Biathlon: Ein Verbot sorgt für neue Herausforderungen bei den Teams

Zur Saison 2021/22 im Biathlon werden Wachse mit bestimmten Fluorketten verboten. Die Mannschaften müssen umdisponieren. Im Gespräch mit dem Weltverband IBU werden die Änderungen präzisiert.
Anif - Zum Weltcup 2021/22 im Biathlon tritt eine Regeländerung in Kraft. Wachse mit bestimmten Fluorketten dürfen nicht mehr eingesetzt werden. Der Weltverband IBU wird die Teams kontrollieren. Bei Verstößen drohen Geldstrafen oder gar Startverbote.
Hintergrund der Regeländerung im Biathlon ist eine EU-Richtlinie, die den Einsatz bestimmter Fluorketten in Skiwachsen verbietet.
Biathlon: Fluorketten haben massive Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit
„Die EU-Richtlinie beinhaltet kein generelles Fluor-Verbot, es geht um spezifische Fluorketten, die für Umwelt und Gesundheit hochgradig schädlich sind. Diese Fluorketten waren teilweise Bestandteil von Wachsen, die unter anderem auch im Biathlon zum Einsatz kamen“, präzisiert Daniel Böhm vom Biathlon-Weltverband IBU (Internationale Biathlon Union) im Gespräch mit chiemgau24.de.
Böhm ist Teil einer Arbeitsgruppe innerhalb der IBU, die sich der Thematik angenommen hat. Der Biathlon-Weltverband will es bei einem Verbot von Fluorketten auf Sicht aber nicht belassen.
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Biathlon: Weltverband strebt „komplett fluor-freie Veranstaltungen“ an
„Wir gehen aber noch einen Schritt weiter und wollen zukünftig komplett fluor-freie Veranstaltungen durchführen . Dieses generelle Fluorverbot greift noch nicht zur Saison 2021/22, hier gilt zunächst das Verbot der angesprochenen Fluorketten“, erklärt der ehemalige Spitzenathlet, der u.a. 2014 Olympia-Silber mit der deutschen Staffel gewann.
Die Teams wurden bereits zur Vorsaison informiert, entsprechend viel Vorlaufzeit hatten die Skitechniker der Nationalmannschaften. Böhm ist zuversichtlich, dass das Verbot keine großen Auswirkungen auf die läuferischen Leistungen haben wird.

„Wir standen und stehen in intensivem Kontakt mit den Technikern der Teams. Das Feedback ist positiv, die neuen und zulässigen Wachse sind konkurrenzfähig. Bei spezifischen Wetterbedingungen gibt es noch leichten Nachholbedarf. Aber ich bin sicher, dass die Industrie und die Techniker das kompensieren werden.“
Die deutschen Athleten machen sich im Bezug auf die Änderung keine Sorgen. „Unsere Techniker machen so gute Arbeit, denen kann ich blind vertrauen. Wir konzentrieren uns auf unsere Aufgaben und sind sicher, dass wir auch in der neuen Saison gutes Material unter den Füßen haben“, sagte Vanessa Hinz im Gespräch mit chiemgau24.de.
Fluor hat eine wasserabweisende Wirkung und ist damit speziell bei regnerischen und warmen Bedingungen von Vorteil. Die Mannschaften müssen umdisponieren und haben sich verpflichtet, den neuen Regeln Folge zu leisten.
Biathlon: So kontrolliert der Verband die neue Regel
„Alle Präsidenten der IBU Mitgliedsverbände haben eine Deklaration unterschrieben, in der sie zusichern, dass ihr jeweiliger Verband die neuen Regeln befolgt“, erklärt Böhm.
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Dennoch wird der Verband kontrollieren, ob die Teams die neuen Regeln einhalten. „Wir werden bei den Veranstaltungen in der kommenden Saison Stichproben von Wachsen nehmen und diese in zertifizierten Laboren untersuchen lassen. Die Ergebnisse sollen in einem Zeitraum von 14 Tagen vorliegen.“
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Zudem wird weiter an einem Schnelltestverfahren gearbeitet, „mit dem wir noch vor dem Rennen prüfen können, ob die Ski regelkonform gewachst sind. Dieses Verfahren soll zur Saison 2022/23 ausgereift und einsatzfähig sein“, ergänzt der 35-Jährige.
Biathlon: Diese Strafen drohen bei Verstößen
Bei Verstößen kann es zu Geldstrafen oder - bei schweren und wiederholten Verstößen - zu Startsperren kommen.
„Das Strafmaß wird von der ‚Biathlon Integrity Unit‘ der IBU geprüft und dann im Einzelfall entschieden. Zu nachträglichen Disqualifikation wird es nicht kommen. Die Proben werden in den Wachskabinen genommen und nicht vom Ski des einzelnen Athleten. Die Proben sind also den Athleten nicht direkt zuordenbar, entsprechend können wir dann die Sportler auch nicht direkt in Haftung nehmen“, erklärt Böhm.
Wie sich die neue Regelung konkret auf die sportliche Leistung auswirken wird, ist vor dem Saisonstart in Östersund noch unklar.
„Ein Szenario, dass ein Team eine Art „Wunderwachs“ findet, ist denkbar. Ich halte es aber für unwahrscheinlich. Die Industrie ist seit langer Zeit mit Hochdruck auf der Suche nach Alternativen zu Fluor. Entsprechend gering ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Wachse fundamental unterscheiden werden“, so Böhm abschließend.
Quelle: chiemgau24.de
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