Mit Freiwilligenarbeit im Urlaub Gutes tun
München - Den Urlaub nicht nur am Strand verbringen, sondern zugleich Gutes tun, geht das? Ja! Das Stichwort dafür heißt "Voluntourismus", eine Kombination aus "Volunteering" und Tourismus.
Viele Reiseveranstalter entsprechen diesem Wunsch und bieten eine Kombination aus Urlaub und Engagement an. "Das Bewusstsein dafür steigt", sagt etwa Kuzey Esener vom Reiseveranstalter TUI.
Was ist möglich?
Ein Engagement während des Urlaubs ist beispielweise im sozialen Bereich oder im Umweltschutz möglich. "Das heißt konkret, seine freie Zeit beispielsweise in einem Kinderheim in Lateinamerika oder einem Wildlife-Projekt in Kanada zu verbringen", sagt Birgit Dreyer, Reiseexpertin bei der Europäischen Reiseversicherung ERV. Die Teilnahmedauer reicht von mehreren Tagen bis zu sechs Monaten. Wichtig zu wissen: "Voluntourismus" ist nicht umsonst. Im Gegensatz zur Mitarbeit in Hilfsorganisationen wie zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen oder bei einem freiwilligen sozialen Jahr muss die Teilnahme bezahlt werden.
Wo kann man sich informieren?
Das Beratungsportal für Freiwilligendienste im Ausland, ausland.org, bietet Interessierten einen Überblick über Workcamps - etwa in Afrika oder Südamerika. Die Seite fairunterwegs.org informiert ebenfalls und gibt Tipps rund um das Thema Engagement im Urlaub.
Kann man "Voluntourismus" wie eine normale Urlaubsreise buchen?
Die Angebote variieren stark. Bei manchen Projekten müssen sich die Teilnehmer ihre Unterkunft und Verpflegung selbst organisieren. Andere Veranstalter bieten ein Rundum-sorglos-Paket an. "Es beinhaltet Unterkunft und Transport vor Ort, Teilnahme an dem Freiwilligenprojekt, Verpflegung sowie An- und Abreise", sagt Dreyer. Von den großen Reiseveranstaltern hat STA Travel ein umfangreiches Angebot zur Freiwilligenarbeit im Ausland im Programm. TUI bietet über den britischen Veranstalter i-to-i Freiwilligenprojekte an.
Was gilt es zu beachten?
Der Informationsdienst Tourismus und Entwicklung TourismWatch des evangelischen Entwicklungsdienstes Brot für die Welt mahnt zu Sorgfalt bei der Auswahl des Anbieters. Die Entwicklung und der Vertrieb von "Voluntourismus"-Projekten seien mit besonderen Anforderungen und Verantwortungen verbunden. "Ein seriöser Anbieter muss sowohl über das touristische Handwerk als auch über einiges Know-how zur Zusammenarbeit mit Entwicklungs- und Umweltprojekten verfügen", gibt der Informationsdienst auf seiner Homepage tourism-watch.de zu bedenken.
Was ist sonst noch wichtig zu wissen?
Da viele Hilfsprojekte auf anderen Kontinenten stattfinden, sollten sich Interessierte frühzeitig beim Auswärtigen Amt über Einreise- und Visabestimmungen informieren, betont Reiseexpertin Dreyer. Wichtig ist zudem ein ausreichender Impfschutz. Informationen darüber haben Krankenkassen oder das Zentrum für Reisemedizin. Auch der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung ist ratsam.
Wo liegen die Vorteile?
Neben der Überzeugung, etwas Sinnvolles getan zu haben, erhalten Teilnehmer authentische Eindrücke vom Gastland. Sie leben nicht nur in der wohligen Hotelwelt, sondern kommen mit den Menschen vor Ort in Kontakt. "Oft halten im Gastland gewonnene Freundschaften noch Jahre darüber hinaus", sagt Christoph Sonnenberg von ausland.org. Die überwiegende Mehrheit der Urlauber komme mit einem positiven Gefühl aus dem Ausland zurück, betont er.
Welchen Nutzen haben die Einheimischen?
Darüber gehen die Meinungen auseinander. Kritiker bemängeln, dass die Arbeit der Freiwilligen auch von Einheimischen übernommen werden könnte und dies besser für die dortige Wirtschaft sei. Susanne Richter gibt in einer Studie auf ausland.org die "fehlende Erfahrung und den Wissensstand der Volunteers" zu bedenken. In manchen Fällen könne der Mangel an Qualifikation sogar Schaden anrichten, "wenn die Gemeinschaft für die Volunteers als Gäste aufkommen muss und kein spürbarer Beitrag zurückkommt". Christoph Sonnenberg will diese Bedenken aber nicht gelten lassen: Wenn zum Beispiel Schulen in Entwicklungsländern Geld hätten, eigenes Personal einzustellen, würden sie es tun, sagt er.
AFP