Island: Mit dem Pferd durch endlose Weiten

Gletscher, Lavafelder und Wasserfälle - mit dem Pferd durch Island ist ein Erlebnis. Ein bisschen Abenteuerlust und Liebe zu spartanischen Unterkünften sind dafür schon nötig.

„Wenn Hekla sich wieder rührt, dann sollten wir so schnell wie möglich Richtung Farm reiten.“ Ulrike Schubert weiß den Weg und hat den schon im Mittelalter gefürchteten Vulkan Hekla mit seiner weißen Schneekuppe immer im Blick. Über mit grünen Moospolstern bedeckte Lavafelder führt sie die Truppe. Im bequemen Tölt - dem berühmten vierten Gang der kleinen Islandpferde - geht es vorbei an blubbernden Schlammlöchern, riesigen Gletschern und eindrucksvollen Wasserfällen.
Immer wieder kreuzt ein Flusslauf. Doch trittsicher finden die Pferde ihren Weg durch das Wasser und das unwegsame Gelände - keine Häuser, kein Handyempfang. Überall dampft es aus der Erde. Tief im Innern brodelt die Feuerinsel ständig. Es ist, als würde sich ein Troll dort unten einen Tee kochen.

Mit 16 Reitern und 55 Pferden ist Ulrike unterwegs. Sie selbst reitet auf ihrem imposanten Rotfuchs Leo. Die meisten Reiter kommen aus Skandinavien, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch bei Amerikanern, Kanadiern und Briten ist es beliebt, die menschenleeren Weiten Islands vom Pferderücken aus zu erkunden. Gut 30 000 Pferdenarren zieht es Jahr für Jahr in den Norden. Fast 80 Reiterhöfe bieten das ganze Jahr über Reittouren an. Bei den einwöchigen Trails sitzt man bis zu acht Stunden am Tag im Sattel. Da sind gute Kondition und Ausdauer auch bei den Reitern gefragt.
Zumal die Unterkünfte meist sehr spartanisch sind: einfache Wellblechverschläge mit Holzpritschen - nicht selten ohne fließendes Wasser. Beheizt werden die Hütten mit kleinen Holzöfen. Gekocht wird auf dem Holzkohlengrill. Statt Glühbirne ist Kerzenlicht angesagt. In den nordischen Sommern ist es nicht unbedingt warm, aber zum Glück lange hell. Hüttenromantik auf Isländisch.

Die Eldhestar-Farm des Isländers Hródmar Bjarnason zählt etwa 300 Pferde. Das Unternehmen gehört zu den großen Anbietern auf der Insel und veranstaltet seit 1986 Trekkingtouren mit einem PS. Die klassische Route dauert sieben Tage und führt zum „Tal des Pferdes“ im Hengill-Gebiet und an den Ufern des größten isländischen Binnensee Thingvallavatn entlang nach Thingvellir, wo die Isländer vor mehr als 1000 Jahren das älteste noch existierende Parlament der Welt gründeten.

Auch die Hochheide Lyngdalsheidi und das Geothermalgebiet um den großen Geysir werden überquert. Über das Hochland zwischen den Gletscherflüssen Hvitá und Thórsá geht es zum Thjófafoss, dem „Wasserfall der Diebe“. Der fast 250 Kilometer lange Trail endet schließlich am „Tor zur Hölle“. So wird der 1491 Meter hohe Vulkan Hekla schon seit Hunderten von Jahren ehrfurchtsvoll genannt. „Und auch heute noch haben die Isländer großen Respekt vor dem unberechenbaren Feuerberg“, berichtet Reitführerin Ulrike.
Von Maren Martell, dpa
DIE REISE-INFOS ZU REITTOUREN AUF ISLAND
ANREISE: Mehrere Fluggesellschaften fliegen entweder nach Reykjavik oder Keflavík. Abflughäfen sind Frankfurt am Main, Berlin und München. Die Flugzeit beträgt rund drei Stunden.
VERNSTALTER: Mehrtägige Reittrails oder nur kurze Schnuppertouren können unter anderem über die Agenturen Katla-Travel oder Island Erlebnisreisen gebucht werden. Man kann sich auch an die Anbieter direkt wenden: Eldhestar, Hestasport, Íshestar oder Snaehestar Horse Trekking.
AUSRÜSTUNG: Empfohlen werden warme Kleidung, wasserdichte Schuhe, Schlafsack und Badesachen für ein Bad in den warmen Quellen. Reithelm und Regenkleidung stellen oft die Reiterhöfe.
REISEZEIT: Reittouren auf Island sind das ganze Jahr möglich. Am besten geeignet sind jedoch die Sommermonate.
MEHR INFOS
:
www.islanderlebnis.de