In der Wüste auf den Spuren von Darth Vader

Tunis - Bis vor kurzem waren sie teilweise unter Wüstensand begraben, nun sollen sie helfen, leere Hotels und Touristenboutiquen zu füllen: Die "Star-Wars"-Kulissen aus den 1990er Jahren.
Im Süden Tunesiens könnten "Star-Wars"-Kulissen aus den 1990er Jahren eine Branche wiederbeleben, die seit dem Arabischen Frühling in der Krise steckt. Vor einigen Wochen legten Bulldozer das ehemalige Filmset Mos Espa, Heimat von Darth Vader alias Anakin Skywalker, wieder frei. Wenn es nach dem Willen der Tourismusbehörden geht, soll das von Sahara-Dünen umgebene Dorf der "Episode 1", dem vierten Teil der Weltraum-Saga, eine Besucherattraktion werden wie Kamelritte und Oasen.
Den Anfang machte ein von den Tourismusbehörden organisiertes Treffen dutzender tunesischer und ausländischer "Star-Wars"-Enthusiasten Anfang Mai: Stormtrooper, imperiale Garden, Jedi-Ritter und Sith aus Tunesien, Deutschland, Norwegen und Belgien ließen sich zum gemeinschaftlichen Filmerlebnis auf Teppichen und Kissen im Zentrum von Mos Espa alias Ong Jmel nieder. Kostümierte "Star-Wars"-Jünger zogen durch die 45 Kilometer entfernte Stadt Tozeur. Auch andere Szenen der Kultreihe wurden in Tunesien gedreht, insgesamt sind acht Filmsets über die Wüste verstreut. Die Stadt Tataouine im Süden inspirierte George Lucas zum Namen des Planeten Tatooine.
"Für tausende Fans ist dies ein Wallfahrtsort, und gleichzeitig belebt er die örtliche Wirtschaft, den Tourismus, die Kultur", sagt Raya Ben Guiza vom eigens gegründeten Verein "Save Mos Espa". "Die erste Phase ist erfolgreich abgeschlossen, der Sand ist weggeschafft und die ganze Struktur ist wieder sichtbar, nun kommt die zweite und wichtigere Phase: Die Restaurierung und Erneuerung der Kulissen. "Rund 137.000 Euro sind dafür nötig, von denen das Tourismusministerium die Hälfte übernimmt und der Rest durch Spenden aufgebracht werden soll. "Die Kulisse ist attraktiv, man muss sie nur restaurieren, am Leben halten und vor den Dünen bewahren", sagt Restaurierungsleiter Taieb Jallouli.
Die Einwohner von Ong Jmel begrüßen das Projekt, schließlich verzeichnete der Tourismus hier wie überall in Tunesien seit der Revolution im Januar 2011 schwere Rückgänge. Für den 29-jährigen Ingenieur Walid Souissi ist es "eine neue und ganz andere Erfahrung, damit kommen wir von dem traditionellen Image der Kamele oder Jasminsträußchen weg", sagt er. Zwar kamen zur ersten Veranstaltung in Ong Jmel nur wenige Besucher, doch sollen nach Angaben des Tourismusministeriums weitere Events folgen.
Tunesien: Ausflug in die "Star-Wars"-Kulissen
Manche sind skeptisch, ob das Projekt tatsächlich zur Entwicklung beitragen kann. Schließlich hat Tunesien in drei Jahren politischer Krisen und Instabilität schon die fünfte Regierung. Das Übergangskabinett aus Parteilosen soll das nordafrikanische Land auf die Wahlen 2014 vorbereiten. "Wir warten auf die Wahlen", sagt Mohamed Ali Laajmi, Inhaber des Hotels Sarra de Tozeur, das wie 18 andere Häuser aus Mangel an Besuchern schließen musste. "Wir brauchen radikale Lösungen, auch provisorische Lösungen", betont er. "Unter den aktuellen Bedingungen müssen wir geschlossen bleiben."
Andere sind zuversichtlich, dass die neue Tourismusministerin Amel Karboulder der Branche Auftrieb gibt. Nach der Initiative zur Rettung von Mos Espa macht sie sich nun für die Entwicklung einer "Star-Wars"-Marke stark. "Die Tourismusministerin hat für Ong Jmel geworben, und man hat das Gefühl, dass es allmählich besser wird", sagt Ladeninhaber Mounawar Taegue. "Vorher war es hier wie tot. Nun habe ich den Eindruck, dass sich der Tourismus positiv entwickelt."
AFP