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Ab in den Urlaub! Eine Reisewarnung ist kein Reiseverbot - was Sie dazu wissen sollten

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Tourismus läuft wieder an.
Tourismus läuft wieder an. © picture alliance/Sina Schuldt/dpa

Die weltweite Reisewarnung der Bundesregierung gilt bis Mitte Juni. Heißt das, dass ich bis dahin nicht ins Ausland reisen darf? Ein häufiges Missverständnis.

Das Gleiche gilt für Flugziele wie Italien* und Spanien*: Gibt es Flüge und ist zudem die Einreise möglich, können Individualreisende auch dorthin.

Reisewarnung kein Reiseverbot - was heißt das jetzt für Urlauber?

Grundsätzlich ist eine Reisewarnung rechtlich ein sehr starkes Indiz dafür, dass eine Reise in das entsprechende Land erheblich beeinträchtigt ist. Das gilt etwa für Krisen- und Bürgerkriegsländer wie Irak, Jemen und Somalia. Das bedeutet aber zum Beispiel nicht, dass man mit dem Flugzeug nicht dorthin kommt - wenngleich auch nicht von Deutschland aus mit einer deutschen Fluggesellschaft. Es gibt regelmäßige Linienflüge nach Bagdad, Kabul und Mogadischu.

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Für deutsche Reiseveranstalter ist eine Reisewarnung in der Praxis quasi bindend: Die Unternehmen sagen Pauschalreisen ab, sobald das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für ein Land ausspricht. Urlauber können ihrerseits kostenlos den Reisevertrag kündigen. Auch werden Touristen dann aus dem betroffenen Staat nach Hause geholt.

Dass eine Reisewarnung kein Reiseverbot ist, zeigt auch die aktuelle Situation: So hatte etwa Eurowings angekündigt, bereits im Mai wieder häufiger nach Mallorca zu fliegen - trotz der Warnung. Eine weltweite Reisewarnung wie derzeit gab es vor Corona noch nie.

Geschäft mit Urlaubsreisen kommt allmählich wieder in Schwung

Die Reiselust der Bundesbürger erwacht allmählich wieder: Nach Lockerung der Reisebeschränkungen in der Corona-Krise und wachsender Hoffnung auf Sommerurlaub in Europa berichten Veranstalter von steigenden Buchungen. "In den letzten zwei bis drei Wochen haben wir einen kontinuierlichen Anstieg der Nachfrage verzeichnet", berichtet beispielsweise Ralph Schiller, Geschäftsführer bei der FTI Group. Besonders groß ist aktuell das Interesse an Reisen zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen. Aber auch die Nachfrage nach Auslandsgeschäft zieht an.

Urlaub in Deutschland: "Seitdem die deutschen Ferienregionen wieder verfügbar sind, sehen wir eine große Nachfrage an den Küsten und Bergen", sagte ein Tui-Sprecher. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern seien einige Termine um die Maifeiertage sowie die Hochsommerwochen bereits ausgebucht. Kräftige Zuwächse habe es auch für Süddeutschland gegeben, teilweise von über 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch FTI, DER Touristik und Alltours stellen eine stark gestiegene Nachfrage nach Deutschlandurlaub in der letzten Zeit fest. "Das gilt vor allem für die Nord- und Ostsee, aber auch die Alpen und Mittelgebirge ziehen an", berichtet DER Touristik.

Hotels: Nicht jeder Urlauber dürfte allerdings sein Wunschquartier zur Wunschzeit bekommen. „Beliebte Regionen wie die Küste oder Bayern waren in den Sommerferien schon immer sehr voll“, erläuterte Ralph Schiller, Geschäftsführer bei der FTI Group. Wegen der Abstandsregeln könnten Hotels ihre Kapazitäten in der Hauptreisezeit in diesem Jahr nicht voll nutzen. Die Folge: „Manche Hotels können nicht alle Urlauber annehmen, die schon gebucht haben. Wir klären das in jedem einzelnen Fall und bieten Kunden beispielsweise einen anderen Termin oder eine andere Unterkunft an.“ Mit ähnlichen Problemen bei Pauschalreisen ins europäische Ausland rechnet er nicht. „Die Hotelauslastung lässt sich über das Flugangebot steuern."

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Urlaub im Ausland: "Wenn Urlaubsgebiete wie Griechenland oder Kroatien signalisieren, dass sie sich für Touristen öffnen wollen, steigt sofort die Nachfrage. Da passiert je nach Nachrichtenlage sehr viel", sagte Schiller. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und Amtskollegen aus zehn der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen wollen auf eine Öffnung der Grenzen für Touristen bis zum Sommerbeginn hinarbeiten. Maas will die noch bis zum 14. Juni weltweit geltende Reisewarnung für deutsche Touristen zunächst nur für die Europäische Union aufheben und durch individuelle Reisehinweise für die einzelnen Länder ersetzen.

Branchenprimus Tui verzeichnet nach eigenen Angaben ein deutliches Buchungsplus bei Reisen auf die Balearen, Griechenland und Portugal. "Gerade bei Mallorca zeichnet sich somit ein Nachholeffekt ab - dort sind erst 40 Prozent der Kapazitäten durch die Frühbucher ausgelastet", sagte der Sprecher. DER Touristik sieht momentan eine stark steigende Nachfrage auf niedrigem Niveau vor allem nach Mallorca und den Balearen insgesamt, den Kanaren, Malediven, Griechenland, Türkei, Mexiko und die Karibik. Alltours verzeichnet bei Flugpauschalreisen Buchungen vor allem für Mallorca, gefolgt von Antalya, Kreta und den Kanaren. Schauinsland-Reisen ist zuversichtlich, "dass die europäischen Grenzöffnungen kurzfristig - also auch für die Sommerferien - die Nachfrage ankurbeln werden".

Flugreisen: Passagiere müssen sich auf veränderte Abläufe an den deutschen Flughafen einstellen. Maskenpflicht an bestimmten Punkten, entzerrte und daher langsamere Abläufe, aber vorerst keine Medizin-Checks - das sieht der Leitfaden vor, den der Branchenverband ADV vorgestellt hat. Mit dem Maßnahmenpaket soll das Ansteckungsrisiko für die Lungenkrankheit Covid-19 bei einem Wiederanlauf des Flugverkehrs nahezu ausgeschlossen werden, hieß es.

Bedenken: Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnt vor einer zu raschen Öffnung der europäischen Grenzen für den Tourismus. „Ich würde der Regierung raten, die Grenzen geschlossen zu halten - und zwar in beiden Richtungen“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). "Aus gesundheitlichen Gründen wäre es das Beste, die Menschen blieben an ihrem Wohnort." Durch den Reiseverkehr werde das Risiko einer zweiten Infektionswelle steigen: "Sie wird härter als die erste, weil wir nicht mehr so vorsichtig sein werden."

Lage der Tourismusbranche: Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) geht deutsche Tourismusbranche davon aus, dass sie noch lange mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise kämpfen muss. Im Reise- und Gastgewerbe rechnen rund 40 Prozent der Betriebe frühestens im kommenden Jahr mit einer Rückkehr zur Normalität. Diese Perspektive sei dramatisch, sagte Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer, der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstag). Die Tourismuswirtschaft zählt zu den am härtesten von den coronabedingten Beschränkungen getroffenen Branchen mit mehrheitlich kleinen und mittleren Unternehmen. Verbände fordern einen Rettungsfonds mit nicht zurückzahlbaren Zuschüssen.

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sca/dpa

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