurlaub geeignet.

MIETWAGEN Ein Kleinwagen wie der VW Polo kostet bei Holiday Autos für eine Woche mit unbegrenzten Kilometern und

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Versicherungen ab 104 Euro. Buchung im Internet unter www.holidayautos.de, unter Tel. 018 05/ 17 91 91 (14 Cent/Min.) oder im Reisebüro.

WEITERE INFOS Auskunft zu Portugal und zur Algarve gibt es im Internet unter www.visitportugal.com oder telefonisch unter 01805/00 49 30 (14 Cent/Min.).

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