Flughafen-Streik: Flugausfälle und Chaos

Frankfurt - Chaotische Zustände am Frankfurter Flughafen: Die Sicherheitsleute streiken und der Flugplan wird durcheinandergewirbelt.
Die Sicherheitsleute am Frankfurter Flughafen haben am Freitagmorgen ihre Arbeit niedergelegt. „Der Warnstreik läuft seit etwa 2.00 Uhr morgens und endet um 23.00 Uhr“, sagte Beatrix Müller, eine Sprecherin der Gewerkschaft Verdi.
Reisende müssen an Deutschlands größtem Luftdrehkreuz mit Flugausfällen und langen Wartezeiten rechnen.
Das hat bereits am Vormittag zu chaotischen Zuständen geführt. An den wenigen noch geöffneten Passagier-Kontrollen bildeten sich am Freitag seit dem Morgen riesige Menschentrauben. Im Gedränge kämpften viele Wartende mit Kreislaufproblemen, berichteten Augenzeugen. Sanitäter sind im Einsatz. Die Polizei versuchte, den Ansturm auf die einzige Kontrollstelle im Terminal 1 zu regeln.
"Erhebliche Probleme"
Die Betreibergesellschaft Fraport appellierte am Vormittag an die Fluggäste, nicht mehr zum Flughafen anzureisen. Die Kontrollen würden zwar weitergeführt, man wolle aber den „Druck von hinten“ wegnehmen, erläuterte ein Sprecher. Bis 10 Uhr seien 47 Flüge annulliert worden.
Fällt ein Flug wegen eines Streiks aus, muss die Airline schnellstmöglich eine Ersatzbeförderung organisieren. Außerdem ist sie verpflichtet, gestrandete Passagiere bei längeren Verspätungen mit Essen und Getränken zu versorgen, erklärt der Reiserechtler Paul Degott aus Hannover.
Chaotische Zustände am Flughafen
Schon am Morgen sagte ein Fraport-Sprecher: „Im Lauf des Tages wird es wohl zu erheblichen Problemen kommen. Das liegt ganz einfach daran, dass durch den Streik nur wenig Personal da ist, das die Sicherheitskontrollen macht.“
Die Passagiere sollten möglichst früh zum Checkin-Schalter kommen, empfahl die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens, Fraport. Zudem sollten sie sich im Internet über den Status ihres Fluges informieren.
Am Vormittag wurden mehrere Lufthansa-Flüge annulliert. Nach Angaben von verdi sind beide Terminals an dem Luftdrehkreuz betroffen.
Was passiert, wenn ich am Flughafen gestrandet bin?
Der Veranstalter oder die Fluggesellschaft muss gestrandete Kunden betreuen. Die Leistungen gemäß der EU-Fluggastrechteverordnung sind unabhängig davon, ob das Unternehmen für die Verspätungen oder Ausfälle von Flügen verantwortlich ist. Passagiere haben Anspruch auf Essen und Getränke, meist erhalten sie dafür Gutscheine. Verschiebt sich der Flug auf einen anderen Tag, muss die Airline oder der Veranstalter die Übernachtung in einem Hotel übernehmen.
Wie komme ich trotz des Streiks an mein Reiseziel?
Die Fluggesellschaft oder der Veranstalter hat die Pflicht, so schnell wie möglich eine Ersatzbeförderung zu organisieren. Kunden können diese per Telefon oder am Schalter des Unternehmens am Flughafen fordern. Urlauber sollten aber nicht aus Verärgerung ohne Rücksprache einfach ein Zugticket kaufen. Denn dann sei fraglich, ob die Fluggesellschaft die Kosten dafür erstattet, warnt Degott. Ab der fünften Verspätungsstunde hat der Fluggast das Recht, sein Flugticket zurückzugeben und sich die Kosten erstatten zu lassen. Damit ist die Airline jedoch aus allen Pflichten entlassen.
Was bedeutet Ersatzbeförderung genau?
Die Fluggesellschaft oder der Reiseveranstalter müssen ihre Passagiere schnellstmöglich ans Ziel bringen. Bei einem kürzeren Streik von nur wenigen Stunden kann es laut Degott reichen, zu warten, bis der Flugbetrieb wieder aufgenommen wird. Dauert der Ausstand länger, müssen die Airlines und Reisveranstalter die Kunden zum Beispiel mit der Bahn oder Bussen zu anderen Flughäfen bringen und von dort aus zum gewünschten Ziel.
Habe ich Anspruch auf eine Entschädigung?
Normalerweile steht Reisenden bei einem Flugausfall oder massiven Verspätungen laut der EU-Fluggastrechteverordnung eine Ausgleichszahlung zu. Das gilt jedoch nicht, wenn höhere Gewalt vorliegt. Das ist laut Bundesgerichtshof bei Streiks der Fall. Eine Ausnahme: Der Passagier kann nachweisen, dass die Fluggesellschaft nicht alles getan hat, um die Streikfolgen abzumildern.
Wie sieht es bei einer Pauschalreise aus?
Bei einer Pauschalreise ist die Rechtslage laut Degott etwas anders. Hier stellt sich nur die Frage, ob der Veranstalter seine Leistungspflichten erfüllt hat. Die Gründe, warum dagegen verstoßen wird, spielen keine Rolle. Sitzen Reisende zum Beispiel zwei Tage am Flughafen fest, statt am Strand zu liegen, können sie den Reisepreis entsprechend mindern. Handelt es sich um eine Kurzreise, können sie sogar von der Reise kostenlos zurücktreten und den Reisepreis zurückfordern. Schadenersatz wegen vertaner Urlaubszeit gibt es jedoch nicht.
Wie sollten sich Reisende am Freitag verhalten?
Der Ausstand soll laut Gewerkschaft um 23 Uhr enden. Flugreisende sollten möglichst früh vor dem Abflug zum Checkin-Schalter kommen, oder - sofern - möglich am Vorabend den Online-Checkin nutzen. Außerdem sollten sie sich im Internet über den Status ihres Fluges informieren.
Verdi fordert für das Sicherheitspersonal einen einheitlichen Stundenlohn von 16 Euro. Die Gewerkschaft rief rund 5000 Mitarbeiter in der Personenkontrolle, Frachtkontrolle und der Flughafensicherheit auf die Arbeit niederzulegen.
Die anderen Bereiche, zum Beispiel Services, sollten auch mehr Geld bekommen. Diese Forderung sei jedoch „völlig überzogen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW), Harald Olschok. Bisher trafen sich die Tarifparteien viermal, nächster Termin ist der 5. März.
dpa/afp